Autor Thema: Darf ein Pflege-Lehrer fordern, oder hat der Schüler das Recht auf ...?  (Gelesen 6895 mal)

Offline IKARUS

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Heute möchte ich einmal eine Frage aufwerfen, die sich an einer Forderung aufhängen lässt, dass "man" für die Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung das Abitur benötigt.
Ich bin ein erklärter Befürworter, aber es ist mir auch bewusst, dass es Abiturienten gibt, die sich nicht für die Pflege eignen oder gar mit dem erforderlichen Lernpensum überfordert sein könnten.
So habe ich auch erfolgreiche Mittelklässler als SchülerINNEN gehabt, die die Abituriienten in die (berühmte!!) Tasche gesteckt haben.

Ich hatte heute die Diskussion im Klassenraum, dass die Bitte um "vernünftiges" Deutsch sinnvoll wäre im Umgang am Krankenbett/ im Berufsalltag.

Ich denke, dass der Umgang miteinander im Privatalltag anderen Regeln unterliegen kann.

Die Schülerin erwiderte, dass sie doch nur pflegen wolle. Das löste eine lebhafte Diskussion im Klassenraum aus. So gab es auch BefürworterINNEN für eine deutliche und verständliche Aussprache, damit der Patient weis wo es lang gehen soll, damit die Kommunikation mit Kollegen, Ärzten und Vorgesetzten funktionieren kann.
Aber wie hoch soll das Eingangsniveau für einen Einstieg in einen Pflegeberuf sein, oder wie hoch soll die Hürde liegen, damit nicht jeder pflegen kann, der es zwar will aber nicht können wird?
Denn zur praktischen Pflege zähle ich auch die Notwendigkeit eine Pflege des Zwischenmenschlichen und das geht nun mal über die Sprache.

Nun bin ich gespannt auf kritisch konstruktive Reaktionen!!
Gruß, IKARUS

Offline dino

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Hi, also das sind für mich zwei paar Schuhe. Ein vernünftiges Deutsch hat erstmal nichts mit Abitur zu tun. Es ist für Einige einfach in  einen Satz mit "voll grass" zu beginnen. Sowas kann man gerne in dr freizeit pflegen, aber nicht im Dienst, wozu auch der Unterricht zählt. Stell Dir doch mal folgende Situation vor. Ein Kollege mißt Blutdruck und kommentiert:2 Vollgrass Alder, siehst Du Wolke über Kopf, kommt von Blutdruck, ist voll korrekt." Ok, dass war jetzt übertrieben, aber so ähnliche Unterhaltungen sind mir nicht fremd, gerade unter männlichen Jugendlichen. Und dies waren keine Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Offline IKARUS

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Dino, das wollte ich auch mit meinem Text deutlich machen. Nicht jeder mit Abi hat einen Deutschleistungskurs hinter sich gebracht. Es geht mir ja nicht um das Geschliffene! Aber die Alltagssprache unserer Jugend ist schon manchmal irritierend. Auch hier gebe ich dir rechte, wenn Du darauf hinweist, dass nicht nur unsere Mitmenschen mit Migrationshintergrund ein noch ausbaufähiges Deutsch sprechen.
Wir haben hier im Ruhrgebiet auch Ecken  wo sie so am reden tun.

Mein grundlegendes Anliegen war, dass wir darauf achten sollten, wer in den Pflegeberuf kommt.
Ansonsten halte ich meinen Parteifreunden vor: "Politik kann doch Jeder!"
Denn für das Tragen der Berufsbezeichnung "Gesundheits- und Krankenschwester/-pfleger benötig der Träger eine Ausbildung mit staatlich anerkanntem Abschluss. Für die Ausübung der Profession POLITIK ist keine Ausbildung erforderlich. Jedenfalls soweit ich es weiß!
Gruß, IKARUS
« Letzte Änderung: 13. Oktober 2012, 23:39:59 von IKARUS »

Offline Brady

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Denn für das Tragen der Berufsbezeichnung "Gesundheits- und Krankenschwester/-pfleger benötig der Träger eine Ausbildung mit staatlich anerkanntem Abschluss.
Hallo Ikarus,
nein, das ist nicht die korrekte Bezeichnung.  Die geschützte Berufsbezeichnung lautet Gesundheits- und Krankenpflegerin/Gesundheits- und Krankenpfleger. Der Wortteil "-schwester" ist aus gutem Grund verschwunden und ist wegweisend für selbstbewusste und professionelle Pflege.
Sorry, wenn ich damit nerve, aber es ist so wichtig nicht mehr die "Schwester" für jederman zu sein.

LG Brady
Ich bin keine Schwester, ich bin eine Fachpflegekraft!

Offline IKARUS

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Hallo Brady, Du nervst mich nicht, sondern gibst eine wichtige Korrektur in meine Gedanken, so dass ich das hoffentlich bald in meinem täglichen Sprachgebrauch integriere. Wahrscheinlich habe ich als "Pfleger" weniger Anlaufschwierigkeiten mit der neune Berufsbezeichnung, weil sich ja kaum etwas geändert hat. Viele Gesundheits- und Krankenpflegerinnen bezeichnen sich heute immer noch als "Schwester". Deshalb wahrscheinlich meine Unkorrektheit.
Du kannst, darfst und sollst ruhig weiter, solche Vaupas kritisch anmerken.

Aber zu meiner zentralen Anmerkung:
Wer soll in unseren Beruf hineinkommen?
Sollten wir Hürden einbauen, oder sollten wir Jedem die Möglichkeit einräumen, weil ja jeder pflegen kann?
Kollegiale Grüße, IKARUS

Offline dino

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Hi Ikarus, auf was Du anspielst hat eher etwas mit sozialer Kompetenz als mit einem Schulabschluss zu tun. Man sollte hier die Probezeit nutzen. Aber wenn der Job nicht atraktiver gestaltet wird werden die Hürden noch geringer.
Viele Grüße    dino

Offline IKARUS

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Hey Dino, bei dem konkreten Anlass ging es mir nicht um die soziale Kompetenz der Schülerin. Die hat sie unbenommen, wenn sie nicht so gar ausgeprägt vorhanden ist.
Aber du hast Recht, dass das Einstiegsniveau in den Beruf abgesenkt wurde und wird. Umso mehr müssen die bereits etablierten Pflegekräfte sich engagieren.
Auch denke ich, dass die Bildungsmisere nichts pflegespflegespezifisches ist. Andere Berufe leiden sicherlich ebenso darunter wie wir. 

Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. Sokrates; griechischer Philosoph (um 469 vChr - 399 vChr)

Nun kommt die Frage auf, was für Schüler waren wir wohl, wenn Sokrates sich schon vor Jahren über seine Schüler beklagen musste?

Herbstliche Grüße, IKARUS

Offline dino

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Nicht besser oder schlechter, nur anders.