Autor Thema: Pflege im Laufschritt  (Gelesen 16606 mal)

Offline Britta07

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Pflege im Laufschritt
« am: 26. März 2008, 15:59:13 »
Bin heute zufällig auf dieses Video http://de.youtube.com/watch?v=BnS-nBdB564&feature=related gestoßen. Ich weiß nicht genau wie alt es ist, aber es verdeutlicht wieder einmal wie dramatisch die Situation doch ist. Und Schuld ist mal wieder keiner. Ich finde es zwar schön, daß das Fernsehen darüber berichtet, aber ich glaube, solange Menschen nicht direkt betroffen sind, interesseiert es sie auch nicht sonderlich.
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Offline Thomas Beßen

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #1 am: 28. März 2008, 12:43:37 »
Ich denke, dass die dargestellten Szenen leider ziemlich aktuell sind und wenn z.B. bei der laufenden Tarifauseinandersetzung tatsächlich eine höhere Arbeitszeit pro Woche herauskommen würde, so würde der Stress durch die z.B. einstündige Mehrarbeit/-belastung pro Woche des Einzelnen noch zunehmen. Entsprechend würden auch zwangsläufig die Stellen in den Stationen und Bereichen der Krankenhäuser usw. abgebaut werden müssen. Ähnlich ist es auch bei den noch zu erzielenden Lohnerhöhungen, deswegen fordert nicht nur die Gewerkschaft auch die Aufhebung des so genannten "Deckels" in der Krankenhausfinanzierung, denn nur so wäre es tatsächlich möglich, hier in der Folge den weiteren Abbau der Stellen zu verhindern und mehr Geld für andere dringliche Dinge in der Krankenhäusern zu haben. Da gehen im übrigen viele Geschäftsführungen von Krankenhäusern mit...
Aus dem Urlaub grüßt herzlich
Thomas Beßen

p.s.: schauen Sie mal auf die erste Seite der Frankfurter Rundschau von gestern, dort stehen Zahlen, Fakten die einen doch nach wie vor sehr irritieren sollten: unter "Das haben sie verdient" sind die Jahreseinkommen der deutschen Spitzenmanager aufgelistet: Ackermann/Deutsche Bank 14,0 Mio. (+6%), Zetsche/Daimler 8,6 Mio. (+67%), Reitzle/Linde 8,1 Mio (+10%), Kleinfeld/Siemens 6,1 Mio (+70%) usw. usf.
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Offline Britta07

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #2 am: 29. März 2008, 09:58:10 »
Ich hab da mal ne blöde Frage:Wer kann denn den Deckel in der Krankenhausfinanzierung entfernen? Kann man das in Tarifverhandlungen erreichen oder ist das eher was auf Landtags- oder Bundestagsebene? Diese Frage natürlich von einer, die in Politik nie eine Leuchte war  :roll:
Schönen Urlaub noch, Hr. Beßen.  :wink:
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Offline Thomas Beßen

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #3 am: 02. April 2008, 16:12:45 »
Das ist in der Tat eine schwierige Frage, aber sie laesst sich beantworten. Im naechsten Block koennten wir uns ja mal gemeinsam daran begeben, einverstanden?
Schoenen Gruß aus dem windigen Nordholland!
ThoBe

p.s.: habe die Tastatur ohne Buckel-S per Reinkopieren via Word zum Einloggen ueberlisten koennen...  8-)
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Offline Thomas Beßen

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #4 am: 06. April 2008, 17:51:22 »
- nur als kleine Ergänzung gedacht, die zeigt, dass auch die Krankenhäuser bzw. die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) den "Deckel" wirklich weghaben wollen: "... Die DKG appelliert mit Nachdruck an die Regierungskoalition in Beratungen zur Lösung der politisch verursachten Finanzierungskrise der deutschen Kliniken einzutreten.“...
Abendliche Grüße!
Thomas Beßen

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Offline Thomas Beßen

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #5 am: 05. Mai 2008, 14:01:28 »
- und hier die Sichtweise der Gewerkschaft Ver.di zum Problem "Deckel" in der Krankenhausfinanzierung: http://mehrgeldfuerkrankenhaeuser.verdi.de/das_problem_-_die_krankenhausfinanzierung

Sonnige Grüße!
Thomas Beßen
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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #6 am: 13. Mai 2008, 06:48:23 »
- auch Spiegel-Online schrieb am 17. März 2008 was dazu und zwar unter
https://gesundheit-soziales.verdi.de/branchenpolitik/deckel_weg/hintergrund/data/pflegenotstand_spiegel_online.pdf

