Autor Thema: Krankenhäuser in Hessen: Längere Wege für Patienten  (Gelesen 4039 mal)

Offline Thomas Beßen

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Krankenhäuser in Hessen: Längere Wege für Patienten
« am: 10. März 2009, 08:14:11 »
"Schluss mit dem verordneten Bettenabbau an hessischen Krankenhäusern! In Zeiten der Fallpauschalen bleibt ohnehin kein Patienten länger als nötig auf der Station. Nur noch acht Tage betrug im Jahr 2007 die durchschnittliche Verweildauer - 16 Jahre zuvor waren es fünf Tage mehr gewesen.

Die Landesregierung in Wiesbaden reagiert jetzt auf diese Veränderungen. Sie setzt den Bettenabbau aus und legt das Augenmerk künftig auf "qualitative und strukturelle Merkmale" in der Versorgung, wie Minister Jürgen Banzer (CDU) jüngst bei einem Kongress in Offenbach ankündigte. Wie die Qualität überprüft werden soll, steht noch nicht fest. Wohl aber, dass das Land zusammenarbeitende Kliniken mit Fördermitteln belohnen will und sie darauf drängt, sich zu spezialisieren. Die Folgen für die Patienten werden oft längere Wege sein.

Im Gegenzug wächst die Wahrscheinlichkeit, sich in erfahrene Hände zu begeben. Es geht nicht um die Blinddarm-Operation, die Geburt oder den gebrochenen Arm. Die sogenannten Grundleistungen werden die rund 180 Kliniken in Hessen auch künftig bieten. Ausbauen will das Land auch das Konzept, wonach im Notfall ein geeignetes Krankenhaus maximal 35 Kilometer entfernt sein darf.

Doch wer ein künstliches Knie benötigt, eine neue Hüfte, wer an Herz, Auge oder Bandscheibe operiert werden soll, kann nicht mehr mit einer wohnortnahen Versorgung rechnen. Kompliziertere Eingriffe sollen in Häusern mit dem entsprechenden Know-how stattfinden, deren Ärzte Erfahrung und Routine haben, die die notwendige räumliche und technische Ausstattung besitzen. Die Techniker Krankenkasse verspricht sich von einer Konzentration mehr Qualität für die Patienten. Sprecherin Denise Jacoby: "Bei solchen Operationen machen hochspezialisierte Zentren Sinn."

Wie sich das Land die künftige Behandlung von Krebspatienten vorstellt, zeigt das Onkologie-Konzept. Es steht kurz vor der Veröffentlichung und liegt der Frankfurter Rundschau als Entwurf vor. Danach existiert zwar eine flächendeckende Versorgung, doch in manchen Häusern sei die Zahl der Fälle so niedrig, "dass die Qualität der Behandlung in Frage gestellt werden kann". Eine Konzentration auf wenige spezialisierte Kliniken halten die Verfasser für nicht vertretbar, weil 14 Prozent aller stationär Behandelten in Hessen unter Krebs litten. Sie schlagen "vertraglich geregelte Kooperationen" vor zwischen kleinen Häusern mit geringen Fallzahlen und großen spezialisierten.

Mit der Zentralisierung will das Land so weit gehen, dass zwischen den Kliniken Hierarchien entstehen. Hier das "kooperierende" Haus, dort das "koordinierende". Letzteres soll "grundsätzlich das gesamte Spektrum onkologischer Erkrankungen" versorgen - "einschließlich besonders schwerer und seltener Fälle". Als koordinierende Zentren sieht das Land das Universitätsklinikum Frankfurt und das nach der Privatisierung vom Rhön-Konzern betriebene Universitätsklinikum Gießen vor, "kooperierende Zentren" am Klinikum Kassel und den Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden.

Auch die renommierte Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim soll im Onkologie-Netzwerk unter der Gießener Uniklinik arbeiten. Das hatte im Dezember für Verwerfungen gesorgt. Die alte Geschäftsführung wehrte sich gegen die Einflussnahme von Rhön, einer der größten privaten Klinikbetreiber der Republik. Sie wurde abgesetzt. Ein renommierter Thoraxchirurg ging freiwillig. Personelle Verflechtungen mit Rhön bestehen schon länger: Der Vize-Geschäftsführer des Uniklinikums Gießen-Marburg sitzt ebenso im Kerckhoff-Aufsichtsrat wie Wilfried von Eiff, der dort früher tätig war. Der Internist Friedrich Grimminger arbeitet in Bad Nauheim und leitet gleichzeitig die Lungenfachkunde in Gießen.

Fallpauschalen
Für Krankenhauspatienten zahlen die Krankenkassen seit dem Jahr 2004 keine Tagessätze mehr, sondern Pauschalen pro Behandlungsfall, die sich an der Krankheit orientieren. Das hat zur Folge, dass die Patienten früher entlassen werden. Außerdem ging die Anzahl der Betten zurück. Und doch gibt es offenbar immer noch zu viele: Die Bettenausnutzung lag 2007 bei 76,4 Prozent."

Gute Gesundheit wünscht
Thomas Beßen

Quelle: Jutta Rippegather in http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=1687287&



Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.