Autor Thema: Verlässliche Dienstpläne müssen wieder zum Normalfall werden  (Gelesen 2735 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Am 9. November ist das Pflegepersonalstärkungsgesetz im Bundestag verabschiedet worden, am 1. Januar 2019 tritt es in Kraft. Ist damit nun endlich ein Ende des jahrelangen Ungleichgewichts zwischen Arbeitsaufkommen und Personalressource in der Pflege abzusehen? Immerhin scheint die Richtung zu stimmen und ein erster Schritt ist getan. Es müssen zügig weitere folgen.

Heute startet der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) in den dritten Monat seiner Aktion „Mein Beruf: Pflegen“. Schwerpunkt im Dezember ist ein Thema, das die beruflich Pflegenden unmittelbar betrifft und sich bis hinein in ihr Privatleben auswirkt: Arbeitszeit und Dienstplan. Tatsache ist: Die Versorgung kranker und pflegebedürftiger Menschen in Deutschland wäre schon längst kollabiert, wenn die professionell Pflegenden nicht Tausende von Überstunden im Jahr leisten, oft auf Pausen verzichten und an verbindlich geplant freien oder Urlaubstagen kurzfristig zum Dienst antreten würden. Ihr Verantwortungsbewusstsein und die soziale Motivation, die sie den Pflegeberuf wählen ließ, wird immer wieder zur Aushöhlung ihrer Arbeitnehmerrechte missbraucht. Das muss endlich aufhören!

„Mit den Materialien und Informationen, die wir zusammengestellt haben, wollen wir die beruflich Pflegenden stärken und dabei unterstützen, ihre Rechte durchzusetzen. Verlässliche Dienstpläne müssen wieder selbstverständlich werden. Denn wer den Pflegefachkräftemangel beheben will, von mehr Attraktivität für Arbeitsplätze in Pflegeberufen spricht und gleichzeitig miserable Arbeitsbedingungen und Verstöße gegen geltendes Arbeitsrecht toleriert, hat als Politiker, Aufsichtsbehörde und Arbeitgeber nicht verstanden, wo seine Verantwortung liegt“, sagt DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein.

Während die Arbeitgeberseite argumentiert, man würde ja Fachkräfte einstellen, wenn der Bewerbermarkt dies nur hergebe bzw. das Personal vollständig refinanziert würde, hat es die Politik zu verantworten, die falschen Anreize gesetzt und bisher nicht korrigiert zu haben. Heute zählt im deutschen Gesundheitswesen nicht, was der pflegebedürftige Mensch braucht und was ihm nützen kann, sondern wie man am meisten an ihm verdient. Und getreu üblicher ökonomischer Prinzipien wurde konsequent die „Produktivität“ der Pflegefachpersonen gesteigert. Das deutsche Gesundheitssystem ist bekannt für seine im europäischen Vergleich besonders ungünstige und risikoreiche Nurse-Patient-Ratio. Nirgendwo sonst muss eine einzelne Pflegefachperson so viele Patienten/Bewohner versorgen wie hierzulande. Besonders kritisch und gefährlich stellt sich dabei die Situation im Nachtdienst dar, wie mehrere aktuelle Untersuchungen beweisen.

Die Folgen dieses „Wertewandels“ treffen hilfesuchende Menschen und Beschäftigte in der Pflege gleichermaßen und gravierend: Versorgungsmängel und -risiken haben enorm zugenommen, trotz Arbeit im Dauerlauf können die chronisch überlasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Pflegeaufgaben längst nicht mehr gerecht werden. Arbeitsrecht wird ignoriert, kurzfristige Dienstplanänderungen, Holen aus dem Frei bzw. Urlaub sowie zahllose bezahlte wie unbezahlte Überstunden sind zur Normalität geworden, ruinieren die Gesundheit und die Motivation der Pflegefachpersonen und schrecken junge Menschen von diesem Berufsweg ab.