Immer noch sonnige Grüße!
Thomas Beßen
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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #7 am: 18. Mai 2008, 13:02:42 »
- Monsieur Plaßmann von der FR bringt's mal wieder bildlich auf'n Punkt...  8-)
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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #8 am: 17. Juli 2008, 17:07:27 »
Hallo Britta07,
ich habe eine ziemlich klare Aufdröselung des Thema "Deckel" von Ver.di gefunden. Dort sehen Sie auch, wie sich diese schon komplizierte Sache der Krankenhausfinanzierung hier und heute bei uns quasi historisch in den letzten Jahren entwickelt hat.
Schönen Feierabend!
Thomas Beßen

p.s.: man sollte sich schon mal Donnerstag, den 25.9.2008 vormerken, da findet die bestimmt sehr große Demo von Ver.die bzw. des Aktionsbündnisses "Rettung der Krankenhäuser" in Berlin gegen die Krankenhausmisere statt - mit echt frühem Aufstehen inclusive...  8-)


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Offline Britta07

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #9 am: 18. Juli 2008, 12:20:48 »
Vielen Dank. Und bezügl. der Demo in Berlin: Ist ja schön und gut, aber wollten Sie damit sagen, dass wir uns da etwa beteiligen sollen? Vielleicht als Schulprojekt? Morgens mit Air Berlin für 30 Euro hin und Abends zurück  :-D ? Wir hätten in der Woche ja Schule  :-D !!!
Na ja, ich fahre morgen erst mal an die Nordsee. Frohes Schaffen und bis August.

LG
Britta
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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #10 am: 18. Juli 2008, 13:50:05 »
- wenn z.B. Beiliegendes aus Offenbach hier bei uns auch Schule macht so bin ich auf jeden Fall dabei und ich hoffe, Sie und möglichst viele andere aus der Klasse und aus dem ganzen ZSP auch! Dafür ist die missliche Lage in den Krankenhäuser auch viel zu ernst...
Schöne Zeit an der Nordsee!
Thomas Beßen

p.s.: mit Air Berlin vielleicht nicht unbedingt, die kämpft nämlich zurzeit laut Zeitung ziemlich arg ums Überleben, da könnte es wohl tatsächlich passieren, dass wir in Berlin bleiben müssten...  :-D



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Offline Thomas Beßen

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #11 am: 19. August 2008, 16:48:21 »
Hier der Song zur Kampagne "Der Deckel muss weg!": http://www.krankenhaus-in-not.de/downloads/kampagnensong_frueher_schoen_heute_grau.mp3 - zum Üben zumindest bis zum 25. September in Berlin...
Schönen Feierabend!
Thomas Beßen

p.s.: die 50+ unter uns UserInnen können sich bestimmt noch an Hannes Wader und so erinnern und irgendwie, ich weiß wirklich nicht wieso, fühle ich mich durch den Link diskriminiert...  8-)
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Offline Matti

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #12 am: 19. August 2008, 18:34:19 »
Wir Deutschen - ein Volk, das den Rhytmus im Blut hat  :-D.
Ist zwar textlich wirklich gut, klingt aber ansonsten nicht gerade protestantisch. Ganz nach dem Motto:" Bitte, bitte etwas mehr Geld für die Kliniken, aber nur wenn es euch nicht stört."
Fast schon ein Gute-Laune-Song, der zum Schunkeln einlädt. Irgendwie passt der meiner Meinung nach überhaupt nicht zum Protestieren.

Offline Thomas Beßen

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #13 am: 26. August 2008, 10:54:58 »
- ich habe wie z.B. von der JAV RB gewünscht, einen Brief bezüglich der Freistellung für die Demonstration in Berlin am 25.9.08 an die KollegInnen der externen Ausbildungsstätten geschrieben... (das Original können TeilnehmerInnen falls nötig im Unterboard von Board 1.2 runterladen [ist nur für SchülerInnen und DozentInnen offen])

Aktionsbündnis „Rettung der Krankenhäuser“
Teilnahme unserer SchülerInnen an der Demonstration am 25. September 2008 in Berlin


