Autor Thema: Entlastungsgespräche unter KollegInnen nach kritischen Ereignissen  (Gelesen 7062 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Entlastungsgespräche unter KollegInnen nach kritischen Ereignissen - ein Konzept für Pflegepersonen", so ist das Werk von Clemens Hausmann überschrieben, welches hier im Netz steht: http://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/98/61

Zusammenfassung

"Pflegepersonen sind im Berufsalltag einer Fülle von wiederkehrenden Belastungen, manchmal aber auch extremen, potentiell traumatischen Situationen ausgesetzt (z.B. in Notfallaufnahmen, auf psychiatrischen und pädiatrischen Stationen, in der Intensivmedizin, Langzeitpflege, Angehörigenbetreuung uvm.). Ein erstes Gespräch zur Entlastung und Stabilisierung nach einem kritischen Ereignis findet oft unter KollegInnen statt. Der Artikel beschreibt eine einfache, klar strukturierte Gesprächsform, die diese spontane Hilfe effektiv gestaltet und zugleich auf einfache Weise in den Arbeitsablauf integrierbar ist. Das Entlastungsgespräch basiert auf dem Defusing-Konzept nach Mitchell/Everly (2001) und greift neuere Erkenntnisse zu organisationsinterner Traumabewältigung (Rick et al. 2006) sowie allgemeine Grundsätze psychologischer Stabilisierung am Arbeitsplatz (Hausmann 2010) auf. Es ist speziell für Pflegepersonen adaptiert und wird seit 2008 in mehreren österreichischen Krankenhäusern sowohl in der Ausbildung zur Diplompflegefachkraft als auch in der Weiterbildung für Mitarbeiter in Notfallaufnahmen und für Praxisanleiter vermittelt. Praktische Erfahrungen in der Umsetzung des Konzepts sowie notwendige Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Implementierung werden diskutiert."


Guten Morgen zusammen!
Thomas Beßen
« Letzte Änderung: 14. Juni 2016, 12:31:58 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Entlastungsgespräche unter KollegInnen nach kritischen Ereignissen
« Antwort #1 am: 07. September 2012, 07:50:22 »
Ein so wichtiges Thema rückt in das Zentrum der aktuellen Diskussion.
Die Reflexion von belastenden Ereignissen für die betroffenen Pflegefackraft ist zwingend und dringend notwendig, will man/sie Schaden von ihrer Seele oder ihrem Körper abwenden.
Oft werden belastende Ereignisse aus Unkenntniss oder Scham heruntergespielt. Oder man will keine Blöse zeigen.
Dieser Weg führt aber in die Irre!
Eine Geprächskultur in den Berufsalltag zu etablieren ist wichtig, aber es ist auch schwierig. Gibt es doch viele tradierte Vorurteile und Ängste darüber "was mit meiner Aussage gemacht wird". Eine Gesprächskultur sollte von den Leitungen initiiert werden, damit sie in die Fläche getragen werden kann.
Wenn sie "von unten kommt" hat sie kaum eine Chance langfristig gepflegt zu werden.
Es muss ja nicht immer ein Gespräch auf therapeutischem Niveau sein. Das geschützte und unreflektierte Gespräch kann seelische Erleichterung bringen.
Mitunter kann es auch sein, dass ein belastendes Ereignis erst nach Jahren zu einer PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörung) führen kann oder seine Auswirkungen zeigt.
Auch da kann es sein, dass durch ein Gespräch der seelischen Druck gemildert werden kann.
Sonnige Grüße, IKARUS