Autor Thema: "Ärzte und Pfleger - Total biegsam, total aufgerieben"  (Gelesen 2261 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Ärzte und Pfleger - Total biegsam, total aufgerieben"
« am: 15. Februar 2012, 06:27:29 »
"Jederzeit einsatzbereit, rund um die Uhr - von Klinikärzten, Pflegern und Hebammen wird bedingungslose Flexibilität verlangt. Ihre Arbeitslast ist oft zermürbend, das Privatleben bleibt auf der Strecke. Viele werden aber auch Opfer des eigenen Helfersyndroms.

Elmar Offers erinnert sich noch gut an seine Zeit als Assistenzarzt an einem Bielefelder Krankenhaus, Mitte der neunziger Jahre. Vor allem an die Nachtdienste am Wochenende, wenn das ständige Geräusch des Piepers durch die Gänge hallte. Während ein Mann mit Herzinfarktverdacht eingeliefert wurde, bekam ein anderer Patient plötzlich Atemnot. Offers pendelte ständig zwischen Notaufnahme und seiner Station in der Inneren Medizin.

Nach der Nachtschicht ging es weiter, mit Neuaufnahmen und der Visite bis zum Nachmittag. Manchmal war er 32 Stunden im Dienst. "Wenn du nicht geschlafen hattest, warst du schon nach 24 Stunden am Ende. So konnte ich nicht vernünftig arbeiten", sagt er heute. Seit seinem Berufseinstieg findet das Leben des Kardiologen in der Klinik statt. Hobbys wie Basketball gab er auf, zu selten konnte er die Trainingszeiten einhalten.

Wie Offers, 44, geht es vielen Medizinern, Krankenschwestern oder Altenpflegern - daran hat sich wenig geändert. In Schichtsystemen arbeiten Pflegende rund um die Uhr und opfern dafür ihr Privatleben. Der Beruf wird zum Mittelpunkt des sozialen Lebens - "wie eine Ersatzfamilie", so Offers.

Wolfgang Schmidbauer glaubt, dass der Drang zu Helfen in eine Sucht münden kann. Mit seinem Buch "Die hilflosen Helfer" prägte der Münchner Psychoanalytiker schon 1977 den Begriff "Helfersyndrom". Das altruistische Berufsethos unter Medizinern, die häufig über die eigenen Kräfte hinausgehen, kennt auch Offers. Selbstausbeutung sei unter seinen Kollegen nicht selten: "Das Gefühl, der Job könne nicht ohne einen auskommen, ist sicher in der Medizin weit verbreitet." ..."


Quelle & mehr: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,814975,00.html

Frühe Wintergrüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.