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe KollegInnen,

wie Sie schon bestimmt wissen, ruft das Aktionsbündnis „Rettung der Krankenhäuser“, die Arbeitgeber wie auch die Gewerkschaften uns Beschäftigte in den Krankenhäusern u.a. zur Teilnahme an der zentralen Demonstration in Berlin am 25. September 2008 auf. Die Demonstration steht unter dem Motto „Weg mit dem Deckel!“ und zielt auf die Finanzierungsmisere in den Krankenhäusern. Hier geht es um die Gelegenheit, den verantwortlichen Politikern und Politikerinnen deutlich zu machen, dass die Finanzierung der Krankenhäuser dringlich verändert werden muss. Wenn unsere Krankenhäuser z.B. ihre Rechnungen für Strom und Lebensmittel nur noch bezahlen können, indem sie Personal abbauen, dann stimmt etwas nicht mit der Krankenhausfinanzierung und dann muss umgehend etwas passieren.
Unsere SchülerInnen haben sich zur Teilnahme an dieser wichtigen Demonstration in Berlin ausgesprochen und werden durch unsere Geschäftsführung (so wie bestimmt Sie durch die Ihrige) deswegen für diesen Tag von der Arbeit freigestellt.
Ich befürworte ausdrücklich das Bemühen unserer jungen zukünftigen KollegInnen durch ihre Teilnahme mit zu versuchen, die Arbeitsbedingungen z.B. durch die Anstellung von mehr Personal zu verbessern und möchte Sie schon heute bitten, sie entsprechend an diesem 25.9.08 vom Dienstplan zu nehmen.
Herzlichen Dank vorab!
Mit freundlichen Grüßen

Th. Beßen
Schulleiter

Neues rund um die Pflegeausbildung? Bitte hier: www.pflegesoft.de...
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Offline Thomas Beßen

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Re: Pflege im Laufschritt
« Antwort #14 am: 05. September 2008, 05:43:30 »
Die Frankfurter Rundschau von heute schreibt dazu:

Krankenhausreform
Klinik auf Intensivstation
VON JOACHIM WILLE

Die Narkose-Geräte funktionierten noch. Meistens. Aber: "Ich war heilfroh, wenn mal eins kaputt war", sagt Professor Jürgen Sorge. Besonders, wenn der Techniker dann sagte: "Nicht mehr zu reparieren. Gibt keine Ersatzteile mehr." Denn dann, nur dann, gab es ein neues. Im Normalfall musste mit den über 20 Jahre alten Geräten gearbeitet werden. Nicht gerade High-Tech-Medizin.

Sorge, Anästhesist und ärztlicher Direktor der Klinik im niedersächsischen Peine, erinnert sich nur ungern an die schlechten alten Zeiten in dem Kreiskrankenhaus am Südrand der Stahlstadt bei Braunschweig. Investitionen? Über Jahre Fehlanzeige. Und zwar nicht nur bei den Narkosegeräten.
Die Klinik mit 440 Betten wurde Anfang der 70er Jahren auf der grünen Wiese hochgezogen. Damals, in den goldenen Jahren des Gesundheitswesens, war sie topmodern. Doch heute sieht sie alt aus, weil zu lange nichts in die Modernisierung gesteckt wurde. Der notorisch klamme Landkreis in Niedersachsen, das bundesweit Schlusslicht bei den Klinik-Investitionen ist, hatte sie zur Spar-Immobilie gemacht. Die Peiner Klinik zählte zu dem Drittel der Krankenhäuser in Deutschland, das in der Bilanz tiefrote Zahlen schreibt.

"Das ist der Charme der 70er Jahre", sagt Norbert Mischer, Geschäftsführer der Klinik-Gruppe aus Celle, zu der das Haus in Peine gehört. Die vier Klinik-Trakte sind kreuzförmig angeordnet. Außen schwarze, teils bröselnde Eternit-Fassade und alte Fenster, innen Flure mit überstrichenen Löchern im Putz und abgestoßenen Zargen an den Aufzügen. Manche Heizkörper sitzen vor so dünnen Außenwänden, als sollten sie das All erwärmen, nicht die Klinik.

Es ist nicht so schlimm, dass man auf dem Absatz kehrt macht, wenn man reinkommt. Aber der Investitionsstau ist unübersehbar. Es ist sauber, keine Frage. Aber auch ein Putzteufel könnte aus dem alten Haus keine Wellness-Oase machen. Es braucht Geld, viel Geld. Der neue Eigentümer krempelt alles um. Demnächst startet der 13 Millionen Euro teure Umbau, der die Peiner Medizin ins 21. Jahrhundert katapultiert.

"Es ging ums Überleben", sagt Mischer. 2002 stand die Annonce im Bundesanzeiger: "Krankenhaus Peine zu verkaufen." Der Grund: zwei Millionen neue Schulden pro Jahr, sinkende Belegzahlen. Die Klinik hatte ein mieses Image. "Wenn in der Zeitung steht, da bröckelt der Putz, setzt sich das in den Köpfen fest", erzählt Betriebsratschef Axel Burgdorf. Nur dank Krediten konnte der Betrieb weitergehen. Missmanagement, wie es im Buche steht. Dann der Notfall-Verkauf.

