Autor Thema: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik  (Gelesen 6291 mal)

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melden am 13.01.2015  die NEWS auf Station24.de

"Das Bündnis für Altenpflege hat angesichts der jüngst präsentierten Rekordausbildungszahlen in der Altenpflege die Pläne einer generalistischen Ausbildung kritisiert. Laut dem Zwischenbericht zur „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege" der Bundesregierung hat die Altenpflegeausbildung in der Bundesrepublik mit 26.740 Eintritten einen neuen Spitzenwert erreicht. Ob dieser Nachrichten sei das Vorhaben der Bundesregierung, den Altenpflegeberuf zugunsten der Generalistik aufzugeben, „in keiner Weise nachvollziehbar", sagte der Bündnisvertreter Thomas Kunczik gestern in Berlin.

Er forderte die Politik auf, die Generalistik-Pläne sofort zu stoppen und außerdem das Schulgeld in allen Bundesländern abzuschaffen, was bisher nur in 9 Ländern der Fall sei. Für den in dem Bericht dargestellten Aspekt, dass in weiteren drei Bundesländern genügend kostenfreien Schulplätze zur Verfügung stünden, „würden wir gern einmal Belege sehen", so Kunczik weiter."


Erfreut bin ich über diese Meldung nicht, kann sie aber nachvollziehen. Es spiegelt ja auch meine Beobachtungen in den Altenpflegeschulen wider.
Da wünschen sich die Altenpflegeschülerinnen und Altenpflegeschüler und ebenso ihre Ausbilder, dass sie von "der großen Krankenpflege" mehr Anerkennung bekommen. Der Wunsch könnte nachvollziehbar sein, wenn es nicht einige Spitzen aus diesen Reihen gäbe.
Da unterstellen "die AltenpflegeschülerINNEN" und ihre Ausbilder, dass sie kompetenter seien in Sachen Empathie, wohingegen die Krankenpflegeschüler sich auf das somatische konzentrieren würden.
Ich, der aus der Somatik kommt, habe es nicht leicht, wenn ich mir erlaube, dies in einem anderen Lichte darzustellen.
Und hier ist der Ansatz meiner Kritik!!
Das jeder Mensch seinen Blickwinkel hat ist für mich normal und ebenso ok.
Wenn aber Menschen ihren Blickwinkel als den "richtigen" betrachten, kann das Probleme aufwerfen.
So sehe ich das auch hier in diesem Falle!!
Jetzt wo die Altenpflegeschulen einen großen Zulauf bekommen (gut so!!!), wollen sie keinen Zusammenschluss und beharren sogar auf ihre Selbständigkeit. Das ist mir auch bekannt aus der Politik und dem südlichsten Bundesland. Sie plädieren für Solidarität in Zeiten wo sie Hilfe benötigen. Sie wehren sich gegen eine Solidarität in Zeiten ihres Überflusses.
Ich denke, dass es den Gegner der Generalistik darum geht, ihre Pfründe zu bewahren, statt dass sie die Chancen sehen die eine Generalistik bietet. Dies besonders international.
Ich möchte es an dieser Stelle noch einmal deutlich hervorheben: nur in der BRD ist der Berufsstand der Altenpflegefachkraft bekannt. In anderen europäischen Ländern haben die Pflegekräfte eine gemeinsame Ausbildungsgrundlagen und spezialisieren sich erst später in den Bereichen der Kinder- Erwachsenen- oder Altenpflege.

Der Vorteil hier liegt darin, dass eine Weiterqualifizierung in die Nachbardisziplinen leichter ist als bei uns im Lande der Bewahrer!!
Beste berufspolitische Grüße aus Essen, IKARUS

Offline dino

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #1 am: 13. Januar 2015, 18:03:29 »
Das würde sich dann Fachpflege für Geronto nennen, hat halt nur den Haken das man vorher die Dreijährige benötigt. Ich halte die Kritik für überzogen und polemisch. Gelebte Empathie senkt den Sauerstoffverbrauch bei den Patienten, Angst lässt ihn steigen. Schmerzen durch inkompetentes Verhalten auch. Ich gehe einfach mal davon aus das, wie Du vermutest, Einige Angst um ihre Pfründe haben und Andere vielleicht Angst haben die Dreijährige nicht zu schaffen. Nehmen wir doch als Beispiel mal die Ärzte, auch ein Geriater ist ein Facharzt. Er studierte aber vorher ganz normal Medizin.

Da unterstellen "die AltenpflegeschülerINNEN" und ihre Ausbilder, dass sie kompetenter seien in Sachen Empathie, wohingegen die Krankenpflegeschüler sich auf das somatische konzentrieren würden.
Dieser Absatz stammt wohl aus der Windelpost, Neues von der Einlage.
VG
dino
« Letzte Änderung: 13. Januar 2015, 18:30:40 von dino »

Offline IKARUS

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #2 am: 13. Januar 2015, 19:32:15 »
Dein Hinweis Dino auf die Mediziner ist so richtig verstanden. Es gibt eine Grundausbildung, die ja nicht unbedingt 3 Jahre dauern müsste. Wird sie verkürzt, ist eine Vergleichbarkeit nicht mehr mit anderen EU-Ländern und dem weiteren Ausland nicht mehr gegeben. Auf einer guten Grundlage lässt sich so viele aufbauen, an das der/die Einzelne zu Beginn der beruflichen Karriere nicht denkt. Es gibt ja so einige exzellente "Spätstarter"! Je nach vorhandenen oder entwickelten kognitiven Fähigkeiten ist ein Durchstarten möglich. Da muss es zu Beginn keine Ausgrenzung geben, die so oft ins Feld geführt wird.  Unser Beruf soll und muss für alle Bildungsschichten offen bleiben, damit sich die heutige Vielfalt erhalten lässt.
VG, IKARUS