„Der Respekt vor der Würde und Individualität der Menschen, die ich pflege, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich will, dass auch mir dieser Respekt entgegengebracht wird!“ In diesem Monat greifen wir zu den Themen Dienstplan und Arbeitszeit u.a. auch Elemente der erfolgreichen DBfK-Aktion „Mein Recht auf Frei“ aus 2016 noch einmal auf. Deren Inhalte und Forderungen haben sich noch immer nicht erledigt – ganz im Gegenteil."


>>> https://www.dbfk.de

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Thomas Beßen
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Offline IKARUS

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Re: Verlässliche Dienstpläne müssen wieder zum Normalfall werden
« Antwort #1 am: 05. Dezember 2018, 09:25:05 »
Wir können nur stabile und verlässliche Dienstpläne haben, wenn wir genügend Personal zur Verfügung haben.
Wo soll das aber bitte herkommen?
Jeder Praktiker weiß, dass es immer wieder zu Ausfällen (krankheitsbedingt - was nicht planbar ist!) kommen kann.
Was kann man dann tun? Die die im FREI sind zum Dienst zu rekrutieren. Wird oft gemacht (werden müssen), will man die Patientenversorgung sicherstellen  und das aktuell tätige Pflegepersonal nicht all zu sehr zu überfordern um Patienten nicht zu gefährden.
Weil das kein neues Phänomen ist mit dem Dienstausfall, kam ich bereits vor vielen Jahren auf die Idee eine "Ersatzbank" haben zu wollen.  Dafür wurde und werde ich häufig kritisiert! Nun ist es aber auch so, dass diese Idee selbst in großen Kliniken Fuß gefasst hat und man einen "Springerpool" eingerichtet hat. Dieser Springerpool soll stationäre aktuelle Dienstplanprobleme abfedern. Die "Stationen" und das tätige Pflegepersonal waren nach dem verstanden wurde, welche Vorteile es bringt, sehr zufrieden.
Denn!! Es müssen nicht mehr so viele Kollegen aus dem FREI zitiert werden, damit die Ausfälle kompensiert werden können.

Es gibt Wenige, die sich das Arbeiten in einem Springerpool vorstellen können und Pflegepersonal, das lieber in einem festen TEAM arbeiten möchte.
Deshalb ist die Mitarbeit im Springerpool ja auch auf freiwilliger Basis anzusiedeln.
Der Vorteil aus meiner Sicht im Springerpool zu arbeiten ist der, dass man mehr Erfahrungen mit anderen Kollegen, Patienten und Krankheitsbildern bekommen kann. Das ist schon eine Herausforderung!!
Mir hat es immer viel Freude bereitet, meinen Horizont zu erweitern.

Ob das Pflegepersonal mehr Geld bekommen sollte, trifft nicht meine Gedanken, das müsste die PDL entscheiden, wenn sie den Weg gehen möchte.
Beste Grüße, Michael Günnewig

Offline Thomas Beßen

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Re: Verlässliche Dienstpläne müssen wieder zum Normalfall werden
« Antwort #2 am: 05. Dezember 2018, 17:20:54 »
Hier eine Umfrage des DBfK dazu: https://www.dbfk.de/de/index.php bzw. https://www.surveymonkey.de/r/DBfK-Dienstplan-2018

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Thomas Beßen
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Offline dino

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Re: Verlässliche Dienstpläne müssen wieder zum Normalfall werden
« Antwort #3 am: 05. Dezember 2018, 18:07:41 »
Bei einem Ausfall ist es mir persönlich schnurzpiepegal, ob der Kollege/innen von einer Zeitarbeitsfirma von mir aus das Vierfache bekäme. Ich wäre nicht neidisch, sondern froh, dass Loch gestopft zu haben. Undich glaube die meisten Kollegen/innen denken so. Spätestens dann wechseln sie ihre Meinung wenn man ihnen nämlich die Alternative vor Augen hält: nämlich selbst Dienst leisten. Mit Kritik sind die Deutschen immer schnell, erstmal nachdenken tut aber auch gut.
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dino