Autor Thema: Kurzabriss zur narzißtischen Persönlichkeit  (Gelesen 4722 mal)

Shet

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Kurzabriss zur narzißtischen Persönlichkeit
« am: 11. September 2008, 00:16:26 »
Kurzabriss zur narzißtischen Persönlichkeit

Charakteristisch für die Menschen mit einer narzißtischen Persönlichkeit ist das grandiose Selbstbild ihrer Einzigartigkeit und ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Selbst so etwas negativ besetztes wie eine Stoffgebundene und/ oder -ungebundene Abhängigkeit können sie in diese Strukturen integrieren. Was eine Abstinenzfähigkeit deutlich verringert wenn nicht das Grundproblem therapeutisch bearbeitet wird. Narzißtische Menschen träumen von grenzenlosen Erfolgen, von Macht, Glanz, Schönheit,idealer Liebe und davon unablässig beachtet und bewundert zu werden. Sie Suchen Aufmerksamkeit, oft um jeden Preis im positiven wie auch im negativen Sinn. Wenn sie kritisiert und / oder mit ihrem schwierigen unangepassten Sozialverhalten konfrontiert werden reagieren sie mit Wut, Scham oder dem Gefühl des Gedemütigtseins, auch wenn sie dies nicht offen zeigen.( gern aber " hintenherrum" äußern ) Was andere Menschen empfinden und denken ist ihnen egal, gleichgültig. Sie verstehen oftmals nicht, das sie durch ihr Verhalten und durch Äußerungen die sie im Alltag tätigen ,andere Menschen schwer kränken und verletzen und sich hieraus heftige zwischenmenschliche Konflikte entwickeln. Narzißtische Menschen haben wenig Emphatie, sie können sich nicht in andere Menschen einfühlen, erwarten dies aber für sich. Sie erwarten stetz Vergünstigungen von anderen ohne selbst jedoch Gegenleistungen zu erbringen. Im stationären Rahmen haben sie häufig Konflikte mit Mitpatienten und dem therapeutischen Team und nehmen diese Konflikte  stets als Fremdverursacht wahr. Im Alltag hinterfragen sie Regeln und Normen des zusammenlebens und fordern für sich Sonderregelungen und Ausnahmen, auch versuchen sie Regeln zu unterlaufen. Das therapeutische Team ist gefordert sich diesem Verhalten zu stellen und das einhalten von Regeln zu fordern und zu überwachen. Wenn sie zum Einhalten der Regeln aufgefordert werden und keine Sonderregelungen erhalten sind sie oft zutiefts gekränkt und es fällt ihnen sehr schwer Erklärungen anzunehmen. Ihr Verhalten anderen Menschen gegenüber ist oft ausbeuterisch geprägt und missachtet die Rechte anderer.
Widerfährt ihnen jedoch ein von ihnen empfundenes Unrecht tritt eine enorme Wut auf, die auch in Gewalthandlungen führen kann. Oft konsumieren narzißtische Menschen in solchen Momenten Suchtmittel um ihre innere Anspannung zu bekämpfen. Ihre Probleme sind in ihrem Erleben einzigartig und können nur von ganz besonderen Menschen verstanden werden. Diese Idealisierung kann zu einer Person grenzenlos sein, aber genau so grenzenlos und verletzend kann die Abwertung erfolgen, wenn sie sich von dieser Person enttäuscht fühlen. Bei therapeutisch tätigen Personen lösen sie oft Wut und Ablehnung aus. Da ein alltäglicher Umgang mit narzißtischen Menschen auf einer psychiatrischen Station von ständigen Konflikten, Diskusionen, gegenseitigen Frustrationen und Grenz- und Regelverletzungen geprägt ist, die das Personal ständig fordern. Es ist ungemein wichtig ihnen klare Grenzen zu setzen und die Einhaltung zu beachten und ein zu fordern. Unangepasstes Sozialverhalten  muss ihnen Situationsnah zurückgemeldet werden, da sie selbst dieses