Autor Thema: Trauern im Internet erlebt einen Boom  (Gelesen 3471 mal)

Offline Thomas Beßen

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Trauern im Internet erlebt einen Boom
« am: 19. April 2012, 06:29:26 »
"Pixelblumen, virtuelle Gedenkkerzen, digitale Kondolenzbücher. Im Internet entsteht ganz allmählich eine neue Trauerkultur. Der neueste Trend dabei sind Grabsteine, die auf die Trauerportale verweisen.

Sie heißen „Kondolenzbuch für den kleinen Emder Engel!“ oder „Lena (†11) aus Emden Kondolenzseite“: Facebook-Gruppen, die Nutzer angelegt haben, um der ermordeten Lena zu gedenken. Einige haben fast 9000 Mitglieder, unzählige Beileidsbekundungen finden sich auf den Kondolenzseiten. Nur eine Rose aus Textzeichen etwa oder ein kurzes „Mein Beileid“, aber auch längere Texte der Anteilnahme. Wurde über Facebook zu Lynchjustiz aufgerufen, so zeigt dies die andere Seite sozialer Netzwerke: Für eine Generation, für die Facebook wie selbstverständlicher Teil ihres Lebens geworden ist, die sich über Facebook zum Geburtstag gratuliert und die Geburt ihres Kindes verkündet, verlagert sich auch die Trauer ins Netz, sagt Kommunikationswissenschaftlerin Sabina Misoch. „Es wäre seltsam, wenn es anders wäre.“

Besonders sichtbar ist diese Entwicklung beim Tod von Prominenten wie Robert Enke oder Amy Winehouse: Zehntausende hinterlassen dann Beileidskommentare auf den Websites, ausgedruckt wären es gigantische Kondolenzbücher. Doch es sind nicht nur die prominenten Trauerfälle, die dieses Bedürfnis hervorrufen, sagt Kulturwissenschaftler Norbert Fischer, Professor an der Universität Hamburg. „Wir beobachten dies auch bei privaten Todesfällen, besonderes bei jungen Menschen.“

Verstreute Familien

Einen fundamentalen Wandel der Trauerkultur, nennt Fischer die gegenwärtige Entwicklung. Ort der Bestattung und Ort der Trauer fielen zunehmend auseinander. „Der klassische umgrenzten Friedhof, ein Produkt der Industriemoderne, verliert seine Bedeutung als alleinigen Ort von Trauer und Erinnerung.“ Die klassische Familiengrabstätte verliere ihren Sinn, wenn die Angehörigen nicht mehr am selben Ort wohnen, sagt Fischer.

Immer mehr Menschen entscheiden sich daher für Urnen- oder Waldbestattungen – Alternativen, die keine Grabpflege benötigen, die aus der Ferne nur schwer zu leisten ist.

Deutschlands Friedhöfe haben inzwischen mit einer zu geringen Auslastung zu kämpfen. Und mit erheblichen Finanzproblemen, da die Pflege der Anlage trotzdem aufrechterhalten werden muss. Überall im Land werden Friedhöfe verkleinert oder umgewidmet in Parkanlagen. Zugleich entsteht ein neuer gigantischer Markt – im Internet. ..."


Quelle & mehr: http://www.berliner-zeitung.de bzw. http://www.berliner-zeitung.de/panorama/gedenkportale-und-facebook-seiten-trauern-im-internet-erlebt-einen-boom,10808334,14700942.html (siehe auch s. auch http://www.derwesten.de bzw. http://www.derwesten.de/panorama/trauern-im-netz-so-schwer-wie-im-realen-leben-id3975417.html)

Guten Morgen Pflegewelt!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.