Autor Thema: Grüne wollen Gesundheitswesen auf dem Land nach DDR-Vorbild reformieren  (Gelesen 3292 mal)

Offline Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.160
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
"In der DDR gab es Polikliniken, Landambulanzen und Gemeindeschwestern. Um die medizinische Versorgung auf dem Land auch in Zukunft sicher zu stellen, fordern die Grünen eine Rückbesinnung auf derartige Angebote. Die klassische Einzelpraxis reicht nach ihrer Meinung nicht mehr aus. ..."

>>> https://www.maz-online.de/Nachrichten/Politik/Gruene-wollen-Gesundheitswesen-auf-dem-Land-nach-DDR-Vorbild-reformieren

Guten Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.049
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Ja, ja, die Grünen. Was soll man dazu sagen, ausgerechnet ein Land, dessen Bürger eingesperrt waren, nehmen sie sich zum Vorbild. Warum schaut man nicht erstmal ins eigene Land? Es gab/gibt hier Ärztehäuser mit den verschiedenen Fachsparten. Und Pflegedienste auch. Im übrigen, Masse ist nicht gleich Klasse, sprich Quantität entspricht nicht unbedingt der Qualität. In der Ex Täterätä war so eine Poliklinik ein Sammelsorium von Fachärzten, natürlich nicht 24/7/365. An Geräten standen ein EKG, Röntgen und evtl. ein Basislabor zur Verfügung. Die Ärzte wurden oft von umliegenden Kliniken (deren Ausstattungen nicht viel besser waren) gestellt. Pflegepersonal, Ärzte und MTA`s wurden von Fahrern zu den Polikliniken gefahren. Das erstmal zu den Einrichtungen.
Nun zur software, den Menschen. Es gab schon immer ein Stadt/Land Gefälle. Weder bei uns noch in der Täterätä gab es in jedem Ort eine Praxis, Ärztehaus oder Poliklinik, dafür gab es Einrichtungen für jeden Ort. Kleiner Unterschied. Durch die Mobilisierung hat die Anzahl der ärztlichen Hausbesuche abgenommen. Aber in den frühen 50er/60er hatte auch im Westen noch nicht jeder ein Auto. Und sind wir mal ehrlich, man kann PP und Ärzte nicht verdonnern aufs Land zu ziehn. In der Ex Täterätä war so etwas natürlich "einfacher". Bei uns sind Berufe im Gesundheitswesen nichts weiter als ein Spiegelbild der Gesellschaft, und von der Gesellschaft leben die meist lieber in urbanen Gegenden. Man kann Anreize bieten, aber ob man eingefleischte Städter davon überzeugt? Aber vielleicht wissen die Grünen auch hier einen Ausweg. Vielleicht führen sie ein zukunftfähiges Rotationsverfahren ein. Also ein MdB wechselt für die Hälfte seiner Wahlperiode von Berlin nach Kleinquetschendorf.

VG
dino
« Letzte Änderung: 23. August 2019, 12:10:01 von dino »

Offline norbert1507

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 244
Die Funktion einer Gemeindeschwester gab es doch auch mal in der BRD.
Nach meiner Erinnerung eine positive Einrichtung.
Außerdem liest man häufig von gelungen  Pilotprojekten in dieser Hinsicht.
zumindest dieser Teil des Vorschlages ist doch eine Überlegung wert.
Wenn damit verbunden noch eine Zuständigkeitsausweitung der Pflegekräfte verbunden wird, doch auch nicht schlecht.
Skandinavische Länder und Holland sollen m.W. mit Erfolg ähnliche Reformen durchgeführt haben.

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.049
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Wozu eine Gemeindeschwester? Was kann/darf sie, was Pflegedienste nicht können? Oder soll eine Gemeindeschwester als subsidarprojekt dort installiert werden, wo sich ein Pflegedienst nicht lohnt? Mit einer Kraft ist es dann aber nicht getan, wie sieht es aus mit frei, krank und Urlaub? Auf jeden Fall wird die Kommune der/den Kräften was bieten müssen.

VG
dino

Offline norbert1507

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 244
I. von vielen Beispielen/Pilotprojekten:

Die Landesregierung Rheinland-Pfalz startete am 1. Juli 2015 mit dem präventiven und gesundheitsfördernden Beratungs- und Vernetzungsangebot Gemeindeschwesterplus. Das Angebot richtet sich an hochbetagte Menschen, die noch keine Pflege brauchen, sondern Unterstützung und Beratung in ihrem aktuellen Lebensabschnitt.

Die Gemeindeschwesterplus besucht die Menschen nach deren vorheriger Zustimmung zuhause und berät sie kostenlos und individuell. Das Angebot umfasst sowohl präventiv ausgerichtete Beratung, beispielsweise zur sozialen Situation, gesundheitlichen und hauswirtschaftlichen Versorgung, Wohnsituation, Mobilität oder Hobbys und Kontakte, als auch die Vermittlung von wohnortnahen und gut erreichbaren Teilhabeangeboten wie beispielsweise geselligen Seniorentreffen, Bewegungsangeboten, Veranstaltungen oder interessanten Kursen. Da es vor allem in ländlichen Regionen mit vielen kleinen Ortschaften an passgenauen Angeboten mangelt, ist es die Aufgabe der Gemeindeschwesterplus entsprechende Angebote in den jeweiligen Regionen anzuregen bzw. zu initiieren und damit die Entwicklung gesundheits- und selbständigkeitsfördernder Infrastrukturen in den Kommunen mit voranzutreiben. Was in Kommunen teilweise auf relativ einfache Weise auf den Weg gebracht werden kann, haben die 18 Pflegefachkräfte in ihrer dreieinhalbjährigen Tätigkeit bewiesen und damit auch die kommunalen Akteurinnen und Akteure von ihrer Wirkkraft überzeugt.