Offline dino

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #3 am: 14. Januar 2015, 09:12:27 »
Da möchte ich Dir widersprechen, unser Beruf kann nicht für Alle Bildungsschichten offen sein. KPH die später die Dreijährige machen und "nur" einen Hauptschulabschluss besitzen haben es schwerer. Nur die Praxis reißt es nicht, ohne theoretische Grundlagen wieso, warum eine Massnahme ergriffen wird geht es nicht. Eine Zugangsvoraussetzung ist keine Ausgrenzung, außer man will es so sehen.
VG
dino

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #4 am: 14. Januar 2015, 09:40:04 »
Meine Bester!!! Denke doch mal um eine (meine!) Ecke.
Wenn du zurecht anfügst, dass ein Hauptschüler der mit der Pflegehilfe seine berufliche Karriere beginnt, könnte sich ja auch noch berufsbegleitend an der Abendschule weiterbilden. Mit den höherwertigen Bildungsabschlüssen können dann auch anspruchsvollere Ausbildungen erfolgreich angehängt und absolviert werden.

Ich denke mal, dass es auch bei Euch Abendschulen gibt, in denen sich Spätstarter nachqualifizieren können. Oder?? Gelle!!
Beste Grüße aus dem sonnigen Essen, IKARUS

Offline dino

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #5 am: 14. Januar 2015, 09:45:09 »
Aber das sind echte Ausnahmen. Umsatteln nach schon erlenten Beruf bzw. Studium ist öfter, aber da hat Thomas mehr Durchblick.
VG
dino

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #6 am: 14. Januar 2015, 10:05:36 »
Sicherlich sind es Ausnahmen, die zu einem späteren Zeitpunkt durchstarten, aber es gibt sie. Bei uns hier gibt es viele Möglichkeiten neben dem Beruf sich weiter zu qualifizieren. Selbst ein Studium ist so möglich.
Da müssen aber die Absolventen sehr diszipliniert sein!
VG, IKARUS

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #7 am: 22. Januar 2015, 10:46:30 »
Nun ist am 21. Januar 2015 auf STATION 24.de folgendes zu lesen:

"... DPR relativiert positive Ausbildungszahlen in der Altenpflege
Der Präsident des Deutschen Pflegerates (DPR) Andreas Westerfellhaus hat die zu Monatsbeginn von der Bundesregierung präsentierten positiven Altenpflegeausbildungszahlen relativiert. Diese sagten noch wenig über den Erfolg in diesem Handlungsfeld der Offensive aus, so Westerfellhaus gestern in Berlin.  Zur Halbzeit der seit Ende 2012 laufenden Initiative könnten noch keine Zahlen über die Steigerung erfolgreicher Berufsabschlüsse vorliegen, da die Ausbildungen noch nicht abgeschlossen seien, sagte Westerfellhaus.     ..."

Es ist immer der Blickwinkel der entscheidet, was gesehen werden kann und sollte.
Mal sehen wo der Weg hinführen wird!
VG, IKARUS

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #8 am: 22. Januar 2015, 12:47:10 »
Das Bündnis hat die Zahlen vielleicht "etwas" hochgerechnet. Ironiemodus an: Da wir die Zulassung zur AP-Ausbildung kennen haperte es vielleicht mit den Mathekenntnissen, Ironiemodus aus.  :evil: 8-)
VG
dino

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #9 am: 22. Januar 2015, 13:12:04 »
Ich kann die nur partiell widersprechen Dino. Für mich hat das nichts mit den Zulassungsmodalitäten zur AP zu tun. Für mich handelt es sich hier um die Verteidigung für Beständen. Denn wenn es zur Generalisitk kommt, müssen einige Posten geräumt werden.
Wenn Du die geringeren Zugangsvoraussetzungen ansprichst, die für unterschiedliche Bildungsgänge erforderlich sind, dann gehen wir doch sicherlich auf der gleichen Straßenseite, wenn wir behaupten, dass für bestimmte Aufgaben kein Hochschulstudium benötigt wird. Auch in der "Großen Krankenpflege" gibt es Aufgaben, für die intensive Lateinkenntnisse nicht erforderlich sind. Für die Alten-, Kranken- oder Kinderkrankenpflege (das Gleiche nehme ich an für die Familien- oder Gemeindepflege) gibt es aber auch Aufgaben, die so anspruchsvoll sind, dass hier eine höhere Qualifizierung erforderlich ist. Schon allein, weil man mit Koalitionspartnern zusammenarbeiten muss, die (wie wir auch!!) zuerst an die eigenen Ziele denken.
VG, IKARUS

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Re: Altenpflege-Bündnis fordert sofortigen Stopp der Generalistik
« Antwort #10 am: 22. Januar 2015, 14:06:52 »
Fasse meinen Beitrag ironisch auf. Klar ham die Angst um ihre Posten.
Es gibt Hilfskräfte in Form von KPH und Assistenten.
VG
dino