Autor Thema: Gehälter in der Pflege - Der Markt wird’s richten?  (Gelesen 4267 mal)

Offline Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.177
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
Gehälter in der Pflege - Der Markt wird’s richten?
« am: 08. Januar 2013, 07:10:28 »
"Fachkräftemangel und Arbeitsbelastung – darüber sprechen Klinikmanager offen. Beim Thema Gehälter werden sie still. Doch Wegschauen nützt nichts: Das Gesetz von Angebot und Nachfrage wird Gehaltserhöhungen unausweichlich machen.

Auf die Frage, ob Pflegekräfte mehr verdienen müssten, antwortete Rudolf Henke kürzlich im Anschluss an eine Pressekonferenz: "Ja, müssten sie.” Die Aussage des 1. Vorsitzenden des Marburger Bunds ist wie ein Paukenschlag: Einer der obersten Ärztevertreter stellt sich mit einer glasklaren Stellungnahme auf die Seite der Pflegekräfte. Jedoch nicht ohne Eigenwerbung. Denn nach einer kurzen Pause fügte Henke mit einem Grinsen hinzu: "Aber sie werden schlecht vertreten.” Die Botschaft ist klar: Die Gewerkschaft der Krankenhausärzte hat mehr Biss als Verdi, die die Pflegekräfte vertritt. Henkes Vorgänger, Frank Ulrich Montgomery, überlegte einst, den Marburger Bund auch für Pflegekräfte zu öffnen. Henke möchte davon nichts wissen. Ein Glück für die Krankenhausträger.

Klinikbetreiber wissen von dem Verhandlungsgeschick des Marburger Bunds ein Lied zu singen: Sie können die enormen Tariferhöhungen seit 2006 kaum mehr finanzieren. Sobald ein Krankenhaus in die roten Zahlen gerät, werden die Gehaltserhöhungen der Ärzte als zentrale Gründe für die Misere genannt. Das Personalbudget ist ausgeschöpft, es bleibt nichts für die Pflegekräfte, so lautet die Standardantwort, wenn Krankenhausmanager auf die Gehälter der Pflegekräfte angesprochen werden. Dem reinen Fakt – das Budget ist ausgeschöpft – stimmt selbst Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) zu. Allerdings mit einer Volte: "Es wurde in den Krankenhäusern noch nie so viel Geld für Personal im patientennahen Bereich aufgewendet wie heute – nur eben nicht für die Pflege. Wurde 2002 noch doppelt so viel Geld für Pflegekräfte ausgegeben wie für Ärzte, so geben Kliniken heute für beide Berufsgruppen gleich viel aus.”

Intensivkräfte rücken näher an die Medizin
Dies erklärt, weshalb die Gehälter in der Pflege seit 2002 kaum gestiegen sind. Trotzdem scheint die Stagnation nicht nachvollziehbar. Gerade in den letzten Jahren ist die Tätigkeit anspruchsvoller geworden: Pflegekräfte übernehmen heute viele Aufgaben von den Ärzten, in manchen Kliniken applizieren sie sogar Chemotherapeutika. Auch tragen sie immer mehr Verantwortung. Das macht das aktuelle Pflege-Thermometer, in dem das dip 535 Leitungskräfte in der Intensivpflege befragt hat, deutlich: Es zeigt, dass fast alle Intensivkräfte selbstständig etwa die Sedierung, kardiowirksame Medikamente, die Sauerstoffbeimischung bei Dauerbeatmung oder vor dem Absaugen regulieren. Ein weiteres Ergebnis: In mindestens 60 Prozent der Fälle entscheiden Ärzte und Pflegekräfte gemeinsam, ob etwa ein Patient extubiert oder die Sedierung oder Schmerzmittel-Gabe erhöht wird. Aber auch auf den peripheren Stationen wächst die Verantwortung: Kliniken setzen mehr Hilfskräfte ein, sodass die Examinierten mehr delegieren und kontrollieren müssen. Besonders die Stationsleitungen sind gefordert: Sie werden immer stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden, verantworten das Belegungsmanagement und sind für immer größere Einheiten zuständig. Auch die Bereitschaft zur Spezialisierung steigt: Zu den Psychiatrie-, OP- und Intensivfachkräften sind diverse Experten hinzugekommen, etwa die Fachpflegekraft für Gerontopsychiatrie oder Nephrologie. ..."


Quelle & viel, viel mehr: http://www.kma-online.de/nachrichten/politik/id__29899___view.html

Guten Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline Dottore

  • Member
  • *
  • Beiträge: 152
Re: Gehälter in der Pflege - Der Markt wird’s richten?
« Antwort #1 am: 19. Januar 2013, 22:39:41 »
"...wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt? Wer hat soviel Pinke-Pinke, wer hat soviel Geld?"

Theoretisch ist das Geld ja da. Die 22 Milliarden, die die Krankenkassen erwirtschaftet haben zeigen es ja. Nur wird dieses Geld nicht ins Gesundheitswesen reinvestiert. Es wird benutzt um die Dividenden der Investoren aufrecht zu erhalten.

Hierzu empfehle ich: http://www.youtube.com/watch?v=jZC1sr3kayA ab etwa der 31. Minute anzuschauen. Das vorherige ist jedoch auch interessant.
In diesem Video werden einige Vorgänge und Abhängigkeiten bzgl. unseres Geldsystems vereinfacht dargestellt.
« Letzte Änderung: 19. Januar 2013, 22:47:04 von Dottore »
"Wer die Wahrheit ausspricht sollte sein Pferd gesattelt lassen."
"Nicht nur Unwissenheit ist ein Segen. Blind- und Taubheit tun es auch."

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.050
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Re: Gehälter in der Pflege - Der Markt wird’s richten?
« Antwort #2 am: 20. Januar 2013, 12:10:53 »
Hi Dottore, ich schätze Deine Beiträge, auch wenn ich nicht immer mit dir einer Meinung bin. Mit diesem Beitrag bin ich zwar bei Dir, er zeigt aber doch nur auf das man letztendlich mit uns (wir sind das Volk, oder so) machen kann was man will. In Diktaturen wird man für eine eigene Meinung verfolgt, bei uns ist eine eigene Meinung schlichtweg uninteressant. Für die Politik sind wir Stimmvieh, für den Rest zum Abzocken da.
VG    dino