Autor Thema: GENERALISTIK  (Gelesen 10038 mal)

Offline IKARUS

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GENERALISTIK
« am: 07. Juli 2014, 21:25:46 »
Auf der Internetseite der STATION 24 des Bibliomed Verlages  ist am 07.07.2014  folgendes zu lesen: 

"DPR begrüßt Unterstützung für Generalistik
Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat die Unterstützung der gesundheitspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen von CDU und CSU für eine generalistische Pflegeausbildung begrüßt. In ihrer „Berliner Erklärung" für eine bessere pflegerische Versorgung hatten sich die Unionspolitiker vergangene Woche unter anderem für ein einheitliches Berufsbild „mit einer generalistischen Grundausbildung und darauf aufbauender Spezialisierung für die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege" ausgesprochen. So könnten die Einsatzmöglichkeiten erhöht, das Tätigkeitsfeld vielfältiger und reizvoller gestaltet sowie der Wechsel zwischen den einzelnen Berufsfeldern erleichtert werden.

„Der Weg zu einer einheitlichen Ausbildung der Pflegeberufe ist der richtige Weg", sagte DPR-Präsident Andreas Westerfellhaus. Auch er unterstrich die Bedeutung für die Attraktivität und Durchlässigkeit des Pflegeberufs, wie auch für das gesellschaftliche Ansehen des Berufes. „Den größtmöglichen Nutzen für die Pflegenden und die Pflege erhalten wir jedoch erst dann, wenn die Spezialisierungen nach der beruflichen Qualifizierung einsetzt", so Westerfellhaus.

 Unterdessen teilte das Bündnis für Altenpflege heute mit, mittlerweile „mehr als 60 Prozent aller Altenpflegeeinrichtungen" und „die Mehrheit der Altenpflegeschulen" in Deutschland hinter sich zu wissen. Das Bündnis, dem unter anderem die privaten Pflege-Anbieter, der Berufsverband für Altenpflege und der Verband der Leitungskräfte von Alten- und Behinderteneinrichtungen angehören, fürchtet die gemeinsame Ausbildung werde de facto zu einer Abschaffung des Altenpflegeberufs führen und macht unter anderem mit Unterschriftenaktion gegen das Reformvorhaben der Bundesregierung mobil.


Ich mag das gerne glauben, was da steht, aber es widerspricht meinen Erfahrung in der realen Welt der Altenpflege - Ausbildung. Für einen Berufsverband und weil ist das Thema für wichtig ist, führe ich auf Wunsch der Schulleitungen den Berufspolitischen Unterricht durch. Dieser geht in der Regel über 4 UE´s = 180 Minuten. In dieser Zeit ist genügend Raum für die Diskussion zum Thema GENERALISTIK. Meine letzten Unterrichtseinheiten (UE) waren sehr emotional, als das Thema GENERALISTIK aufkam. Viele der Altenpflegeschülerinnen haben Angst um ihren Beruf. Den Beruf der Altenpflegerin. Das es diesen Ausbildungsberuf nur in Deutschland gibt, war für sie kein Argument für den kommenden "Zug", auf den sie aufspringen sollen.

Aus meiner Sicht sehen die Schülerinnen der Altenpflege nicht die Chancen, sondern es überwog die Angst Etwas zu verlieren. Das ist verständlich, wenn man den Blick der Schülerinnen sich zu eigen macht. Es ist nicht in ihren heutigen Überlegungen über die Landesgrenzen hinaus arbeiten zu wollen, um von der kommenden Entwicklung zu profitieren. Die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Ausbildungen in den unterschiedlichen Ländern ist ja oft Anlass zu Diskussionen. Lernen die so viel wie wir? Wird unser [deutsches] Examen in anderen Ländern anerkannt? Was muss ich unternehmen, wenn ich im Ausland arbeiten will?

All die Fragen können mithilfe eines Berufsverband erfolgreich geklärt werden. Haben doch die Berufsverbände in unserem Lande eine gemeinsame Plattform - den Deutschen Pflegerat.
Haben die deutschen Berufsverbände auch Verbindungen in Europa und darüber hinaus. Vgl. Anhang zu diesem Thema!   

