Das Thema an sich ist alt. Gerade in unserem Bereich. Wir kennen es vor Allen von den früheren Bereitschaftsdiensten in OP, Anästhesiebereichen. Morgens um 07:00 anfangen, bis so 16:00 volles Normalprogramm, dann Bereitschaft. Gegen 0:30, kurz nach dem Einschlafen, kommt eine offene Femurfraktur. Dann in den OP. Gegen 5:00 flog jemand in einem APH aus dem Bett, Folge, eine klaffende Kopfplatzwunde. Ab 8:00 dann wieder Normalprogramm bis 16:30. Oft ging es mit Speeder zum Wachwerden los, und Alkohol/Benzos zum Runterkommen. Durch die Arbeitszeitgesetze wurden diese Mammutdienste zum Glück korrigiert. Dann schauen wir mal zum Bund zu Zeiten der Wehrpflicht. Ab einem gewissen Zeitpunkt wurde es stinklangweilig, man sehnte sich heim, wollte zur Freundin. Und verkürzte sich die Zeit mit Alkohol. Oder Leistungsdruck auf der Arbeit. Man fühlt sich überfordert, bekommt schwere Einschlafprobleme. Der Griff zur Flasche ist leicht. Man kann auch seinen Hausarzt aufsuchen. Erstmal volles Wartezimmer. Dann schilderst Du komprimiert dein Problem. Dein Doc runzelt die Stirn, und gibt Dir ein Benzo. Darauf geht es Dir vordergründig besser. Das Päckchen ist irgendwann leer, Du gehst wieder zum Doc. Na, hat es geholfen? fragt er Dich. Du strahlst und sagst ja. Ab dem 3. Rezept kommst Du zur Arzthelferin an der Rezeption, sie gibt Dir das Rezept, und Du bist happy. Willkommen im Suchtkreislauf. Was viele in unserer Berufsgruppe vergessen oder nicht wahrhaben wollen, wir brauchen ein stabiles und strapazierfähiges Nervenkostüm. Team, die miteinander reden. Supervisionen, wo Ängste angesprochen werden. Und sollte das Kind im Brunnen gefallen sein, ist es wichtig, im Vorfeld Vereinbarung zwischen Betriebsstättenleitung und Betriebsrat zurückgreifen zu können. Hier wird meist ein gestuftet Vorgehen vorgegeben wo auch der Betroffene geschützt wird.
VG
dino