Autor Thema: Themenbereich 1 Diabetes mellitus Frau Meyer  (Gelesen 17916 mal)

Offline Chr!s

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Themenbereich 1 Diabetes mellitus Frau Meyer
« am: 10. Juni 2008, 00:24:18 »
1.
Persönliche Daten:
-Frau Meyer ist 68 Jahre alt, 1,63m groß und wiegt 81 kg.

Biographie, soziale Lebenssituation und soziales Umfeld:
-Verheiratet: Ehemann, Z.n Apoplex vor 3 Jahren mit leichter Parese im linken Bein.
-Sie lebt mit ihrem Ehemann, der Tochter, dessen Ehemann und ihren 3 Enkeln im 2 Familienhaus.
-Sie war früher Sekretärin, hat aktuell wenig Freizeit, liest gern, macht Handarbeit und hat Interesse an Politik.
-Sie macht den Haushalt selbst, der Mann bestellt den Garten.
-Sie kümmert sich 3 mal in der Woche um die Enkel, da die Tochter halbtags berufstätig ist.
-Sie macht die Wäsche der Familie und der Tochter.

Gesundheitszustand:
medizinische/ pflegerische Parameter
-Nüchtern Blutzucker: 250 mg%
-Diabetes mellitus Typ-2
-Vitalzeichen unauffällig

Gesundheitsverhalten:
-mangelnde Beweung, sie fährt viel mit dem Auto.
-schlechtes Ernährungsverhalten, kocht nicht gesundheitsbewußt, ißt gerne Süßigkeiten.
-hat wenig Freizeit, opfert sich für andere auf und stellt eigene Bedürfnisse in den Hintergrund.

Vorerfahrungen mit dem Gesundheitssystem:
-durch die Erkrankung des Ehemannes.

Gesundheitsempfinden:
-Übelkeit, Appetitlosigkeit, Ermüdung, Durst und Polyurie.

2.
-Es besteht die Gefahr der Entgleisung des Blutzuckers, aufgrund nicht eingestellten Diabetes mellitus.
-Frau Meyer reagiert auf die Diagnose schockiert und zeigt Ratlosigkeit. Sie ist über ihr Krankheitsbild nicht ausreichend informiert.
-Pat ist über Spätfolgen noch nicht aufgeklärt.
-Pat fühlt sich bezüglich der neuen Situation und Lebensumstellung überfordert.

3.1
Das Pankreas hat eine exokrine und eine endokrine Aufgabe.
Im gesamten Pankreas liegen etwa 0,5 bis 2 Millionen sog. Langerhansinseln verstreut.
In den Langerhansinseln sind verschiedene Zellen:
A- Zellen, ca. 20% aller Zellen
B- Zellen, ca 80% aller Zellen

B- Zellen bilden das Hormon Insulin

-es wirkt an allen Zellen
-erhöht die Glucoseaufnahme in den Zellen und senkt somit den Blutzucker
-fördert die Kaliumaufnahme in den Zellen
-Glykogensynthese: Fördert den Aufbau von Glykogen in Muskel und Leber
-Eiweißsynthese
-Lipogenese: hemmt die Mobilisation von Fetten aus dem Fettgewebe und fördert die Aufnahme freier Fettsäuren, die als Depotfett gespeichert werden

Hauptanreitz für die Ausscheidung von Insulin ist ein erhöhter BZ- Spiegel. Das Adrenalin aus dem Nebennierenmark bremst die Insulin Ausschüttung.

A- Zellen bilden das Hormon Glukagon

-es wandelt das in der Leber gespeicherte Glykogen bei Bedarf wieder in Glucose um und gibt es wieder ins Blut ab. BZ- Steigerung.

Hauptreiz für die Glukagonausschüttung ist eine Hypoglykämie, sowie eine allgemeine Erregung des Sympathikus. Eine Hyperglykämie bremst die Glukagonausschüttung.

3.2
-verminderte Insulinwirkung= Insulinresistenz durch einen Insulinrezeptordefekt der Zellen mit gestörter Glucoseverwertung in den Körperzellen.
-Metabolisches Syndrom: Adipositas, Fettstoffwechselstörung und Hypertonie.
-Störung der Insulinsekretion mit relativem Insulinmangel. Die Zellen produzieren nicht genug Insulin.

3.3
Bewegung und Ernährung
Die wichtigsten Therapiebausteine sind regelmäßige Bewegung und ein normales Gewicht. Dies verbessert die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin. Zu Beginn der Therapie wird  immer versucht, mit Allgemeinmaßnahmen aus zukommen. Helfen die Allgemeinmaßnahmen nicht, werden zu Beginn der Erkrankung zusätzlich Medikamente eingesetzt. Trotzdem sollte sich jeder Diabetiker auf jeden Fall bewegen und auf sein Gewicht achten.
 
