Autor Thema: Pro und Contra von Vornoten...  (Gelesen 10818 mal)

Offline Thomas Beßen

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Pro und Contra von Vornoten...
« am: 11. Juli 2012, 14:23:04 »
Liebe UserInnen,
zu Zeiten von anstehenden Prüfungen gibt es hin und wieder Diskussionen über die so genannten Vornoten. In der Altenpflegeausbildung bzw. in der AltPflAPrV ist dies klar geregelt:

§ 9 Vornoten

(1) Das vorsitzende Mitglied des Prüfungsausschusses setzt auf Vorschlag der Altenpflegeschule eine Vornote für jedes Lernfeld, das Gegenstand des schriftlichen und des mündlichen Teils der Prüfung ist, und eine Vornote für den praktischen Teil der Prüfung fest. Die jeweilige Vornote ergibt sich aus den Zeugnissen nach § 3 Abs. 1.
(2) Die Vornoten werden bei der Bildung der Noten des mündlichen, schriftlichen und praktischen Teils der Prüfung jeweils mit einem Anteil von 25 vom Hundert berücksichtigt. In den Fällen des § 10 Abs. 1 Nr. 1 und 2 sowie des § 11 Abs. 1 Nr. 3 ist aus den beiden Vornoten zuvor ein arithmetisches Mittel zu bilden.
(3) Die Vornoten werden der Schülerin oder dem Schüler spätestens drei Werktage vor Beginn des ersten Prüfungsteils mitgeteilt.


(Quelle:  http://www.gesetze-im-internet.de/altpflaprv/__9.html)

Macht sowas Sinn? Was spricht dafür und was dagegen? Da für den ganzen Bereich der Pflegeausbildung bereits ein neues Gesetz angekündigt wurde (s. http://www.pflegesoft.de/forum/index.php/topic,5210.msg13603.html#msg13603), wäre es ratsam, auch darüber gemeinsam nachzudenken...

Flüchtige Grüße!
Thomas Beßen

p.s.: was meine Aktivitäten hier im Forum angeht, so gehe ich bald auch hier in den "Urlaub-Modus"... :wink:
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Pro und Contra von Vornoten...
« Antwort #1 am: 12. Juli 2012, 12:02:37 »
Ich denke, dass jeder "starke" Schüler nichts gegen Vornoten haben dürfte. Im Gegensatz zum "schwachen" Schüler.
Wenn ich jedoch folgendes ins Feld führe, könnte der schwache Schüler dankbar sein über die Vornoten, weil sie als Standortbestimmung dienen könnten.
Es ist wichtig, dass Schüler viele Monate vor dem Ausbildungsende diese Standortbestimmung bekommen, damit sie sich entscheiden können, ob sie gegebenefalls ihre Ausbildung beenden wollen, bevor sie durch die Prüfung "fallen".
Ein Halbjahres- und ein Jahreszeugnis ist eine Standortbestimmung.
Wo muss ich (der Schüler/die Schülerin) noch Gas geben!?

Was mir noch wichtiger wäre als die Zwischen-/Vornoten sind die Kopfnoten. Da hatten wir in unserer Schule spannende Diskussionen. Einzelheiten möchte ich hier nicht wiedergeben!
Mit den Kopfnoten sollen weiteren Kompetenzen herausgearbeitet werden, die für die Ausübung unseres anspruchsvollen Berufes ebenso wichtig sind wie das Beherrschen von Anatomie und weiterem Faktenwissen.
Pünktlichkeit und besonders die Zuverlässigkeit sind für mich Kardinaltugenden, auf die wir und die Patienten/Bewohner nicht verzichten dürfen/wollen.
Was nützt dem Kollegen/dem Patienten/dem Bewohner es, wenn ein Mitarbeiter der die Strukturformel der Glucose aufs Papier bringen kann, aber bezogen auf Pünktlichkeit, Sauberkeit, Verschwiegenheit, ... Defizite aufweist, die auch in der Ausbildung kaum geschlossen werden können.
Wenn wir unseren pädagogischen Ansatz (wir arbeiten mit erwachsenen Menschen in unseren Schulen) ernst nehmen, dann sollten wir hier nicht mehr lehrmeisterhaft auftreten[müssen].
Unsere Schüler sollten diese Alltagskompetenzen mit in den Beruf bringen!!!

Manchmal kommt ja die Diskussion auf, dass JEDER Pflegen könnte.
NEIN!!!
Das geht nicht, weil die Pflege kranker und hilfebedürftiger Menschen mehr ist als die Erledigung einer praktischen Tätigkeit.

