Autor Thema: Häufig Depressionen nach Intensivtherapie  (Gelesen 4174 mal)

Offline Thomas Beßen

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Häufig Depressionen nach Intensivtherapie
« am: 25. April 2014, 07:20:07 »
"Bei einer Behandlung auf der Intensivstation leidet häufig die psychische Gesundheit. Nach einer US-Studie hat jeder dritte Betroffene in den Monaten danach Depressionen. Die psychischen Störungen äußern sich vorwiegend somatisch. ..."

Quelle & mehr:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/depressionen/default.aspx?sid=859442&cm_mmc=Newsletter-_-Newsletter-C-_-20140424-_-Depressionen

Guten Morgen!
Thomas B.
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Häufig Depressionen nach Intensivtherapie
« Antwort #1 am: 25. April 2014, 14:50:30 »
Ein diskussionswürdiger Artikel. Gehen wir mal der Reihe nach vor. Also am Anfang steht das auslösende Ereignis, z. B. eine akute Erkrankung oder Unfall. Jemand ist vielleicht in seinem Fahrzeuwrack eingeklemmt, kann sich nicht befreien. Es riecht nach Benzin, man hat Schmerzen. Umherstehende glotzen Dich an, Stimmengewirr. Nach einer Ewigkeit Martinshörner. Gleich kommen Sie und holen Dich raus. Aber es ist nur die Polizei. Dann Feuerwehr und Rettungsdienst. Aber was tun sie, es dauert. Es tut weh, man kriegt schwer Luft. Es stellt sich die Frage wie lange noch. Jemand redet beruhigend auf den Pat. ein, ein kleiner Piks, kurz danach Schwärze. Auf einmal Schmerzen, die Augen gehen kaum auf, geflieste Kacheln drumrum. Man sieht Menschen in blauen Umhängen, sie scheinen Alle beschäftigt zu sein. Ein Stöhnen, vielleicht hält jetzt jemand die Hand des Pat. und sagt ihm das Alles gut wird. Dann wieder Schwärze. Das nächste Erwachen, es piept etwas. Leute mit grünen Kitteln laufen darum. Etwas hindert beim Sprechen, jemand  sagt Atmen Sie. Ein kurzer Ruck im Mund, es wurde ein Schlauch rausgezogen. Ein Grünkittel fragt nach Schmerzen.
Oder ein Int. Notfall. Beim Orgelspielen in der Kirche verspürt der Organist plötzlich einen stechenden Kopfschmerz. Er kippt vom Hocker, kann sich nicht rühren, nichts mehr sehen. Er hört besorgte Stimmen, spürt Ratlosigkeit, Angst schnürt ihm die Kehle zu. Es dauert lange, eine Stimme fragt ihn ob er höre, fragt wie es ihm ginge. Doch es kommen nur Laute aus ihm heraus. Er hört fachchinesisch. Wortfetzen schnappt er auf, Pupillen anisocor (was ist das), er hat eine Blutung (wo? ich hatte doch keinen Unfall), wir brauchen ein CCT und ein Neurointensivbett (was zum Teufel reden die). Dann volle Schwärze. Auf einmal wieder Wortfetzen, erst undeutlich, dann klarer. Was sagen Sie, was bedeuten die Stimmen. Gefäßruptur (häh? kann hier keiner deutsch), Glück im Unglück, Stent gesetzt (ist mir egal, ich will wieder gesund werden. Warum sagt mir das Keiner?).
Wegen Fusspilz kommt keiner auf eine Intensiv. Nicht die Intensiv ist die Ursache der seelischen Folgeerkrankung, sondern das Unfallereignis/Erkrankung. Ein Behandlungsteam kann aber die seelischen Folgeschäden positiv wie negativ beeinflussen. Hierzu benötigt man Empathie, Einfühlungsvermögen, Geduld (Geduld und Krankenhaus-ein Widerspruch in sich 8-) :evil:).
Ich halte es für vollkommen normal das jemand nach einer lebensbedrohlichen Situation seelische Folgeschäden hat.
Viele Grüße
dino
« Letzte Änderung: 25. April 2014, 15:04:04 von dino »

Offline Thomas Beßen

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Re: Häufig Depressionen nach Intensivtherapie
« Antwort #2 am: 28. Juli 2014, 06:58:31 »
Siehe auch http://news.doccheck.com/de/newsletter/1000/7111/?utm_source=DC-Newsletter&utm_medium=E-Mail&utm_campaign=Newsletter-DE-DocCheck+News-2014-07-21&user=e255133fe3191d4ff1c5f1fc5c68f661&n=1000&d=28&chk=be7238d34f80d583b4d3a2aa36c41623:

"Heute intensiv, morgen depressiv


Patienten mit schweren Erkrankungen oder Verletzungen haben heute gute Chancen, wieder zu genesen. Wer auf einer Intensivstation landet, hat im Nachgang oft mit weiteren Leiden zu kämpfen, fanden Forscher jetzt heraus. Sie fordern Ärzte auf, auf entsprechende Symptome zu achten. ..."


Zitat
Ich halte es für vollkommen normal das jemand nach einer lebensbedrohlichen Situation seelische Folgeschäden hat.

Das sehe ich ähnlich, Dino.

Flüchtige Grüße!
Thomas
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Offline IKARUS

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Re: Häufig Depressionen nach Intensivtherapie
« Antwort #3 am: 28. Juli 2014, 10:20:47 »
Was die amerikanischen Wissenschaftler herausgefunden haben, konnten Spezialisten bereits vor 40 Jahren beschreiben und haben sich diesem Thema auch gestellt. Um diese sich entwickelnde Problematik behandeln zu können, ist die Mitarbeit und Einsicht des Betroffenen unerlässlich.
Wir haben da einiges in Bewegung gesetzt und sind immer wieder an Grenzen gestoßen, die uns die Betroffenen gesetzt haben. Selbst das Einbinden von geschulten Psychologen hatte nur da Erfolg gehabt, wo der Betroffene einsichtig war. 
Auch beim Personal war das Eingestehen von seelischen Überforderungen nicht immer gegeben, was dazu geführt hat, dass das Projekt zurückgefahren wurde. Schade und nachvollziehbar. Betroffene und Mitarbeiter haben oft von Problemen berichtet, die objektiv nichts mit dem Thema zu hatten. Für die Sorgen, die andere Grundlagen hatten, war das Projekt nicht ausgelegt, oder anders geschrieben: die Betroffenen wollten sich das Problem nicht eingestehen.

Sonnige Grüße aus Essen, IKARUS

« Letzte Änderung: 28. Juli 2014, 10:27:01 von IKARUS »