Autor Thema: Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht  (Gelesen 4093 mal)

Offline Thomas Beßen

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Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht
« am: 28. März 2013, 09:00:29 »
"Die meisten Notfallteams schicken Angehörige vor die Tür, wenn sie einen Patienten reanimieren müssen. Sie befürchten eine Störung bei den lebenswichtigen Maßnahmen und psychische Folgen für die Ange­hörigen, die Zeuge von nicht selten brutalen und manchmal auch blutigen Maßnahmen werden.

Auch die Angst vor Klagen der Hinterbliebenen mag eine Rolle spielen, die nicht immer wissen mögen, dass die Überlebenschancen in der Realität weitaus geringer sind als in den TV-Serien, wo die Patienten nach der Reanimation putzmunter sind und die Handlung des Films vorantreiben.

Eine Studie französischer Kollegen könnte die Notfallmediziner ermuntern, die Angehörigen als Augen­zeugen zuzulassen. ..."


Quelle & mehr: http://www.aerzteblatt.de/blog/53769/Reanimation-Angehoerige-als-Augenzeuge-(un)erwuenscht

Flüchtige Urlaubsgrüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline Hein

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Re: Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht
« Antwort #1 am: 28. März 2013, 10:37:07 »
Moin, Moin

Die Anwesenheit Angehöriger während der Reanimationen wird in Deutschland bereits seit Jahren praktiziert und wurde 2010 in den ERC-Leitlinien mit aufgeführt:

http://www.reanitrain.de/notfalltraining/leitlinien/Reanimation/Sektion%2010%20-%20Ethik%20der%20Reanimation%20und%20Entscheidungen%20am%20Lebensende%20(ERC%202010).pdf

...siehe Seite 5

Weiterhin frostige Grüße von der friesischen Nordsee
Hein

Offline Thomas Beßen

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Re: Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht
« Antwort #2 am: 29. März 2013, 10:46:04 »
Moin Hein,
das habe ich noch nicht gewusst, dass dies in Deutschland wohl längst so usus ist.
Viele Grüße von der holländischen (westfriesischen?) Nordsee!*
Thomas

* übrigens, Dino hat recht - Nordsee geht immer... :wink:
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Origenes

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Re: Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht
« Antwort #3 am: 29. März 2013, 14:59:53 »
Es ist auch nicht usus, denn ob Angehörige herausgeschickt werden oder nicht hängt vom Rettungsteam ab. Ich habe mir angewöhnt nach der Erkundung der Einsatzstelle zu Fragen. Dies bezieht sich aber grundsätzlich nur auf Situationen, wo die Angehörigen nicht auch Betroffene sind, also in der Regel int. Notfälle. Gleichzeitig lasse ich unser KIT nachfordern, das hat sich bewährt. Für den Krhs.- Bereich empfiehlt sich der Klinikseelsorger.
Die Angst das Angehörige stören hab ich noch nicht erlebt, eher das Pflegepersonal oder Ärzte im Weg rumstehen und man auf sein Equipment aufpassen muss das keiner drauftritt. Vor Allem sollte sich das PP einmal angewöhnen, nicht während einer laufenden Reanimation ober Sinn oder Unsinn einer Rea zu diskutieren. Wobei eine Pflegekraft den Vogel abschoss und nachdem der Pat. erfolgreich reanimiert wurde uns erklärte das sie gerade eben die Verfügung gefunden habe.
Viele Grüße dino

Offline dino

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Re: Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht
« Antwort #4 am: 29. März 2013, 15:39:46 »
Hi Thomas, Zeit für Gehirnjogging, Ethik und Reanimation haben wir schon Jahre in unserer Datenbank  :-)  :evil: http://www.erc.edu/external.php?l1=113&l2=3
Es ist auch nicht usus, denn ob Angehörige herausgeschickt werden oder nicht, hängt vom Rettungsteam ab. Ich habe mir angewöhnt, nach der Erkundung der Einsatzstelle zu Fragen. Dies bezieht sich aber grundsätzlich nur auf Situationen, wo die Angehörigen nicht auch Betroffene sind, also in der Regel int. Notfälle. Gleichzeitig lasse ich unser KIT nachfordern, das hat sich bewährt. Für den Krhs.- Bereich empfiehlt sich der Klinikseelsorger.
Die Angst das Angehörige stören hab ich eher selten  erlebt, eher das Pflegepersonal oder Ärzte im Weg rumstehen und man auf sein Equipment aufpassen muss das keiner drauftritt. Vor Allem sollte sich das PP einmal angewöhnen, nicht während einer laufenden Reanimation über Sinn oder Unsinn einer Rea zu diskutieren. Wobei eine Pflegekraft den Vogel abschoss und nachdem der Pat. erfolgreich reanimiert wurde uns erklärte, das sie gerade eben die Verfügung gefunden habe.
Viele Grüße dino
« Letzte Änderung: 29. März 2013, 15:59:26 von dino »

Offline Hein

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Re: Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht
« Antwort #5 am: 29. März 2013, 15:55:29 »
Moin
Wir als Intensivpersonal gehören zum REA-Team der Klinik. Man wundert sich in der Tat, wie couragiert Angehörige während Reanimationen auftreten, und wie hilflos mancher Mediziner sowie manche Pflegekräfte danebenstehen und das Geschehen kommentieren. Nicht immer, aber immer wieder.
Auch unser Klinikseelsorger "fängt" die Angehörigen anschließend auf und begleitet sie. 
Gruß Hein

handballer6018663

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Re: Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht
« Antwort #6 am: 02. April 2013, 00:53:09 »
@Hein
Ja ich finde das auch unglaublich. Da ging bei uns auch schon so einer Schwester der Stift, während die Angehörigen schon eher Herr der Lage waren. Respekt

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"I dare do all that may become a man; Who dares do more is none". Macbeth Quote  (Act I, Sc. VII).
Meine private Homepage: Job als examinierter Altenpfleger
« Letzte Änderung: 03. April 2013, 13:52:24 von handballer6018663 »

Offline dino

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Re: Reanimation: Angehörige als Augenzeuge (un)erwünscht
« Antwort #7 am: 02. April 2013, 05:47:45 »
Die planlose Inkompetenz im Pflegebereich findet seinen Ursprung auch im Curriculum. So lange es keine Pflichteinsätze auf Intensiv oder Anästhesie gibt wird sich auch nichts ändern. Das Thema Notfälle wird im Curriculum sträflich vernachlässigt.
VG   dino