Möge es gelingen die Angst zu diesem Thema zu minimieren und die noch nicht umfassend Informierten zu gewinnen, den Weg mitzugehen!!
Beste Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #1 am: 08. Juli 2014, 07:46:07 »
Aus meiner Sicht ist die Ausbildung Altenpflege eine Einbahnstr./Sackgasse. Für ein  Krankenhaus fehlen theoretische Grundlagen, zudem gibt es außerhalb der Altenpflege kaum Aufstiegsmöglichkeiten der Mitarbeiter/innen. Eine generalistische Ausbildung bietet Chancen, Aufstiegsmöglichjkeiten und ein mehr an Kompetenzen. Ich könnte ja noch verstehen das die Schüler Angst vor ein mehr an Stoff hätten, aber etwas verlieren?
VG
dino

Offline IKARUS

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #2 am: 08. Juli 2014, 10:14:10 »
Ja Dino, den Standpunkt und Blickwinkel teilen wir. Wir kann man der real bestehenden Angst begegnen? Wie kann man einem Menschen die Angst nehmen, wenn er seinen Blickwinkel nicht ändern kann/möchte? Auch auf den Hinweis hin, dass man mit dem deutschen Zeugnis in der Altenpflege im Ausland nicht anfangen kann, war keine Einsicht erkennbar. Selbst nicht bei der Klassenleitung!!
Wenn ich meine Krankenpflegeausbildung ansehe, ich hat drei Einsätze = 2x Chirurgie und 1x Innere Medizin, ist die heutige doch wesentlich besser und breiter angelegt. Auch die Pflichteinsätze in der Psychiatrie und in der Ambulanten Pflege halte ich für sehr sinnvoll. Je breiter ich in der Ausbildung mich informieren kann, desto leichter können Entscheidungen fallen, was die berufliche Zukunft angeht. Das soll aber nicht bedeuten, dass nach der Ausbildung eine weitere Entwicklung nicht mehr möglich ist.
Beste Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #3 am: 08. Juli 2014, 12:14:45 »
Das Thema Angst vor der Angst kommt mir sehr bekannt vor. In der Regel wird dies in der psychotherapeutischen Komplexbehandlung therapiert.
Ich bin bekennender Anhänger der 3-jährigen Ausbildung, gerne um ein 4. Jahr ergänzt. Hier hätten dann z. B. Anästhesie, Intensiv etc. einen festen Raum. Altenpflege ist schon jetzt in der "Grundausbildung" sehr präsent, wie z. B. Geronto, Ambulanz, Innere etc. Ich persönlich fand meine Einsätze in ZNA, Anästhesie und Intensiv am lehrreichsten.
Nach meinem Examen hospitierte ich weiterhin oft in der Anästhesie, denn nur hier kann man mit Netz schwierige Situationen trainieren.
Viele Grüße
dino

Offline IKARUS

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #4 am: 08. Juli 2014, 12:35:51 »
Wenn Du die vierjährige Ausbildung favorisierst, musst Du auch die Frage nach der Finanzierung aufgreifen.
Ich denke, dass wir die Ausbildung nicht verlängern sollten. Wir sollten nach der dreijährigen Ausbildung (bedenke eine Zulassungsbeschränkung!?) eine planbare Weiterqualifizierung für besonders geeignete planen und anbieten. Ein Studium der Pflegewissenschaft, der Pflegepädagogik oder des Pflegemanagements ist ja auf zwei Ebenen möglich. 1. Bachelor und 2. Master. Der erste ist praxisorientiert und der zweite Weg ist akademisch orientiert.
Viele Grüße,  IKARUS