Ich bin da für eine klare Selektion unserer möglichen Mitarbeiter.
Es gibt auch Aufgaben, für die ich nicht geeignet bin. Na und!!
Dann suche ich weiter, bis ich meinen passenden Arbeitsplatz gefunden habe, oder ich eigne mir freiwillig die erforderlichen Fach-Kompetenzen an.
Denn die Kollegen und Patienten/Bewohner haben ein Recht darauf!!

Ich bin Teil eines Teams und stelle meine persönlichen Bedürfnisse zur Zeit der Arbeitszeit in den Hintergrund.

Also: Vor- und Kopfnoten finde ich gut!!
Sonige Grüße, IKARUS

amabilis

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Re: Pro und Contra von Vornoten...
« Antwort #2 am: 16. Juli 2012, 20:38:55 »
als Schülerin finde ich die Vornoten sehr gut.
Ich habe dadurch einen guten Überblick was meine Benotungen angeht.
Somit kann ich auch etwas gelassener in die Zukunft Richtung Examen schauen   :wink:
Hat doch was  8-)

Offline IKARUS

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Re: Pro und Contra von Vornoten...
« Antwort #3 am: 16. Juli 2012, 21:23:58 »
Priiiiimaaaa!!!!
Es ist schön zu lesen, dass eine Schülerin den Kopfnoten etwas Gutes abgewinnen kann.
Eine Note sollte zur Standortbestimmung herangezogen werden und nicht als "Vernichtung" empfunden werden.
Das es oft anders empfunden und ggf. auch genutzt wird, ist ein anders Thema.
Ich erinnere, dass ich einmal mit etwas Bauchweh einer Mitarbeiter sagen musste/wollte, dass der Pflegebereich, in dem wir tätgig waren, nichts für sie war. Zuerst war sie sehr erbost über meinen Standpunkt und reagierte entsprechend. Nach Monaten kam sie auf uns zu und bedankte sich für die flankierende Hilfe.

Wenn Eltern und Vorgesetzte ihre Kinder und Mitstreiter fürsorgliche begleiten, dann kann das Ende gut sein.
Kommt der Aspekt des Beherrschens hinzu, werden Kinder und Mitstreiter Schaden bekommen.
Darum sollte es niemals gehen!
Das Kinder [auch hier denke ich an meine Jugend!!] Entscheidungen die von Weitblick getragen sind nicht nachvollzienhen können ist ein Fakt.
Eltern, Lehrer und Stationsleitungen sollten mit verständlichen Erklärungen nicht sparsam umgehen.

Mögen noch mehr SchülerINNEN ihre Meinung hier äußern [oder heißt es posten??].

Kollegiale Grüße, IKARUS

Offline Thomas Beßen

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Re: Pro und Contra von Vornoten...
« Antwort #4 am: 20. Dezember 2018, 14:45:56 »
Nach der neuen PflAPrV vom 2. Oktober 2018 bzw. nach deren § 13 sind Vornoten wieder eingeführt:


§ 13

(1) Die oder der Vorsitzende des Prüfungsausschusses setzt auf Vorschlag der Pflegeschule jeweils eine Vornote für den schriftlichen, mündlichen und praktischen Teil der Prüfung fest. Grundlage der Festsetzung sind die Zeugnisse nach § 6 Absatz 1.
(2) Die Vornoten werden bei der Bildung der Noten des schriftlichen, mündlichen und praktischen Teils der Prüfung jeweils mit einem Anteil von 25 Prozent berücksichtigt.
(3) Die Vornote für den schriftlichen Teil der Prüfung und die Vornote für den mündlichen Teil der Prüfung werden aus dem arithmetischen Mittel der jeweils in den Jahreszeugnissen ausgewiesenen Note für die im Unterricht erbrachten Leistungen gemäß § 6 Absatz 1 Satz 2 gebildet. Die Vornote für den praktischen Teil der Prüfung wird aus dem arithmetischen Mittel der jeweils in den Jahreszeugnissen ausgewiesenen Note der praktischen Ausbildung gemäß § 6 Absatz 1 Satz 2 gebildet.
(4) Die Vornoten werden den Auszubildenden spätestens drei Werktage vor Beginn des ersten Prüfungsteils mitgeteilt.



Siehe http://www.pflegesoft.de/forum/index.php/topic,10624.0.html

Freundliche Grüße!
Thomas Beßen

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