Blue Babys

[dino]

Ich führte heute eine Unterhaltung über Blue Babys. Ich konnte erst nicht glauben was ich hörte. Sie haben fast keine Lobby. Vor einigen Jahren sollte die Kinderherzstation in der Uni Gießen geschlossen werden. Nur dem beherzten Vorgehen der Mütter ist es zu verdanken, dass die Station bestehen blieb. Sie wandten sich an die Öffentlichkeit und schalteten die Medien ein. Ansonsten hört und sieht man kaum etwas über Berichte von herzkranken Babys/Kindern. Warum? Auch bei uns im Forum Fehlanzeige. Benötigen etwa Blue Babys keine Pflege? Ich habe einfach mal das Stichwort Blue Baby in die Suchfunktion eingegeben, Ergebnis 0! Danach gab ich das Stichwort Demenz ein. Ergebnis 230 Themen. Dies ist eine eindeutige Schieflage. Wir sollten uns nicht festlegen, sondern alle Altersklassen berücksichtigen, denn auch Babys sind Menschen. Auch sie müssen gepflegt werden, brauchen Zuwendung und wollen Leben. Ich habe heute einige Artikel durchgelesen, mir Berichte angehört von Hoffrnung, Lächeln, Fortschritte, Rückschläge und Tod. Mir kamen dabei die Tränen. Ich habe mit ehemaligen Blue Babys gesprochen. Menschen, die im Leben stehen und versuchen, die Angst vor der nächsten Kontrolluntersuchung zu überspielen. Und ich habe mit Eltern gesprochen die ein Kind verloren haben. Wie sie bis zum Schluß gekämpft haben und jede Minute mit ihrem Kind genossen haben.
Viele Grüße    dino

[IKARUS]

Durch Zufall bin ich gerade auf deinen Artikel gestoßen Dino. Zum ersten Mal kam mir der Begriff "Blue Baby" vors Auge, als ich in dem Buch über das Jahrhundert der Chirurgie gelesen habe. Deinen Bezug auf die Schieflage zu den Demenkranken möchte ich so erwidern. Es gibt mehr Demenzkranke als herzkranke Kinder. Wegen der hohen Zahl der Demenzkranken ist das Thema mehr in aller Munde und in den Medien. Denke mal darüber nach wie und wenn überhaupt das Krankheitsbild DEMENZ vor zwanzig Jahren in den Medien war. Julius Alzheimer hat die Krankheit vor mehr als hundert Jahren beschrieben. Als ich Anfang der 70er Jahre das Buch über die Chirurgie gelesen habe, war DEMNZ kaum ein Thema und der gewöhnliche Reporter hat das Thema auch nicht aufgegriffen. Auch mir als junger Krankenpfleger war die Krankheit DEMENZ nicht sonderlich gut bekannt. Es sind halt immer die Massen die auf sich aufmerksam machen (können). Nur wenige willensstarke Menschen schaffen dies auch. Egal was sie wollen, sie schaffen es. Ich gebe dir gerne recht, dass auf die kleinen Menschen auch geachtet werden muss. Es ist aber auch so, dass die Gesellschaft nur reagiert, wenn sie betroffen ist. Aus meiner Sicht war es immer so, dass jeder sein Schicksal selber in die Hand nehmen muss. Alleine bei uns in den Krankenhäusern ist es doch ähnlich so. Da gibt es Fachabteilungen die keine Lobby haben. Die Chirurgie und die Inneren Abteilungen dominieren das Geschehen. Es mag sein, dass regional eine andere Fachabteilung etwas höher kommen kann. Aber auf Dauer??
Ein Engagement für die Sache/die betroffenen Menschen ist immer richtig und sinnvoll. Aber das Engagement muss auch aus der Bevölkerung kommen. Ich blick da nur mal in meine Familie, wie sich da Einige für Andere einsetzen. Nur wenn sie selber betroffen sind, soll die Welt stehen bleiben und und und.
Mein Motto lautet: gemeinsam arbeiten und gemeinsam feiern.  Aber nur eins ist nicht wirklich prickelnd!

Beste Grüße,IKARUS

[dino]

Wenn es Fachabteilungen ohne Lobby gibt muss man sich auch die Frage nach der Öffentlichkeitsarbeit stellen. Letztendlich sind Chirurgie und Innere auch die Grundabteilungen aus denen sich im Laufe der Zeit die Fachabteilungen entwickelt haben.
Der Mensch wird immer älter, zumindest in den Industrienationen. Das liegt zum Einen am medizinischen Fortschritt und zum Anderen an den Lebensumständen. Gibt es mehr Menschen, gibt es prozentual auch mehr altersspezifische Erkrankungen. Dazu kommt das Werbung und Konsum Alterserkrankungen für sich entdeckt haben.
Leider hast Du mit der Mentalität unserer Gesellschaft recht.
Viele Grüße    dino

[IKARUS]

Das ich "leider" Recht bekomme ist zwar nett, aber es ist die traurige Wahrheit Dino. Da blicken wir in eine gemeinsame  Richtung! Es ist mein Standpunkt, und den musste ich heute wieder verteidigen, "ich tue was ich kann" für den Rest sind die Menschen verantwortlich die Wünsche haben oder Verantwortung tragen.
Wenn Du die "Blue Babys im Fokus hast, dann sind es bei mir die Menschen mit Depressionen. Die spektakulären  Berichte über  Robert Enke oder Sebastian Deisler haben für die Betroffen kaum etwas sinnvolles gebracht. Ich tue da mein Möglichstes!
Abendliche Grüße, IKARUS