Mehrere Bieter beteiligten sich, auch private Klinik-Konzerne, die in die Sanierung maroder Kliniken eingestiegen sind. Die kommunale Celler AKH-Gruppe, organisiert als gemeinnützige Stiftung, bekam den Zuschlag. Drei Jahre lang holte sie in Peine im Zeitraffer nach, was halbwegs erfolgreiche Kliniken unter dem Zwang sinkender Investitionen und gedeckelter Krankenkassen-Mittel bereits getan hatten: Kosten drücken. Aus 14 Stationen wurden zehn, die Bettenzahl sank auf 330, die Liegedauer wurde gekappt, die Auslastung von 60 auf 80 Prozent erhöht. Und: 80 von 800 Stellen fielen weg.

Mehr Arbeit, weniger Pflegekräfte. Eine brisante Konstellation. "Die Zeiten, als man im Nachtdienst Socken stricken und Fotos ins Album kleben konnte, sind längst vorbei", sagt Christine Leckelt. Die Pflegeleiterin von Station neun, seit 1982 in der Peiner Klinik, erlebt die Folgen der Arbeitsverdichtung bei gekappter Dienst-Besetzung. Leckelt arbeitet auf der Inneren. Gut die Hälfte von den 36 - meist 60 bis 80 Jahre alten - Patienten ist pflegebedürftig. Viele sind dement. Waschen, Windeln wechseln, Bett machen, Arznei geben - ein Vollprogramm. "Du hast viel zu wenig Zeit, um auf die Patienten einzugehen. Dabei wäre das heute, bei dem Altersschnitt der Patienten, nötiger als früher", so die 45-Jährige.

Die Krankenquote bei Pflegekräften ist bundesweit sehr hoch. Peine macht keine Ausnahme. Und: Viele Schwestern und Pfleger fühlen sich so überlastet, dass sie ihre Arbeitszeit reduziert haben. Von den 20 Kräften, die auf Station neun arbeiten, absolvieren nur noch fünf die vollen 38,5 Stunden. "Vielen reicht das Wochenende zur Regeneration nicht mehr aus", berichtet Leckelt. Sie nehmen in Kauf, dass der ohnehin nicht üppige Monatslohn - das erste Gehalt nach dem Krankenpflege-Examen ist 1800 Euro brutto - noch knapper ausfällt. Zu Deutsch: "Wir sind am Limit. Weniger Personal geht nicht mehr."

Selbst bei Kliniken, die clever auf die kargen Zeiten reagiert haben, ist das nicht anders. So im Celler Krankenhaus, dessen Chefs so wirtschafteten, dass sie drei weitere Häuser - darunter Peine - kaufen konnten. Hier ist alles auf Effizienz getrimmt - vom zentralen Management der Bettenbelegung über die Patientenaufnahme in einem eigenen "Center" bis zur elektronischen "Fall-Mappe", die von den Ärzten überall in der Klinik online eingesehen werden kann. Die Betten-Auslastung ist mit 87 Prozent sehr hoch, die Verweildauer der Patienten mit im Schnitt nur sechs Tagen sehr niedrig.

Von vielen Maßnahmen, die Geld einsparten, profitierten die Kranken sogar. Nervige Wartezeiten fielen weg, die Wege zu den Untersuchungen sind kürzer, die Nachsorge wird professionell geplant. Doch nun, sagt Krankenpflege-Direktor Stephan Judick, "ist kein Spielraum mehr da". Das Personal wurde in den letzten fünf Jahren um 15 Prozent abgebaut. Mit weniger Leuten sei die Qualität nicht zu halten. Wenn kein zusätzliches Geld "ins gedeckelte System" kommt, sieht er schwarz.

Wer durch die Drehtür ins Klinikum Celle geht, sieht dort einen großen Kochtopf stehen. Eine Protest-Installation. Der Deckel liegt daneben. Denn: "Der Deckel muss" weg, so fordert ein Plakat. "Am 25. September fahren wir nach Berlin, zur Demo", sagt der Betriebsratschef Ernst-Günther Mörsel. "So geht es nicht weiter."


Einen guten Morgen wünscht
Thomas Beßen

p.s.: ich werd' das frühe Aufstehen (Abfahrt ca. 5:00 Uhr ab z.B. Frankfurt-Süd) für den 25. 9. wohl üben müssen...  8-)
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