Offline dino

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #5 am: 08. Juli 2014, 13:15:32 »
Du mir geht es mehr um handling, Erfahrung unter Aufsicht sammeln und Routine bekommen. Das bekommt man auf keiner Uni. Und irgendwann gibt es vielleicht keine Fachpflege mehr wie wir sie kennen. Man könnte auch die 3- jährige Ausbildung umstrukturieren indem man (endlich) den vital erhaltenden/wiederherstellenden Massnahmen einen breiteren Raum gibt. Es ist vielleicht schön und angenehm eine Gurkenmaske im Unterricht angelegt zu bekommen, aber mir wäre etwas Praxis was eine Beutel Maskenbeatmung angeht in der Priorität etwas wichtiger. Natürlich sind solche Massnahmen mit mehr Verantwortung verbunden. Was nutzt mir ein Fachi.... im Notfall wenn ich eine weiße Viggo will und er mich anguckt wie ein Auto, nur nicht so schnell?
Viele Grüße
dino

Offline IKARUS

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #6 am: 08. Juli 2014, 13:52:32 »
Das ist wieder ein DINO-Kommentar wie ich ihn mag!!
Ich stimme dir gerne zu, wenn Du die Forderung erhebst nach sehr guten Praktikern. Die von uns geliebt Praxis beruht aber auf Erkenntnissen, die Menschen zusammengetragen haben. Hiernach erfolgte eine Auswertung und eine Bewertung, was weitergeführt werden kann und was verworfen werden sollte. Hier ist der reine Praktiker manchmal überfordert oder gar uneinsichtig gegenüber den Erfahrungen anderer Kollegen/Kolleginnen. Ich nehme mich da mal nicht immer aus!! Es gibt aber auch "Theoretiker" die mit Fachwissen nicht adäquat umgehen können. Die darüber hinaus kein pädagogisches Geschick haben. Was ist eigentlich ein Praktiker - ein Theoretiker?  Kann man das nur am Bett oder an der Werkbank oder dem OP-Tisch fest machen?
Praktische Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #7 am: 08. Juli 2014, 19:03:05 »
Hi, also ein Praktiker ist jemand der sein theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen kann. Der weiß, warum er etwas in dieser Weise tut und was passieren kann wenn etwas schiefgeht. Der seine Massnahmen erklären kann. Der "althergebtachten" Praktiker tut vielleicht das Selbe (wenn er richtig zugeguckt hat),weiß aber nicht, warum er etwas bewirkt. Vieles basiert heute auf SOP`s /Algorythmen, und diese sind Evidenz basiert. Also nichts mit erlebter Erfahrung sondern umsetzen von anerkannten Leitlinien. Das Wort Erfahrung mag ich nicht besonders: Ist jemand Erfahren,wenn er seit ca 20 Jahren etwas tut was er für richtig hält und halt noch keiner gemerkt hat, dass es Müll ist? Bleiben wir mal bei der Viggo. Erstmal muss ich wissen wo die beste Einstichstelle ist (alte Notfallweisheit: so zentral als nötig, so peripher als möglich). Nun zum Einstichwinkel, als nächstes steche ich direkt oder indirekt und fixiere ich die Vene mit meinem Daumen oder aber spüle ich unter laufender Infusion die Viggo vor. Was praktische Arbeit ist bedarf grundsätzlich theoretisches Fachwissen als Voraussetzung. Genau so sieht es bei einem simplen Verbandwechsel aus. Wie schnell produzieren suboptimal ausgebildete Kräfte z. B. eine Stauung? Erfahrung bedeutet aus dem Erlebten Optimierungen abzuleiten sowie mit Leitlinien in Einklang zu bringen, zudem sich kontinuierlich fortzubilden und das neu Erlernte in die eigene Arbeit zu integrieren. Nur kontinuierliche Fortbildungseinheiten (kann kurz sein) halten ein Team fit. Ist halt Arbeit, aber dafür sind wir doch da. Und so ein ganzes Fortbildungswochenende auf einer Nordseeinsel dürfte kein zu großes Opfer sein 8-) 8-) 8-)
Viele Grüße
dino
« Letzte Änderung: 08. Juli 2014, 19:36:23 von dino »

