Fangen wir an: Also der Jargon/Semantik von der Kollegin halte ich für suboptimal, Bsp Weiterhin hätte ich dann mehr Hr. L. in den Mittelpunkt gestellt, wie war sein Entzug, wurde er kooperativer, konnte er für weitere Suchtspezifische Maßnaßmen motiviert werden?
Er geht wegen einer Oberschenkelfraktur insKrankenhaus in die Chirurgie.
Innere Medizin stationiertzum Entzug.
In der Regel geht keiner mit einer Femurfraktur ins Krhs, und das Wort stationiert hätte ich jetzt nicht verwendet.
In dieser Zeit trinkt Horst L. mehr-Was ist mehr? Dies kann von 2 Fl. Bier bis zu min. 2 Fl. Wodka alles bedeuten.
Die ebenso wenig vom Alkohol abgeneigte
Renate ist seine derzeitige Partnerin- klingt so für mich abwertend/distanzgemindert, der Vornamen tut nichts zur Sache
Horst L. ist der typische Gamma-Trinker- ist (ab)wertend, hilft uns aber in der Beurteilung der Krankheitsschwere nicht weiter. Bei erst 3 klinischen Entgiftungen schon von Gamma zu sprechen halte ich für gewagt.
Während der Anamnese stellen die examinierten Pflegekräfte fest, dass mehr als eine
Fraktur bei ihm vorliegt. In der Zeit seines Aufenthaltes in der Chirurgie zeigt er ein
aggressives, distanzloses, verstimmtes und unadäquates Verhalten. Er drängt auf
Entlassung. Er wurde beim Trinken erwischt, hat auffällige Leberwerte und die
Pankreas ist leicht angegriffen. – Hier fehlt a) die Beschreibung seines Verhaltens, die Aufzählung kann alles Mögliche besagen und individuell ist interpretationsfähig. Konkret wäre z. B. Pat rauchte trotz Rauchverbot und Erinnerung wiederholt im Zimmer oder Pat. nannte die Kollegin blöde Zicke, oder er duzte die Kollegen.
b)Des weiteren fehlt die komplette Krankenbeobachtung. Kein Wort von Tremor, geschweige denn welche Art von Tremor. Hatte der Pat. eine schweißige Haut, waren die Vitalparameter erhöht, war er suggestibel?
c) Kein Hinweis auf angebotene oder in Anspruch genommene ambulante Angebote
Vererbung her ist auffällig, dass es bei vielen C2-Abusus-Betroffenen
bereits Erkrankungen in der eigenen Familie gibt. Es gibt keinen Nachweis dafür ob
das „Trinken“ abgeschaut bzw. nachgeahmt (Verwandte sind mehr oder weniger in
der Vorbildsfunktion) oder tatsächlich vererbt ist- man kann den Partner/Eltern nur noch im Suff ertragen, ansonsten wäre es nicht zum aushalten, eine Erklärung aus zig Pflegevisiten/Anamnesen.
Der Rest ist meiner Meinung nach die Aneinanderreihung von fremden Wissen ohne größere Eigenanteile. So fehlt z. B. jeder Hinweis auf die z. B. Hamburger Entzugsskala, es fehlt der Hinweis auf motivation interviewing oder auf TIQUAAM. Und wie hat Hr. L. auf die stationären Angebote reagiert?
Hinlegen und Beine hochlagern- Wozu, erstmal Vitalparameter messen
Wenn der Betroffene nicht ansprechbar ist, keine Reflexe zeigt, wie beim
Zwicken, Atemstörungen erkennbar sind und vor sich hindämmert-
Rettungsdienst rufen!
- Bei einem schlafendem Zustand oder Bewusstlosigkeit denjenigen in die stabile
Seitenlage positionieren
- Wegen potentieller Erstickungsgefahr die Mundhöhle von Fremdkörpern und
Erbrochenem befreien- erstmal alles in die richtige Reihenfolge bringen, d. h. zuerst kontrolliere ich das Bewusstsein und das fängt mit dem Ansprechen an, anschließend reibe ich über das Sternum, Zwicken ist Blödsinn. Als Fachkraft ist mir die GCS bekannt und handele entprechend. Reagiert der Pat. nicht-112 und stabile Seitenlage sowie kontinuierliche Überwachung, Suche nach Begleitverletzungen/Erkrankungen, oft genug beim Body-check ne Überraschung erlebt. Von der Hypoglykämie bis zum SHT hab ich da schon alles erlebt, Schubladendenken kann tödlich sein.
Für frische Luft sorgen, Hemd oder Bluse oben evtl. aufknöpfen
Um eine Unterkühlung vorzubeugen den Betroffenen zudecken-dass beißt sich, ein C2 Intox führt in der Regel immer zu einer Unterkühlung
Handschuhe sind als Eigenschutzmaßnahme von Vorteil- Falsch, unverzichtbare PSA
Wenn möglich Wasser oder Tee anbieten- mehr als gewagt, ein Pat. mit C2 Intox neigt zum Erbrechen
Das Therapieziel ist die dauerhafte Abstinenz. Ein späterer kontrollierter Konsum
(durchaus realistisch) ist mit Rezidiven zu gefährlich,. Rückfallgefahr ist extrem
hoch. Es gibt zwar die Möglichkeit nach der Therapie auf ein kontrolliertes Trinken (
harm reduction) umzusteigen , davon ist dennoch abzuraten.
Der C2-Abusus-Betroffene sollte sich von dem Alkohol endgültig lösen und sich mit
dem Entzug anfreunden- Wer legt dieses Therapieziel fest? Wenn ich den Betroffenen der Sucht erhalten will gehe ich genau danach vor. Wichtig ist, was der Betroffene will, und darin unterstützen wir ihn. D. h. er könnte sich nur runterdosieren wolle, er könnte sich stabilisieren wollen, und er könnte aufhören wollen. Letztendlich muß die Motivation für ein abstinentes Leben größer sein als die Motivation zum Trinken