Autor Thema: Eigenschutz an erster Stelle  (Gelesen 3037 mal)

Offline dino

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Eigenschutz an erster Stelle
« am: 15. November 2018, 04:45:07 »
Jede Rettungsaktion birgt Risiken. Der Gesetzgeber sagt klar, dass Ersthelfer nur zumutbare Erste Hilfe leisten müssen. Dazu zählt auch das Absetzen des Notrufs. Leider kommen auch immer wieder Ersthelfer zu Schaden. Sie sehen Menschen in Not, wollen helfen und verlieren dabei schlimmstenfalls ihr eigenes Leben.
https://www.ffh.de/nachrichten/top-meldungen/detail/toController/Topic/toAction/show/toId/173793/toTopic/s-bahn-unfall-17jaehriger-wollte-nur-helfen.html
Ich weiß, dass es sehr schwer ist sich in Notsituationen zurück zu halten. Da spreche ich aus Erfahrung, denn ich hatte Glück. Ich wohnte damals noch in Usingen. Nach dem Nachtdienst fuhr ich sehr sinnig (man konnte kaum was sehen, es war total neblig) die B456 in Richtung Wehrheim. Kurz vor dem Ortseingang hörte ich einen Schlag und sah etwas großes unförmiges durch die Luft fliegen. Um ein weitere Gefährdung zu vermeiden fuhr ich bis zum Ortseingang, stellte dort mein Fahrzeug ab, nahm meinen Notfallkoffer und rannte zurück. An der Unfallstelle lag ein Bullibus unten im Graben, ein BMW stand mit eingebeulten Dach auf den Rädern. In einem VW Bus finden mehr Leute Platz, deshalb bin ich erst zu dem Bullibus. Ein mehrtöniges stöhnen empfing mich. Erstmassnahme Zündung ausstellen. dann einen kurzen Überblick. Es waren 5 Männer in dem Fahrzeug. Keiner bewusstlos. Schnelles Abchecken der Verletzten, auf den ersten Blick nichts Lebensbedrohliches. Eine Frau erschien dann am Bus und sagte mir, dass in dem BMW ein Toter sei. Mein erster Gedanke war: wahrscheinlich ein Bewußtloser mit blutigen Gesicht. Ich also raus aus dem Bus, vorher sagte ich noch, dass ich wieder kommen würde und Hilfe unterwegs sei. Zu der Frau sagte ich, dass sie die 112 anrufen solle und Feuerwehr, 3 RTW und das NEF anfordern solle. Oben an der Straße zum BMW. Ich kam von der Fahrerseite. Der B-Holm war massiv eingeknickt. Der Fahrer mit dem Schädel zwischen Dach und B-Holm eingeklemmt. Während ich realisierte das hier jede Hilfe zu spät ist sprang ich instinktiv zur Seite. Gesehen hatte ich die Gefahr nicht. Ich konnte auch nachher mich noch nicht einmal an ein Geräusch erinnern. Jedenfalls fuhr ein PKW mit erhöhter Geschwindigkeit in das verunfallte Fahrzeug, genau an der Stelle wo ich Sekunden vorher stand. Ich stand wieder auf und versorgte nun die Verletzten bis zum Eintreffen von Feuerwehr und Rettungsdienst. Ein Kumpel von mir war auf unserem RTW. Ich drückte seinem Beifahrer meinen Autoschlüssel in die Hand und begleitete einen Verletzten im RTW in die Klinik. Von Müdigkeit keine Spur, ich stand bis zum Kinn unter Adrenalin. Nach der Übergabe in der Klinik erstmal mit rüber zur Wache. Dann sprachen wir bei einem ausgedehnten Frühstück über den Notfall. Der Fahrer, der zum Schluss in den BMW fuhr, hatte bei dem Nebel nicht die Absicherung bemerkt. Diese war zu nah an dem Unfall aufgebaut. Und wer sieht schon im Nebel ein Warndreieck? Der Fahrer  fuhr schnell, da er zur Arbeit wollte. Ich hatte einfach nur Glück. Aber auf Glück darf man sich nicht verlassen. Mein Fehler war, dass ich mich sofort an eine Erkundung und die Rettung machte, es wäre sinnvoller gewesen, mich um die Absicherung zu kümmern. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte keinem mehr auf den Geist gehen können. Deshalb Leute, denkt immer zuerst an den EIGENSCHUTZ. Ihr habt, im Gegensatz zu PC-Spielen, nur ein Leben.
VG
dino
« Letzte Änderung: 15. November 2018, 04:49:44 von dino »