Autor Thema: Pflegelücke in Deutschland - Es geht nicht um sauber, satt und freundlich!  (Gelesen 5002 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Das Image der Pflegeberufe ist in der Gesellschaft antiquiert und unattraktiv. Aber für Irene Maier, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands e.V. (VPU), ist der Pflegeberuf besser als sein Ruf. Bislang habe man nur nicht vermittelt können, wie anspruchsvoll dieser Beruf sei und welche intellektuellen Anforderungen er mit sich bringt. Hier gehe es um mehr als um sauber, satt und freundlich, und Irene Maier weiß wovon sie spricht. Seit über 20 Jahren ist sie im Bereich Pflege tätig: nach Stationen als Pflegedienstleitung und Pflegedirektorin am Universitätsklinikum Lübeck, ist sie seit 1996 als Direktorin für die pflegerische Versorgung der Patienten am Universitätsklinikum Essen verantwortlich. Im vergangenen November war sie Kongresspräsidentin des 34. Deutschen Krankenhaustages in Düsseldorf. ..."

Quelle & mehr Klartext: http://www.vpu-online.de bzw. http://www.vpu-online.de/de/pdf/2012-03_Klinikarzt-Pflegeluecke.pdf

Guten Morgen nach Essen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Ja da hat Frau Maier recht, wenn sie schreibt, dass der Pflegeberuf mehr zu bieten hat, als das wir den Patienten satt, sauber pflegen und freundlich behandeln/pflegen und begleiten können.
Bleibt da nur die Frage nach den Stellenplänen - auch in den Uniklinikas - , denn nur mit einer ausreichenden Personaldecke können die anspruchsvollen Worte, die ich sehr gerne untersteiche, verwirklicht werden.

Es ist unmöglich mit 3 Krankenschwestern 30 Patienten zu pflege oder sollte ich schreiben zu begleiten.

Es gibt in der Pflege Tätigkeiten die einer Assistenztätigkeit gleichkommt und hier kann eine niederschwellige Ausbildung angeboten werden. Aber es gibt auch Pflegebereiche, wo es darauf ankommt, dass Frau/Mann hochkomplexe Zusammenhänge erkennt, richtige Maßnahmen ableitet, sie selbständig plant und ggf. eigenständig durchführt. Für diese anspruchsvolle und eigenständige Arbeit, die auch durch die Übernahmen von Verantwortung deutlich werden muss, ist eine hochqualifizierte schulische Grundbildung unerlässlich.

Guten morgen in die Wetterau zurück, IKARUS
« Letzte Änderung: 01. Juni 2012, 05:57:24 von IKARUS »

Mathi

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Auch schon mitbekommen, Pflege bedeutet den Patienten über einen Zeitraum zu begleiten und seine Ressourcen zu erhalten oder zu fördern. Ihnen nicht alles vor die Füße zu tragen. Wenn die Leute Hotelleistungen wollen, sollen sie ins Hotel gehen. Es bedeutet auch nicht nur Hintern putzen. Hinter so einem Aufenthalt steckt sehr viel Planung (Pflegeprozess). Auch Behandlungen, die die Pflege schon macht, Tier-unterstützte-Therapien, Aromatherapien usw., das gehört auch zum Pflegealltag oder Familiengespräche.
« Letzte Änderung: 01. Juni 2012, 20:00:51 von Mathi »

Offline IKARUS

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Ja Mathi, da sind wir einer Meinung. Ich denke nur, dass wenn eine Direktorin sagt, das Pflege mehr kann als satt, sauber freundlich, dann sollte sie auch den Arbeitsrahmen so gestalten, dass ihre Forderungen am Krankenbett auch umgesetzt werden können. Ich stelle mir vor, wenn jemand etwas einfordert, was ein Manager anbietet und es dennoch "nur" drei Fachpflegekräfte auf der Station gibt. Da kommt die Kollegin vor Ort ins Trudeln. Alle fordern die Kollegin am Bett und "die Kopferten" schwingen wohlklingende Reden.
Ich habe aber nicht zehn Arme und Beine wie der ideale Anästhesist (da gab es mal eine Karikatur von abbot!).
Wollen wir mal hoffen, dass sich etwas ändert!!
Sonnige Grüße, IKARUS

Offline dino

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Hallo Ikarus, ich denke, dass die Pfledirektorin einfach ihre Meinung sagte. Aber wir wissen, dass das Wünschenswerte nicht immer auch zu Finanzieren ist. Die Deckelung im Gesundheitswesen lässt sich nicht wegdiskutieren.. Und genau dies führt dann zur Arbeitsverdichtuing. Daneben könnte man auch an der internen Organisation und Durchführung drehen, aber dazu müßte man das jeweilige Krankenhaus kennen.
Samstägliche Grüße    dino

Offline IKARUS

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Hi Dino, kann ich eine Meinung sagen und ihr zuwider handeln?
Was bringt es dann, die Meinung zu sagen, wenn keine entsprechenden Taten folgen. Ich denke, dass Menschen in Verantwortung - aber nicht nur die - zu dem stehen sollten, was sie sagen.
Sonst ist doch Vieles nur verbaler Müll. Oder ??
Ich kann doch auch nicht - oder besser sollte nicht - meine Schüler auf die Notwendigkeit der Hygiene hinweisen und mich selber hygienisch so verhalten wie die berühmt "Wildsau" oder ???
Ich mache mich doch unglaubwürdig! Ich mache mich zum Affen, oder??