Während der Modellphase (Juli 2015 bis Dezember 2018) wurde das Angebot in sechs Landkreisen und drei Städten erprobt und vom Land zu 100% finanziert.

Der Bericht der wissenschaftlichen Begleitung (Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V., DIP) gibt ein umfangreiches Bild zum Aufbau des Angebotes in den Modellkommunen (Juli 2015 bis Dezember 2016). In der Umsetzungsphase (Januar 2017 bis Dezember 2018) wurde das Modellprojekt durch Prof. Dr. Schulz-Nieswandt mit Team von der Universität zu Köln im Jahr 2017 evaluiert. Das im Mai 2018 vorgestellte Evaluationsergebnis bestätigt die positive Wirkung der Gemeindeschwesternplus und zeigt, dass sich die hochbetagten Bürgerinnen und Bürger mit dem Angebot sicherer, informierter und wertgeschätzt fühlen.

Die Landesregierung möchte das für nicht pflegebedürftige hochaltrige Menschen wichtige Angebot auch nach der Modellerprobung sicherstellen und hat im Doppelhaushalt 2019/2020 Mittel eingestellt. Das Land sieht aber auch die Kassen und Kommunen in der Verantwortung, die Beratung und das Kümmern durch die Gemeindeschwesternplus dauerhaft vorzuhalten und nach und nach in allen rheinland-pfälzischen Kommunen zu ermöglichen.

Derzeit werden die Voraussetzungen für eine Mitfinanzierung der Krankenkassen gemeinsam mit diesen geprüft. Entsprechende Gespräche mit den Kommunen werden sich anschließen. Zusätzlich soll allen rheinland-pfälzischen Kommunen eine Handlungsempfehlung aus dem Modellverfahren an die Hand gegeben werden, in dem die Erfahrungen und auch die Bedingungen für ein solches Angebot näher erläutert sind.

Die bereits in der Modellphase beteiligten Kommunen beschäftigen ihre Gemeindeschwesternplus auch 2019/2020 mit dem Ziel, ihre hochbetagten Bürgerinnen und Bürger in ihrer jeweiligen persönlichen Lebenssituation zu stärken und zu stabilisieren. Dabei geht es auch darum den Eintritt von Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich zu vermeiden.

Ministerin Bätzing-Lichtenthäler strebt eine Ausweitung des Angebotes noch vor der Sommerpause 2019 an und wird die Teilnahmebedingungen im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahren rechtzeitig mitteilen.

II. Beispiel:

Modellprojekt agneszwei
Eine neue Versorgungsform, welche die Idee der Gemeindeschwester Agnes aufnimmt, wird derzeit in Brandenburg getestet.[3] agneszwei steht dabei für „arztentlastende medizinische Fachangestellte zur Gewährleistung einer nachhaltigen effizienten Patientenbetreuung mit Spezialausbildung im Fallmanangement“. Die Versorgungsform „implementiert eine neue Schnittstelle zwischen Arzt und Patient in Form einer medizinischen Fachkraft zur individuellen Patientenbetreuung. Diese Betreuung setzt ein individuelles Fallmanagement um und erfolgt interdisziplinär und intersektoral. Die Fachkräfte sollen die Ärzte unterstützen, die medizinische Versorgung und Betreuung verbessern und mögliche Einsparpotentiale identifizieren und realisieren“[4]. Hierfür wird bereits eine spezielle Weiterbildung im Fallmanagement angeboten, wobei die Fachkräfte schon über eine medizinische Ausbildung verfügen müssen und Berufserfahrung vorweisen sollten.[5]

VG Norbert

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.049
  • In der Ruhe liegt die Kraft
OK, dann ist sie nicht im operativen Zweig, sondern "nur" im beratenden Zweig tätig. Dies gehört zweifelsohne zum Aufgabengebiet einer Gesundheits- und Krankenpflegerin. Finde ich eine gute Sache. Bei uns war früher eine Gemeindeschwester im operativen Geschäft tätig, deshalb mein Gedankengang.

VG
dino

Offline norbert1507

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 244
Nachträgliche Ergänzung der Fundstellen bzw. zitierten Internetberichte
 
Zu I
Gemeindeschwester plus - Rheinland-Pfalz
https://msagd.rlp.de/ar/unsere-themen/aeltere-menschen/gemeindeschwesterplus/
 
Zu II
Pflegefachkraft in der ambulanten Pflege - Modellprojekt Agneszwei
https://de.wikipedia.org/wiki/Pflegefachkraft_in_der_ambulanten_Pflege
« Letzte Änderung: 26. August 2019, 13:14:04 von Thomas Beßen »

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.049
  • In der Ruhe liegt die Kraft
 Bei uns in F-Dorf führt die Pflegestation der Diakonie seit mehreren Jahren schon eine Pflegeberatung durch. Dies macht übrigens eine Kollegin die bei uns gelernt hat.

VG
dino
« Letzte Änderung: 26. August 2019, 09:05:22 von dino »