Autor Thema: Der Student, der jüngst noch "hirntot" war  (Gelesen 4122 mal)

Online Thomas Beßen

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Der Student, der jüngst noch "hirntot" war
« am: 10. Mai 2012, 06:24:58 »
"Der 17-jährige Brite Steven Thorpe erleidet lebensgefährliche Verletzungen. Seine Ärzte erklären ihn für hirntot und fragen seine Eltern auf mögliche Organspenden an. Heute, vier Jahre später, studiert Steven Thorpe, weil der Vater dem Arzt nicht glaubte. ..."

Quelle & mehr: http://www.berliner-zeitung.de bzw. http://www.berliner-zeitung.de/wissen/organspende-der-student--der-juengst-noch--hirntot--war,10808894,15202820.html

Guten Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Der Student, der jüngst noch "hirntot" war
« Antwort #1 am: 10. Mai 2012, 08:57:01 »
Einen ähnlichen Krankheitsverlauf habe ich 1982/83 erlebt. Wir hatten damals einen jungen Mann der ein Absturztrauma überlebt und (wie wir es heute formulieren) im Wachkoma viele Wochen lang war. Der Patient zeigte über Wochen keinerlei Reaktionen und stand vor der Verlegung in eine andere Klinik. Kurz vor dem geplanten Verlegungstermin begann der Patient mit Reaktionen auf die pflegerischen Interventionen, die wir mit großem Erstaunen feststellten. Gerechnet hat damit keiner mehr, der am Krankenbett stand und arbeitete.
Ich erinnere, dass der Patiient völlig und ohne negative Nachwirkungen aufgewacht ist und auch sogar seinen Schulabschluss absolvierte und ein Studium begann.
Das hat mich damals (die Diskussion ums Geld gab es noch nicht, denn die Krankenhäuser wurden noch monistisch finanziert!) [aber nicht mich alleine!] sehr motivert nicht so schnell aufzugeben.

Auch wird hier ein weiteres Problem deutlich, was die Motivation beeinflussen kann. Eine finale Diagnose kann die Motivation des Personals beeinflussen.
Auch hier einnere ich an den Fachartikel, woraus später ein Buch wurde und aus meiner Sicht sehr lesenswert ist. Eine Buchanzeige habe ich diesen Zeilen angehängt.
Ein pfiffiger Schüler, wir arbeiteten am Bett eines schwerbrandverletzten Patienten (VKO 88%), fragte nach dem Sinn unserer Bemühungen. Sicherlich können manchmal Krankheitsverläufe und aktuelle Patientenzustände zu Gedanken führen:" möge der Patient es doch schaffen!"
Ich gab zur Antwort, dass wir nicht die sind, die über Leben und Tod entsscheiden.
Es ist mitunter sehr schwer den Leidensweg eines Patienten mitzugehen und den Patienten zu begleiten.
Der Leidende (also der am Bett arbeitende) sollte sich fragen, warum er leidet, wenn dem so sein sollte.
Die Diskussion über eine Therapiebegrenzung sollten aus meiner Sicht nicht die treffen, die am Patienten arbeiten, sondern z.B. eine Ethikkommission. Denn wenn einmal die therapeutischen Maßnahmen reduziert werden, wird das Folgen für den Betroffenen haben, die dann auch nicht wieder korrigiert werden können.
Also ist für das Personnal in entsprechenden Fachbereichen es wichtig eigene Psychohygiene zu betreiben.
Seit dem ich auch in der Lehre tätig bin, mache ich das Thema: "Patienten in Grenzsituationen" zu einem regelmäßigen Unterrichtsprojekt.

Sonnige Grüße, IKARUS
« Letzte Änderung: 10. Mai 2012, 09:37:37 von IKARUS »

Offline Beate

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Re: Der Student, der jüngst noch "hirntot" war
« Antwort #2 am: 10. Mai 2012, 19:14:38 »
Ja, da bekommt man doch Gänsehaut und Freude macht sich breit, wenn dann doch ein positiver Verlauf erkennbar ist. Und da halte ich es einmal wieder angebracht, daran zu erinnern, dass die Pflegenden sich mit ihren Äußerungen am Krankenbett sehr zurückhalten sollten, weil wir immer davon ausgehen müßen, dass der Patient dies hören und sehr wohl empfinden kann. Das ist ungeheuer wichtig und sich auch mal zu fragen " wie wollte ich denn gerne behandelt werden bzw was tut mir als Patient denn gut" ? Da gäbe es noch sehr viel zu sagen, aber ich nutze die regenfreie Zeit und radel noch ein wenig.
Sensible Grüße und einen erholsam angenehmen Abend
Beate

Offline IKARUS

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Re: Der Student, der jüngst noch "hirntot" war
« Antwort #3 am: 10. Mai 2012, 20:23:34 »
Ja Beate, da habe ich noch ein weiteres Beispiel aus meiner Schülerzeit.
Eine Patientin die auf der Straße einen schweren Unfall erlitt, sprach mich Monate nach dem Unfall an und berichtete mir von der Situation auf der Straße. Sie konnte so viel von dem berichten was wir taten und sagten. Das beeindruckte mich sehr!! Ein ähnliches Erlebnis hatt ich im Zentrum für Brandverletzte. Wir dachten der Patient sei tief sediert und bekäme nicht mit. Denkste!! Das fatale war, dass der Patient "vieles falsch verstand". Di ebessere Formulierung wäre aber, das er das Verstandene anders interpretierte als es gesagt und gemeint war. So kann es uns ja auch ergehen, wenn wir noch im Halbschlaf sind und uns jemand anspricht und "verlangt", wir könnten /solltenkniffelige Aufgaben lösen. Wir können dann sagen: "ich bin noch nicht ganz wach, komm später mit der Frage wieder!" Der sedierte oder Bewusstlose kann das nicht.
Ich denke jedoch, dass das Pflegepersonal heute sensibler geworden ist und die Privatgespräche in den Pausenraum verlegt.
Nun hoffe ich, dass morgen die Sonne scheint und wir Erfolg haben!!
Gute Grüße, IKARUS




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Offline Beate

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Re: Der Student, der jüngst noch "hirntot" war
« Antwort #4 am: 11. Mai 2012, 17:58:11 »
Was für ein Erfolg soll sich denn da einstellen? Die besten bezüglich des goldenen Tanzbeins?
Scherz beiseite, ich drück die Daumen, wird schon werden. Dies ist ein sehr schöner Ausgleich zu dem anstrengenden Beruf!
LG Beate

Offline dino

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Re: Der Student, der jüngst noch "hirntot" war
« Antwort #5 am: 12. Mai 2012, 16:57:21 »
Technik und Srores sollen uns bei der Arbeit unterstützen, aber sie dürfen nicht über das Leben eines Menschen entscheiden. Hilfreich können Leitlinien sein http://www.american-heart.at/currents/genug/