Tabletten
Metformin und die neue Gruppe der Insulin-Sensitizer
-machen die Körperzellen für Insulin empfindlicher.

Sulfonylharnstoffe und Glinide
-fördern die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse.

Resorptionsverzögerer
-verlangsamen die Aufnahme von Glukose über den Darm ins Blut.

Inkretin-Mimetika bzw. DPP-4-Inhibitoren.
-Exenatide und Sitagliptin erhöhen die Konzentration bestimmter Darmhormone (Inkretine), welche die Insulinfreisetzung regulieren.

Insulin
Eine Insulintherapie ist immer dann angezeigt, wenn durch diätetische Maßnahmen und orale Antidiabetika das individuelle Therapieziel nicht erreicht wird.

Insuline
-schnellwirkende Insulin Analoga: Novo Rapid
-kurzwirkende Insuline: Actrapid
-NPH- Insuline: Protaphane
-Mischinsuline der 1. Generation: Actraphane 50/ 50
-Mischinsuline der 2. Generation: Novo Mix 30
-Lang wirksames Analog Insulin: Lantus

3.4
Zeichen der Hyperglykämie
-Bewusstseinseintrübung
-Exisikkose
-Übelkeit
-Durst
-Erbrechen

Zeichen der Hypoglykämie
-Heißhunger
-kalter Schweiß
-Hautblässe
-Angst
-Tremor
-Herzklopfen
-Sehstörungen
-Konzentrationsschwäche
-Krampfanfälle
-Bewusstlosigkeit

Im Notfall, wo man keinerlei Ahnung hat, wie der tatsächliche Blutzuckerwert des Pat ist, wird sofort Einfachzucker verabreicht. Der Pat muss immer Traubenzucker bei sich tragen.

3.5
-die Zahl der Pat mit Typ-2 Diabetes wird sich bis zum Jahr 2025 mehr als verdoppeln, so schätzt die WHO. Weltweit werden dann 200- 300 Millionen Menschen erkrankt sein. Diese Situation stellt erhebliche Herausforderungen an ökonomische und gesundheitspolitische Prozesse.

-Diabetes mellitus ist ein globales Problem, denn der Anstieg der Erkrankung wird nicht nur in den Industrieländern erwartet, sondern auch in den industrialisierten Entwicklungsländern wie Lateinamerika oder Afrika. Dort trifft es wieder die ärmsten der Armen, die ohnehin tagtäglich dem Tod ins Auge sehen.

-Diabetes mellitus zählt zu den wichtigsten endogrinen Störungen in der BRD. Die Begleit- und Folgeerkrankungen haben weit reichende Konsequenzen für die Erkrankten.

3.6
-Frau Meyer kann nicht mit einer Heilung rechnen, sondern muss sich auf einen langen Krankheitsverlauf einstellen. Die Spätschäden  sind nach 15- 25 Jahren bei bis zu 90% der Diabetiker nachweisbar.
-Frau Meyer wird in Zukunft abhängiger von Medikamenten, Ärzten und Pflegepersonal sein.
-es kann die Angst vor Stoffwechselentgleisungen, Folgeschäden und Beeinträchtigungen des Lebens entstehen.
-Eventuell ist ihr Selbstwertgefühl beschädigt.
-das soziale Umfeld wird beeinträchtig, finanzielle Veränderungen sind möglich.
-Verlauf und Prognose sind oft schwer vorhersehbar, was ein Gefühl der Ungewissheit auslöst.

4.
Ernährung
Wichtige Lebensmittel:
Getreideprodukte und Kartoffeln als Basis
Brot, Nudeln, Reis (am besten aus Vollkorn) und Kartoffeln sollten einen großen Anteil auf Frau Meyers Teller bilden. Sie liefern eine gute Grundlage aus komplexen Kohlenhydraten, Proteinen und Ballaststoffen.
   
Obst und Gemüse fünfmal täglich
Durch frisches Obst und Gemüse kann Sie sich mit Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen (z.B. Carotinoiden) versorgen.
 
Regelmäßig proteinreiche Nahrungsmittel
Milch und Milchprodukte sollte Sie täglich zu sich nehmen, sie enthalten wertvolle Nähr- und Mineralstoffe (z. B. Calcium). Seefisch versorgt Sie mit Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren und kann ein- bis zweimal pro Woche auf Frau Meyers Speiseplan stehen. 300 bis 600 g an Fleisch und Wurstwaren wöchentlich reichen aus, um Ihren Bedarf an Eisen und den Vitaminen B1, B6 und B12 zu decken.
 
