Autor Thema: Österreich, Vorbild Burgenland: Wien will pflegende Angehörige anstellen  (Gelesen 2196 mal)

Offline Thomas Beßen

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„Wien überlegt eine Pflegereform nach burgenländischen Modell, wonach pflegende Angehörige vom Land angestellt werden, berichtet die Krone am Sonntag.

Im Burgenland können Angehörige eines Pflegefalls ab Stufe drei vom Land angestellt und versichert werden. Pflegegeld gibt es dann nicht. Im Burgenland nutzen das Modell seit dem Start im Herbst 2019 bereits mehr als 200 Menschen. Vor dem Start hieß es, dass es für rund 2.000 Menschen möglich wäre.

Der Wiener Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagt in der Krone, er habe "den Auftrag gegeben, sich darum zu kümmern, dass wir in Wien Ähnliches zustande bringen". Die Anstellungen seien allerdings "arbeitsrechtlich sehr kompliziert".  …“


>>> https://kurier.at/politik/inland/vorbild-burgenland-wien-will-pflegende-angehoerige-anstellen/401433331

Durchaus kreativ unsere Nachbarn.
Frühe Grüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Österreich, Vorbild Burgenland: Wien will pflegende Angehörige anstellen
« Antwort #1 am: 01. September 2021, 20:57:37 »
Beruflich Pflegende - also in der Regel angestellte MitarbeiterINNEN müssen für ihr Tun auch die rechtliche Verantwortung übernehmen = Durchführungsverantwortung und vor allem die Garantenpflichten. Übernimmt dass der Staat/das Land die Kommune die rechtliche Verantwortung wenn Pflegefehler entstanden sind? Selbst Angehörige sind ja nicht automatisch gesetzliche Vertreter des pflegebedürftigen Menschen. Auch nicht wenn es der Ehegatte/Ehegattin/die Kinder oder andere Familienkonstellationen sind die in die Pflege eingebunden werden. Und!!! Ist es wirklich für pflegerische Aufgaben gedacht oder als Betreuungsangebot gemeint? Kann doch jeder pflegen?? Was sagt die österreichische Fachpflegegesellschaft zu dieser Entwicklung?
Ich bin ja nicht gegen Neuentwicklungen, aber würden die Politiker auch MitarbeiterINNEN neben sich dulden, die keine entsprechenden Qualifikation vorweisen können?
Ich stelle mir gerade vor, das der Kanzler Kurz oder unsere Frau Merkel, denn die prägte ja mal den Spruch, "der sicherlich ja sooo nicht gemeint war, wie ich ihn [und nicht nur ich!] verstanden habe, dass jeder pflegen könne, eine ungelernte in ihren Büros haben. UNVORSTELLBAR für mich!!
Aber die Probleme werden hier durch nicht gelöst.
Ich stelle mir vor, dass ein pflegender Laie, und das sind die nun mal, einen Pflegefehler begeht. Wer kommt nun für die Folgekosten auf??? Der Staat, das Land, die Kommune oder dann weil therapiert werden muss, die Krankenkasse??
Pflegerische Tätigkeiten [Grundpflege] werden von der Pflegekasse bezahlt und Behandlungspflege (die also die aus therapeutischen Gründen ärztlich angeordnet werden muss (das Pflegepersonal darf nicht selbständig ärztlich therapeutische Maßnahmen/Behandlungen einleiten) werden von der
 Krankenkasse bezahlt. 
Der zu pflegende Menschen erleidet einen Dekubitus, der nun in der Klinik ärztlich therapiert werden muss. Die Behandlung wird teurer, als wenn eine ausgebildete Fachkraft prophylaktisch tätig werden könnte.
Das Problem lässt sich so nicht schnell und effektiv lösen. Jede "falsche" Lösung treibt nur die Kosten hoch.
Warum wirbt man nicht für eine pflegerische Ausbildung?
Danach könnte man die "Pflegehelfer" unter die Obhut einer sehr gut ausgebildeten Fachpflegekraft stellen (die Gemeindefachschwester) damit jeden Tag ein fachlicher Blick aus das Geschehen gerichtet werden kann. Die Gemeindeschwester erstellt und überwacht die Pflegepläne und die laufend durchgeführte Pflege. Das wäre mein Ansatz, das aktuelle Problem zu lösen. Aber nicht Laien an Menschen arbeiten zu lassen.
Ob Kanzler Kurt oder Frau Merkel ihr Auto von einem Bäcker reparieren lassen würden?
Was haben Politiker für eine Wertschätzung, ich meine nicht die die sie in die Mikrofone zwitschern, gegenüber pflegebedürftigen Menschen.
Wenn die das Volk beruhigen, werden sie mich wohl wiederwählen.
Eine kleine Rechnung: wie viel Prozent der Bevölkerung sind pflegebedürftig und wie viele "gesunde" Menschen [das Wahlvolk] werden wählen gehen (hier in Deutschland kann am 26. September 2021 wählen!)?
Wenn man solche Ideen in die Welt setzt könnte es pfiffiger sein, wenn man die Pflegefachgesellschaften mit ins Boot holen würden.
Wir sind für Politiker eben nicht relevant! 
Mit denen möchte ich nicht auf Augenhöhe sein!!


Beste Grüße aus Essen, Michael Günnewig