Autor Thema: "Ich bin fucking 22 und trage so viel Verantwortung"  (Gelesen 2135 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Ich bin fucking 22 und trage so viel Verantwortung"
« am: 13. September 2021, 05:42:45 »
"Eine junge Altenpflegerin beschreibt, wie sie ihren Arbeitsalltag kurz nach ihrer erfolgreich absolvierten Pflegeausbildung erlebt. Manche Pflegeauszubildende schaffen den Weg bis hierhin nicht einmal – ein Pädagoge beziffert die Abbrecherquote in der Pflegeausbildung auf 30 %. ..."

>>> https://www.bibliomed-pflege.de/news/ich-bin-fucking-22-und-trage-so-viel-verantwortung

Frühe Grüße!
Thomas Beßen
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Offline ChrisWeb

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Re: "Ich bin fucking 22 und trage so viel Verantwortung"
« Antwort #1 am: 13. September 2021, 06:29:04 »
Wer sich für den Beruf interessiert bzw. die Ausbildung anfängt, sollte wissen, wie es "danach" aussiehst und wie viel Verantwortung jede (professionell) Pflegende:r trägt.
Das Gehalt steht aber nicht im Verhältnis, auch/ weil sich der Pflegeberuf so weiter entwickelt hat, dass er mit dem "Pflegen" von damals nicht mehr vergleichbar ist.
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Offline IKARUS

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Re: "Ich bin fucking 22 und trage so viel Verantwortung"
« Antwort #2 am: 13. September 2021, 12:48:58 »
Hallo Chris! Wo soll sich ein kommender Absolvent/eine kommende Absolventin am freien Buchmarkt über den "wirklichen" Pflegeberuf erkundigen?
Von welcher Verantwortung ist bei dir die Rede?
Hat nicht jeder die Verantwortung für sein Tun? Ich meine hier die Durchführungsverantwortung!! 
Wo steht unsere Verantwortung über die eines Handwerkers??
Ich denke, dass man erst entscheiden kann, ob der Beruf etwas für einen ist, wenn man in ihm ist. Es sind ja selten die beruflichen Anforderungen, die die Jungen  aus dem Beruf treiben.
Es sind die Rahmenbedingungen, die den Mageninhalt auf die Straße befördern helfen.

Sonnige Grüße aus Essen, Michael


Offline dino

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Re: "Ich bin fucking 22 und trage so viel Verantwortung"
« Antwort #3 am: 13. September 2021, 16:50:51 »
Naja Ikarus, ganz so ist es ja nicht. Die praktische Ausbildung findet ja nicht in einem luftleeren Raum statt. Wer nun 1+1 zusammenzählen kann weiß, was auf ihn zukommt. Wie war das doch gleich mit dem Gärtner? Baut der Gärtner Mist, wachsen keine Blumen. Bauen wir Mist, wachsen Blumen drüber. Außer der Gärtner hat Mist gebaut. Ich denke schon, das man in 3 Jahren merkt,  ob der Job etwas für einen ist.
  Es sind die Rahmenbedingungen, die den Mageninhalt auf die Straße befördern helfen.
Das mag speziell bei Dir der Fall gewesen sein, ich finde dagegen Rahmenbedingungen auch hilfreich. Ansonsten bastelt doch jeder seine evtl. altruistisch untermalten Rahmenbedingungen, für die es aber keinen Kostenträger gibt. Wir leben nicht im Taka Tuka Land bei Pipi Langstrumpf, wo sich jeder seine Welt bastelt. Bevor man wo anfängt sollte man sich die Bedingungen ansehen. Die nächste Sache ist der Träger, öffentlich oder Privat. Sich hinhocken, Trübsal blasen ob der schlechten Rahmenedingungen, vielleicht sogar auf eine wundersame Rettung durch einen Berufsverband oder Kammer hofft. Dann geht es schief. Denn das eigentlich wunderbare an einem Wunder ist, das es immer dann eintritt, wenn man nicht nur auf ein Wunder hofft, sondern auch daraufhin arbeitet. Und hier, in den Teams, kann man schon eine Menge leisten. Die Arbeitsabläufe, die Organisation müssen auf den Prüfstand. Alte Zöpfe gehören abgeschnitten. Synergieeffekte in der Arbeit kristallisieren sich heraus.
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dino
« Letzte Änderung: 13. September 2021, 17:47:18 von dino »

Offline ChrisWeb

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Re: "Ich bin fucking 22 und trage so viel Verantwortung"
« Antwort #4 am: 13. September 2021, 20:49:18 »
Bezugnehmend auf Ikarus bzw. ergänzend zu Dino:

Einen Monat Praktikum (vor Entscheidung), ein paar Videos/ Berichte lesen/sehen oder spätenstens der erste praktische Einsatz sollten schon einen guten Eindruck von der Situation geben. Wer sich nach 3 Jahren erst wundert hat die Ausbildung in Utopia gemacht oder hatte Scheuklappen getragen.

Als PK fühle ich mich für einen Pat./ für eine Gruppe Pat. verantwortlich. In meinem Aufgabenbereich sehe ich nicht nur das "abarbeiten von Listen" sondern die Komplexität eines Individuums mit seiner Erkrankung. Sollte einem Arzt mal etwas "durchrutschen" bzw. kommt mir etwas "merkwürdig" vor, sehe ich es in meiner Verantwortung bei dem Arzt nachzufragen ob dieser Gesichtspunkt "durchgerutscht" ist oder ob es eine wissentliche Entscheidung war. So sehe ich die Verantwortung größer, als die reine "Durchführung".

Beispiele:
Einem immobilem Pat. wird keine Antikoagulation angeordnet.
Einem Pat., welchem Amiodaron verschrieben wurde, sind keine EKGs mit verodnet worden.
Verschreiben eines Medikaments, obwohl eine Allergie gegen den Wirkstoff vorliegt.
Bei einem Pat., der über Atemnot und Brustschmerzen klagt, frage ich nicht erst nach, ob ein EKG sinnvoll wäre, sondern schreibe eines.
u.s.w....

Vielen (gerade jüngere) Ärzte:innen hat das schon sehr geholfen... und natürlich dem/ der Pat.
« Letzte Änderung: 13. September 2021, 21:00:38 von ChrisWeb »
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Offline dino

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Re: "Ich bin fucking 22 und trage so viel Verantwortung"
« Antwort #5 am: 14. September 2021, 05:32:10 »
@ Chris, Deine Einstellung ist die Richtige. Nur so klappt letztendlich ein funktionierendes Teamwork. Auf Augenhöhe diskutieren bedeutet auch mitdenken, nicht nur aufzuzeigen.

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dino