Autor Thema: Ein Dogma fällt: Hungern vor der OP wird nicht mehr empfohlen  (Gelesen 4076 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Viele Patienten glauben immer noch, dass man nur mit vollkommen nüchternem Magen zu einem Eingriff erscheinen sollte. Die Chirurgen haben sich aber längst auf großzügigere Regelungen geeinigt.

Manche Dogmen halten sich hartnäckig, obwohl sie längst widerlegt sind. Dazu gehört, dass Patienten vor einer Operation längere Zeit nüchtern bleiben sollen. Den Kranken wurde daher geboten, ab Mitternacht zu hungern, wenn anderntags eine Operation anstand. Durch dieses Fasten sollte erreicht werden, dass bei der Beatmung während des Eingriffs kein Mageninhalt in die Lunge gelangt. Obwohl es seit Jahren weniger restriktive Empfehlungen gibt, hält sich das alte Gebot beharrlich, wie Markus Büchler von der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München erklärte. Patienten dürfen nach den neuen Empfehlungen bis sechs Stunden vor der Operation eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen und bis zwei Stunden vor der Operation klare Flüssigkeiten ohne Milch oder Fruchtfleisch trinken.

Studien haben belegt, dass diese großzügigeren Regelungen nicht dazu führen, dass bei der Beatmung häufiger etwas vom Mageninhalt in die Lunge gelangt. Die Nachteile des Fastens wiegen schwerer. Längeres Hungern mindert nicht nur das Wohlbefinden des Patienten, sondern es beeinflusst auch, wie sich der Kranke erholt und wie gut das Behandlungsergebnis ist. Längeres Fasten vor einer Operation sei also keine Sicherheitsmaßnahme, sondern ein Sicherheitsrisiko, gegen das dringend und entschieden weiter vorgegangen werden müsse, so Büchler. ..."


Von Hildegard Kaulen unter http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/vor-op-nuechtern-sein-wird-nicht-mehr-empfohlen-13701062.html

Siehe auch http://www.pflegesoft.de/forum/index.php/topic,6095.0.html...

Schönen Sonntagabend noch!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Ein Dogma fällt: Hungern vor der OP wird nicht mehr empfohlen
« Antwort #1 am: 20. Juli 2015, 08:54:18 »
Die Überschrift des Artikels ist ja wieder journalistische Freiheit. Für mich überzogen! Wer muss denn hungern, wenn er/sie mal auf Nahrung verzichten muss. Doch wohl kaum in unseren Breitengraden! 

Zeitlich begrenzt (etwa 8 Stunden) auf Nahrung zu verzichten wegen einer möglichen Operation/Narkose/ein anderer Eingriff ist für mich kein Hungern. Sicherlich könnte es auch mal 12 bis 15 Stunden werden, wenn die OP deutlich später als 8 Uhr angesetzt ist.
Soweit ich mich erinnere, konnten die Patienten noch am Abend normal zu Abend essen. Wo wird also gehungert?
Dann frage ich mich, wenn ein Chirurg weiteres essen erlaubt, ob er auch die Verantwortung übernehmen wird?
Soweit es mir in Erinnerung ist, ist der Anaesthesist für die Narkose und das Drumherum verantwortlich.
In Abstimmung mit dem Chirurgen kann der Anaesthesist darauf hinwirken, dass der Patient zur Einleitung und ggf. während der Operation in leichter Beintieflage gelagert wird. Das kommt dann auch einer Aspirationsprophylaxe gleich.
Ich denke aber auch, dass Die-/Derjenige die/der eine Heimlich-Aspiration und die Folgen beobachtet hat, größtmögliche Vorsicht walten lassen wird. Egal was Kopferte dahersagen. Für mich bleibt der Fakt: Wer übernimmt Verantwortung, wenn sich etwas entwickelt hat.
Reden wollen VIELE, Verantwortung übernehmen die Wenigsten!

Auch wenn es ein anderes Thema ist:
Im Moment gibt es in einem Seniorenheim hier im Ruhrgebiet eine PDL, die die Verantwortung für das spärlich qualifizierte Assistenzpersonal auf diese rückübertragen will. "... die haben nicht qualifiziert gearbeitet!"
Das ist für mich die traurige Wirklichkeit im Umgang von einigen wenigen PDL´s mit ihren Mitarbeiterinnen.
Hier empfehle ich dringend bereits beim Eintritt in die Beruflichkeit sich zu organisieren in einer Gewerkschaft oder einem Berufsverband. Dort wird Rechtsbeistand zugesichert. Diesen benötigen die Pflegeassistentinnen jetzt sehr dringend!!
Es sind ja oft Frauen, die nach ihrer Kinderzeit sich in einem Pflegeassistenzberuf einbringen möchten.
Nach meiner aktuellen Erfahrung trauen sich einige Personen aus diesem Schülerinnenkreis weniger zu, als sie zu leisten im Stand sind. Was viele von denen bereits geleistet haben, ist Anlass genug, dass man sie fördern sollte.
Der Wille zur Förderung (gefördert werden wollen), muss allerdings von den Schülerinnen kommen. Nicht vom Lehrer oder andren Mentoren!
Eine schöne und sonnenreiche Woche wünscht allen IKARUS

Offline dino

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Re: Ein Dogma fällt: Hungern vor der OP wird nicht mehr empfohlen
« Antwort #2 am: 20. Juli 2015, 12:41:58 »
Also da muss ich Dir aber mal ganz klar widersprechen. Hungergefühl ist individuell unterschiedlich ausgeprägt. Der Eine ist ein Asket, der Andere eben nicht. 8 Std. ohne Essen? Das ist eine Qual. Und wenn eine OP für morgens 08:00 angesetzt ist heißt das doch noch lange nichts. Ich sollte um 08;00 rein und war gegen halber 12 drin. Nachdem ich dann aufwachte brauchte ich erstmal einen Breuler, Pommes und Coke. Danach ging es mir besser.
Der Bericht ist aus der Presse. Für einen Journalisten ist Alles was im OP rumrennt und grüne Kutten trägt ein Chirurg.
Ein Anästhesist wird sich weder die Butter vom Brot nehmen lassen noch die Verantwortung für die Entscheidungen anderer übernehmen.
Es ist Sommer, die Griechen sind langsam out, und das Sommerloch naht. Da wird wahrscheinlich wieder der Adolf mit seiner geheimen Raumstation auf dem Mond rausgeholt. Für die Presse ist nichst so abgedroschen wenn es auch nur ein paar lesen.
VG
dino

Offline IKARUS

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Re: Ein Dogma fällt: Hungern vor der OP wird nicht mehr empfohlen
« Antwort #3 am: 20. Juli 2015, 13:20:35 »
Sicherlich hast Du recht Dino, wenn du schreibst, dass Hunger ein sehr individuelles Gefühl ist. Das teile ich !!!
Wenn du aber bestimmte Erfahrungen gemacht hast, wird dich das lehren!!!
Ich entscheide was und wie ich arbeite!
Wenn ein Patient eine andere Fachfrau /-mann findet, dann kann ich damit leben.
Für mein Tun und die daraus ableitende Verantwortung, muss ich gerade stehen vor einem Schwarzrock!
Gleich geht's zum Oldietanzen und am Abend zum Turniertraining.
Beste Grüße, IKARUS