Hierzu fällt mir ein Zitat ein, das ich nicht wörtlich wiedergeben kann.
"ein Mensch sollte das sagen, was er denkt, sonst wird er niemals denken, was er sagt ..."

Rede ich nur um des Redens willen? Ich kann doch nicht sagen, das habe ich so nicht gemeint.
Warum nehmen so wenige Menschen Verantwortung für das von ihnen Gesagte??

Ich denke, dass ich jetzt erstmal zum Tanztraining gehen werde. Wenn ich mich vertanze = vor ode rhinter dem Takt, bekomme-n ich(wir als Tanzpaar) die schlechte Note.
Da kann ich auch nicht sagen, dass ich den Takt nicht gehört habe, oder die Figuren waren doch richtig.
Mit flotter Sohle grüßt, IKARUS

Offline dino

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Hallo Ikarus, ich hab den Beitrag zwar nicht gesehen.Auch wenn die Kollegin praktisch anders agiert kann die Kollegin eine andere Meinung haben. Wir alle wissen, das es Sachzwänge gibt. Stellen müssen finanziert werden, aber unser Stellenwert ist nicht anerkannt. Ich denke auch darüber nach was man tun könnte, wenn man könnte. Aber in der Praxis muss ich halt aus den  vorhandenen Ressourcen das Beste machen. Und so könnte es auch mit der Kollegin sein. Nur weil sie Pflegedirektorin ist, heißt das nicht, das sie den Kontakt mit der Basis verloren hat. Kritik üben ist manchmal einfach, Ressourcen optimal einzusetzen oft schwierig.
Viele Grüße    dino
« Letzte Änderung: 03. Juni 2012, 09:41:06 von dino »

Offline IKARUS

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Hallo Dino, mal etwas anderes!
Kennst du eine Möglichkeit, wie ich Schülern in 8 Unterrichtsstunden die Begriffe "NEUROSEN und PSYCHOSEN" näher bringen kann. Was ist die Pflegerische Aufgabe bei Menschen mit diesen Krankheitsbildern??

Für eine flankierend Hilfe danke ich bereits heute und an dieser Stelle.

Kollegialen Gruß, IKARUS

Offline dino

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Hi Ikarus, ich gehöre mehr in die Suchtriege. Wir haben es in der Regel mit reversiblen Psychosen im Rahmen von Prädelir und Delir sowie Alkoholhalluzinosen zu tun. Bei einem Delirium steigen die Vitalparameter an, der Pat. schwitzt stark und hat einen Tremor, bis zum Ganzkörpertremer. Er ist suggestibel, z. B. ist da die Fadenprobe gerade für Schüler imposant. Der Patient sitzt Dir gegenüber. Du machst eine Schreibtischschublade auf und tust so als ob Du einen Faden herausholst. Mit den Worten:" nehmen Sie mir bitte einmal den roten Faden aus der Hand" berührst Du die Finger des Patienten. Nun sagst Du ihm: "der Faden ist ihnen aus den Fingern gefallen" und wenn er delirant ist fängt er an zu suchen. Desgleichen haben delirante Patienten oft taktikle Halluzinationen, sie nesteln auch gerne als ob Ameisen über sie laufen. Unbehandelte Delirien enden oft tödlich im Terminalschlaf. Bei der Alkoholhallluzination sind die Vitalparameter weitgehend im Normbereich. Der Pat. hat hier oft akustische und optische Halluzinationen. Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis sind da weniger bei uns. Bei Neurosen haben wir es mehr mit einer leichten bis mittelgradigen Zwanghaftigkeit zu tun. Aber ich sage mal Shet Bescheid, der kennt sich da besser aus. Was echt hilfreich ist ist der Klassiker Irren ist menschlich. Zwar umfangreich, aber wenn Du öfter Unterricht darüber hälst amortisiert sich die Anschaffung.
Viele Grüße    dino
« Letzte Änderung: 04. Juni 2012, 08:06:26 von dino »

Offline IKARUS

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Habe vielen Dank Dino für deine zügige Rückmeldung. Ich habe auch Brady angesprochen. Du empfiehlst mir das Buch von DÖRNER. Das habe ich mir damals gekauft. Ich denke, dass es heute noch seine Dienste tun wird. Ich nehme es mir dann mal wieder in die Hand.

VG. IKARUS