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #8 am: 08. Juli 2014, 21:44:45 »
Also Erfahrung mache ich nicht an Dienstjahren fest. Dieser Blickwinkel für oft in die Sackgasse. DAs sehen wir ja wohl gleich!! Es kann ein Mitarbeiter nach wenigen Jahren mehr Erfahrung haben als ein "alter Hase" mit 20 Berufsjahren. Da ist die Qualität entscheidend nicht die Quantität. Ich denke, dass wir auch hier in die gleiche Richtung denken. In meinem letzten Unterricht haben wir das Thema auch erörtert, mit dem Ergebnis, dass Einige vor ihrem Abschluss glaubten bereits alles zu wissen. Da macht dann Unterricht mir keinen Spaß. Diese Schüler dürfen sich dann an ihren Leuchten erfüllen. Es ist meine Überzeugung, dass ich auch mit 60 einen Wissensdurst beibehalten sollte.   
Lieber mit 60 noch durstig als mit 30 satt und zufrieden!!

Beste Grüße aus Essen, IKARUS

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #9 am: 09. Juli 2014, 06:34:56 »
Hi Ikarus, knipps doch die Leuchte aus, will sagen stell eine Situation her die sie beherrschen müßten aber es nicht gebacken bekommen. Stecke 2-3 Egomane in ein Team und der Erfolg ist Dir sicher.  8-) :evil:
Viele Grüße
dino-

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #10 am: 24. Juli 2014, 11:54:04 »
Nun liegt vom Deutschen Berfusverband für Pflegeberufe (DBfK) eine aktuelle Broschüre vor. Siehe:
http://www.dbfk.de/download/download/reader_generalistik_final-2014-03-14-o-Beschn.pdf

Möge die Broschüre zur sachlichen Diskussion zum Thema beitragen.

Beste Grüße, IKARUS

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #11 am: 24. Juli 2014, 13:48:06 »
Hi Ikarus,ob das die Betonköpfe erweichen wird wage ich zu bezweifeln. Beratungsresistenz kann man selten mit logischen Argumenten kupieren. Vielleicht haben die Gegner der generalistischen Ausbildung zuviel Methan geschnüffelt  8-) :evil: .Bei einem Wechsel von AP`s in den echten Krankenhausbereich fallen immer Defizite auf. Hier hilft nur der Verordnungs/Gesetzesweg.
Viele Grüße
dino

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #12 am: 25. Juli 2014, 06:32:59 »
Ich denke in diesem Zusammenhang mehr an den stetigen Tropfen der den Stein aushöhlt Dino!
In dieser Angelegenheit wird es nicht funktionieren, wenn man auf den schnellen Erfolg hofft.

Es gibt da einen Spruch, dessen Autor ich im Moment nicht erinnere:

"Wenn du einen schnellen Erfolg willst, dann gehe in den Keller und hacke Holz!"


Beste Grüße, IKARUS

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #13 am: 25. Juli 2014, 06:51:22 »
Ich brauche kein Holz zu hacken, ich dreh die Heizung auf 8-). Ich will auch niemand überzeugen. Der Gesetzgeber gibt die Ausbildung vor, Punkt. Keiner hat die Zeit zusätzlich zur täglichen Arbeit solche Leute zu bekehren. Wir fordern mehr Anerkennung und mehr Kompetenzen. Dies ist mit einer reinen Ap-Ausbildung nicht machbar. Damit hat es sich.
Viele Grüße
dino

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Re: GENERALISTIK
« Antwort #14 am: 25. Juli 2014, 20:13:44 »
Wie kommt der Brennstoff in deine Heizung Dino. Aber Spaß beiseite!
Bevor der Gesetzgeber abschließend entscheidet, können ja Berufsangehörige und Berufsverbände ihre Meinung mitteilen und sich somit einmischen in den gesetzgebenden Prozess. Aber das ist ja wieder mit unserer kostbaren Freizeit verknüpft, mit der wir sorgsam umgehen sollten.

Dir und alle Usern wünsche ich ein super sonniges Wochenende. IKARUS