Weniger Fett und fettreiche Lebensmittel
In Fett sind lebensnotwendige Fettsäuren enthalten, doch bei übermäßigem Genuss fördert es Übergewicht. Frau Meyer soll deshalb auf unsichtbare Fette, z.B. in Fleisch- und Milchprodukten, Süßwaren oder Fast Food achten. Gesättigte Fettsäuren stehen im Verdacht, die Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten zu begünstigen. Deshalb sollte Sie pflanzliche Öle und Fette wie Raps- und Sojaöl bevorzugen; 60 bis 70 g decken den täglichen Bedarf.
 
Kalorienarme und kalorienfreie Getränke
Berücksichtigen sollte man den menschlichen Bedarf an Flüssigkeit. Sie soll mindestens 1,5 Liter täglich trinken. Bevorzugen sollte Sie dabei Wasser und kalorienarme Getränke.
   
Gesund genießen
Frau Meyer soll sich Zeit nehmen. Sie soll bewusst genießen.

Bewegung
geeignete Schuhe:
-Frau Meyer soll erst gegen den späten Nachmittag/ Abend ihre Schuhe kaufen, da die Füße im Laufe des Tages noch anschwellen. Die Schuhe wären sonst zu eng und passen nicht mehr.
-neue Schuhe erstmals nur 30 Min tragen und dann die Füße auf Druckstellen untersuchen. Wegen den Sensibilitätsstörungen werden Verletzungen nicht wahrgenommen.
-die Schuhe sollten Atmungsaktiv sein, Kunststoff begünstigt Fußpilz.
-mit den Händen, sollte vor dem Kauf gefühlt werden, ob sich irgendwelche spitzen Kanten im Schuh befinden. Jede Kontrolle verringert die Verletzungsgefahr.

Körperpflege
-Risikopatienten müssen täglich Abends ihre Füße kontrollieren, um Veränderungen zu erkennen.
-Frau Meyer muss auf Hautverfärbungen, Blasen, Fußpilz, kleine Verletzungen und rissige Haut achten. Nichtheilende Wunden müssen vom Arzt kontrolliert werden.
-Frau Meyer darf ihre Fußnägel weder schneiden, noch knipsen. Die Verletzungsgefahr ist zu groß, besser sind Nagelfeilen.
-damit die Nägel nicht einwachsen, sollten die Nägel mit den Zähenkuppen abschließen und an den Ecken leicht abgerundet sein.
-Überschüssige Hornhaut ist meist ein Zeichen von unzureichender Schuhversorgung, sie sollte um Verletzungen zu vermeiden mit einem Bimsstein entfernt werden.
-Füße täglich in lauwarmem Wasser baden, nicht länger als 3- 5 Minuten. Die Temperatur sollte 37° nicht übersteigen. Es besteht eine Verbrennungsgefahr, daher Thermometer verwenden.
-Als Waschlotion, sollte sie nur milde Seife oder Kernseife benutzen, da die Füße bei Diabetespatienten oft trocknen und spröde sind. Als Folge von gestörter Schweißdrüsenfunktion.
-Füße gut abtrocknen, um die Ausbreitung von Fußpilz und Bakterien zu vermeiden.
-Trockene Haut, sollte täglich mit feuchtigkeitsspendenden lipidhaltigen Stoffen rückgefettet werden.
-Auf Überweisung des Arztes, kann Frau Meyer professionelle Fußpflege von einem Podologen erhalten. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse.
-Pat sollten niemals ohne Schuhe laufen, da die Verletzungsgefahr zu groß wäre.
-sie soll Baumwoll- und Wollstrümpfe zur Vermeidung von Pilzinfektionen tragen.
-Wärmflaschen, Heizkissen und Heizdecken sollten nicht als Fuß wärmer fungieren. Verbrennungsgefahr.

Ein Feedback würde mich freuen, liebe Grüße, Chris  :wink:
 
« Letzte Änderung: 10. Juni 2008, 22:46:30 von Chris »
"unter Pflegequalität versteht man den Grad der Übereinstimmung zwischen der tatsächlichen geleisteten Pflege und den dafür festgelegten Kriterien, den Pflegestandards"

Offline Thomas Beßen

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Re: Themenbereich 1 Diabetes mellitus Frau Meyer
« Antwort #1 am: 10. Juni 2008, 07:15:29 »
- war wohl zu spät, oder zu früh?  :-)
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline Chr!s

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Re: Themenbereich 1 Diabetes mellitus Frau Meyer
« Antwort #2 am: 10. Juni 2008, 16:44:30 »
Ups...
"unter Pflegequalität versteht man den Grad der Übereinstimmung zwischen der tatsächlichen geleisteten Pflege und den dafür festgelegten Kriterien, den Pflegestandards"