Autor Thema: Pflegen kann nicht jeder – Fachkenntnisse sind unverzichtbar  (Gelesen 4654 mal)

Offline Thomas Beßen

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"In Berlin begann gestern der Prozess gegen einen ungelernten Pflegehelfer. Er soll durch Überforderung den Tod einer Bewohnerin verschuldet haben. Anja Kistler, Geschäftsführerin DBfK Nordost, sieht über den schrecklichen Einzelfall hinaus die Folgen einer verfehlten Pflegepolitik: „Entgegen der jahrelang propagierten These kann eben nicht jeder pflegen.

Ungelernte Personen können insbesondere mit der Versorgung von demenzkranken Menschen schnell überfordert sein. Oft kommt noch Zeitdruck hinzu. Pflegefachpersonen wissen, dass Demenzkranke häufig verstummen. Sie verlieren die Fähigkeit, verbal zu kommunizieren. Gerade hier ist Krankenbeobachtung auf der Grundlage von pflegerischen Fachkenntnissen unverzichtbar.“

Der Berufsverband DBfK spricht sich nicht gegen Helfer mit unterschiedlicher Qualifikationstiefe aus. Zum Grade-Mix gehört jedoch auch die ausreichende Zahl von Pflegefach-personen - ausgestattet mit Ressourcen zur Anleitung und Überprüfung der Helfenden. ..."


Die vollständige Pressemitteilung des DBfK findet sich in der Anlage...

Frühe Grüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Pflegen kann nicht jeder – Fachkenntnisse sind unverzichtbar
« Antwort #1 am: 18. Februar 2014, 09:58:06 »
Das antworten ja Alle! Alle die über das Fachwissen verfügen vertreten diesen Standpunkt. Nun gibt es aber Personen, die qua Position darüber bestimmen können, wer in das Berufsfeld soll und darf. "Pflegen kann doch jeder" lautet ja eine Aussage. Eben nicht!
Die Politiker bestimmen als Gruppe selber, wer in ihren Elitekreis darf. Da sollten wir uns was abschauen!

Weil die PFLEGE sich nicht ausreichend solidarisiert, wird sie ständig fremdbestimmt.
Die Verkammerung könnte ein Schritt sein, der dem Wildwuchs entgegen wirken könnte.
Auch der Hinweis auf die unterschiedlichen Qualifikationen ist richtig und sehr wichtig. Nur gibt es hier wieder ein Problem!
Die PFLEGE muss für sich herausarbeiten was vorbehaltliche Aufgaben sind. Wer darf mit welcher Qualifikation welche Aufgabe übernehmen?
Leider ist es doch so, dass viele Ungelernte Aufgaben übernehmen, für die sie nicht ausgebildet sind. Einerseits möchte der "Ungebildete" über anspruchsvollere Aufgaben sich aufwerten und andererseits will er, wenn was passiert, die Verantwortung wieder zurückgeben.
Das geht aber nicht! Denn es heißt ja: "Für das was du tust, musst du auch die Verantwortung übernehmen."

Zwei Begriffe: Durchführungsverantwortung und Anordnungsverantwortung sind Elemente die im beruflichen Alltag immer relevant sind.

Wir hatten doch vor Tagen hier das Thema, dass eine Schüler für eine MRSA-Infektion verantwortlich sein soll.
Hat der Schüler bereits die erforderlichen Inhalte in seiner Ausbildung gehabt, die für die korrekte Erledigung der Aufgabe erforderlich sind?
Es werden immer wieder an nicht ausreichend qualifizierte Menschen Aufgaben übertragen, für die sie nicht ausgebildet sind. Immer wieder kommt die Antwort: "Der Laden muss doch irgendwie laufen!"
Kann man hier dem Manager vor Ort einen Vorwurf machen? Ich denke nicht! Alles soll billiger werden! Nicht nur bei ALDI und Co, sondern auch im Gesundheitswesen.
Wenn den Menschen die ihre Gesundheit und bei der Wiederherstellung die erforderliche Pflege nichts Wert ist, dann sollten wir Pflegenden uns nicht aufreiben.
Wir bieten eine Leistung an und die Anderen können zu einen transparenten Preis entscheiden, ob sie die Leistung wollen.

Pflege kostet ebenso Geld wie der Flug in den verdienten Urlaub.

Ich meckere nur über die von mir beobachtete Schieflage. Früher habe ich noch versucht zu missionieren. Heute handle ich im konkreten Fall und überlassen die Verantwortung bei den betroffenen Menschen.

Beste Grüße aus Essen, Michael

Offline dino

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Re: Pflegen kann nicht jeder – Fachkenntnisse sind unverzichtbar
« Antwort #2 am: 18. Februar 2014, 19:34:49 »
Leider kein Einzelfall, siehe hier http://www.welt.de/wirtschaft/article120098457/Lassen-Sie-ihn-der-liegt-doch-schon-im-Sterben.html , oder hier http://www.mz-web.de/politik/pflegeheime-in-deutschland-gute-noten-sorgen-fuer-bitteren-beigeschmack,20642162,24003790.html .
Leider keine Einzelfälle. Einige eigene Erlebnisse.
 - Einsatz im Winter in einem kleinen Altersheim. Das Heim war überhitzt, eine Lüftung wahrscheinlich ewig nicht stattgefunden denn es hat bestialisch nach Urin gerochen. Die Patientin war "nur" exikiert.
 - Pat. gestürzt, deutliche Anzeichen einer Schenkelhalsfraktur. Bei unserem Eintreffen saß die Pat. auf einem Toilettenstuhl und schrie vor Schmerzen.
 - Bewußtlose Person als Meldebild, es war eine Hypoglykämie
- Laufende Reanimation gemeldet. Bei unserem Eintreffen Pat. in sitzender Haltung im hochgestellten Bett, der Mund mit Brei verschmiert. Pat. ex, die Leichenstarre war schon eingetreten, dass dortige Fachpersonal "fütterte" eine Leiche.
 - Kreislaufstillstand gemeldet, bei Eintreffen keine weiteren Maßnahmen vom Personal zu bemerken. Außer der empörten Feststellung warum WIR dem alten Mann dies noch antun müßten, gemeint war die Reanimation. Sie hatten uns vielleicht mit dem Bestatter verwechselt und in der Hektik die 112 gewählt. Kann ja mal passieren,  wenn der Rasenmäher kapputt ist holt  man sich ja auch einen Gas/Wasser Sch...-installateur, oder nicht?
Viele Grüße     dino
« Letzte Änderung: 18. Februar 2014, 23:16:39 von dino »