Verhalten nicht als Fehlverhalten wahrnehmen. Wenn auf einer Station  mehrere narzißtische Menschen zusammen kommen  bilden sie häufig im Rahmen der Abwehr und der Suche nach Verständnis sowie Harmonie eine Gruppe mit heftiger eigner Dynamik. Menschen mit narzißtischen Persönlichkeitsstrukturen haben Probleme sich selbst realistisch und rational einzuschätzen und wahrzunehmen und mit ihren Defiziten angemessen umzugehen. Sie handeln häufig gegen das therapeutisch klar abgesprochene Konzept, auch bei somatischen Erkrankungen. Bei gleichzeitig hoher Erwartungshaltung  an das therapeutische Team. Diese hohe Erwartungshaltung gegenüber anderen haben sie auch in vielen Bereichen des alltags. Wie schon oben kurz erwähnt nehmen narzißtische Menschen ihre  Probleme von aussen und anderen Verurscht wahr und haben hierbei oft ihre " eigene Wahrheit " . Eigene Anteile an Problemen werden verleugnet, bis negiert, obwohl diese Anteile ihnen durch ein " inneres Gefühl" durchaus bewusst sein können.
Für die Arbeit mit narzißtischen Menschen ist es extrem wichtig für den therapeutischen Umgang, sich nicht von deren Idealisierung und Abwertung nach erlebten Enttäuschungen, die auf Dauer nicht ausbleiben können, beeinflussen zu lassen. Für Pflegepersonen die den meisten sozialen Kontakt zu diesen Menschen haben wird es kaum möglich sein den überhöhten Erwartungen dieser Personen gerecht werden zu können. So das Frustration, Wut der Patienten und die darauf folgende Abwertung der Pflegekräfte während einer Behandlung nie ausbleiben wird.
Es ist wichtig diesen Patienten nicht nachzugeben und stattdessen eine konstante und gleichmässige Haltung einzunehmen, dies gilt es auch dauerhaft durchzuhalten. Auch und gerade dann wenn der Patient aggiert ,mit Beschwerden droht oder diese auch tätigt. Der Beschwerdestelle oder dem Patientenführsprecher in seiner Rolle sollte klar sein wie schwierig und problembesetzt sich der Alltag auf Station mit narzißtischen Menschen gestaltet. Diese Ansprechpartner sind gefordert sich nicht instrumentalisieren zu lassen und bei berechtigten Beschwerden mit " Fingerspitzengefühl" vorzugehen, um die Strukturen des Patienten nicht zu festigen und die Therpie in Frage zu stellen.
Aus tiefenpsychologischer Sicht liegen die Entstehungsbedingungen des Narzismus in einer Eltern-Kind-Störung, die in sehr frühen Lebensjahren durch Frustration oder Überverwöhnung oder durch einen Wechsel von beiden aufgetreten ist. Um sich vor erneuten Kränkungen und Versagungen zu schützen, zieht sich das Kind affektiv zurück. An die Stelle von ehemaliger Sicherheit und Wohlbefinden treten nun Gefühle der Unsicherheit, des Misstrauens, der Leere, des Selbstwertverlustes und der Minderwertigkeit. Diese wahrgenommenen Unzugänglichkeiten werden mit der Herausbildung einer narzißtischen Persönlichkeitsstruktur abgewehrt. Dies macht ein Leben in Zufriedenheit und sozialen stabilen Strukturen sehr problematisch, teils unmöglich. Oftmals können sich narzißtische Menschen selbst kaum aushalten und übertragen ihre Gefühle auf die Umwelt. Häufig entwickeln sie zusätzlich Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen und suizidale Krisen, die erst zur klinischen Behandlung in einer Psychiatrie führen. Es ist sehr wichtig das die angefangene Therapie ambulant fortgesetzt wird.
Bei der narzißtischen Persönlichkeitsstruktur handelt es sich um eine Charakterstruktur die bis ins hohe Lebensalter konstant erhalten bleibt.