Einen ähnlichen Krankheitsverlauf habe ich 1982/83 erlebt. Wir hatten damals einen jungen Mann der ein Absturztrauma überlebt und (wie wir es heute formulieren) im Wachkoma viele Wochen lang war. Der Patient zeigte über Wochen keinerlei Reaktionen und stand vor der Verlegung in eine andere Klinik. Kurz vor dem geplanten Verlegungstermin begann der Patient mit Reaktionen auf die pflegerischen Interventionen, die wir mit großem Erstaunen feststellten. Gerechnet hat damit keiner mehr, der am Krankenbett stand und arbeitete.
Ich erinnere, dass der Patiient völlig und ohne negative Nachwirkungen aufgewacht ist und auch sogar seinen Schulabschluss absolvierte und ein Studium begann.
Das hat mich damals (die Diskussion ums Geld gab es noch nicht, denn die Krankenhäuser wurden noch monistisch finanziert!) [aber nicht mich alleine!] sehr motivert nicht so schnell aufzugeben.
Auch wird hier ein weiteres Problem deutlich, was die Motivation beeinflussen kann. Eine finale Diagnose kann die Motivation des Personals beeinflussen.
Auch hier einnere ich an den Fachartikel, woraus später ein Buch wurde und aus meiner Sicht sehr lesenswert ist. Eine Buchanzeige habe ich diesen Zeilen angehängt.
Ein pfiffiger Schüler, wir arbeiteten am Bett eines schwerbrandverletzten Patienten (VKO 88%), fragte nach dem Sinn unserer Bemühungen. Sicherlich können manchmal Krankheitsverläufe und aktuelle Patientenzustände zu Gedanken führen:" möge der Patient es doch schaffen!"
Ich gab zur Antwort, dass wir nicht die sind, die über Leben und Tod entsscheiden.
Es ist mitunter sehr schwer den Leidensweg eines Patienten mitzugehen und den Patienten zu begleiten.
Der Leidende (also der am Bett arbeitende) sollte sich fragen, warum er leidet, wenn dem so sein sollte.
Die Diskussion über eine Therapiebegrenzung sollten aus meiner Sicht nicht die treffen, die am Patienten arbeiten, sondern z.B. eine Ethikkommission. Denn wenn einmal die therapeutischen Maßnahmen reduziert werden, wird das Folgen für den Betroffenen haben, die dann auch nicht wieder korrigiert werden können.
Also ist für das Personnal in entsprechenden Fachbereichen es wichtig eigene Psychohygiene zu betreiben.
Seit dem ich auch in der Lehre tätig bin, mache ich das Thema: "Patienten in Grenzsituationen" zu einem regelmäßigen Unterrichtsprojekt.
Sonnige Grüße, IKARUS