13.4 Lokale MaßnahmenNach Bauchaortenaneurysmaoperationen sind aufgrund der hohen Nachblutungsgefahr häufige Kontrollen vom Verband und der ableitenden Robinson-Drainage erforderlich. Zusätzlich wird der Bauchumfang der Patienten regelmäßig gemessen. Bei Männern sind Einblutungen in das Skrotum möglich.
Nach dem Entfernen der Robinson-Drainage können die Punktionsstellen stark nässen. Schäden des Hautmilieus werden vermieden, indem das Wundsekret in aufgeklebte einteilige Kolostomiebeutel abgeleitet wird.
Das Wundgebiet wird auf Schwellung und Nahtinsuffizienz hin untersucht.
(vgl. Latasch: Anästhesie Intensivmedizin Intensivpflege. 2. Auflage. 2004.)
13.5 Besonderheiten der Atmung und BeatmungPostoperativ erfolgt bei Bedarf die Sauerstoffgabe unter Spontanatmung über die Maske oder die Sauerstoffbrille.
Einige Patienten nach Bauchaortenaneurysmaopertion, vor allem nach Spontanruptur, werden postoperativ nachbeatmet. Zum Teil verursachen postoperatives Ödem und Meteorismus einen Zwerchfellhochstand mit eingeschränkter Vitalkapazität. Dieses verringert gerade bei druck- und flowreduzierten Beatmungsmustern das Atemzugvolumen und Atemminutenvolumen.
(vgl. Latasch: Anästhesie Intensivmedizin Intensivpflege. 2. Auflage. 2004.)
13.6 Die psychische BetreuungDas artiosklerotische Grundleiden der Patienten mit erheblichen Begleiterkrankungen erklärt die geäußerten Ängste der Patienten. Da häufig nur Palliativmaßnahmen möglich sind, sind die Patienten von ihrer psychischen Situation her den chronisch Kranken zuzuordnen. Die Pflegekräfte sind hier die wichtigsten Ansprechpartner in der Auseinandersetzung mit der Krankheit. Oft entsteht im Rahmen von Pflegehandlungen die Möglichkeit für den Kranken, Ängste und Sorgen auszusprechen. Fehlender Mut, die Probleme zu verbalisieren, führt häufig zu resignativen Äußerungen, die richtig ins Spiel gebracht, ein fruchtbares Gespräch eröffnen können.
Das Erörtern bestimmter Lebensumstände wie zum Beispiel Übergewicht, Ess- und Trinkgewohnheiten, Nikotinkonsum, ist den Patienten unangenehm, da besonders auf der Schwelle zur Hoffnungslosigkeit die Aufgabe risikoreicher Gewohnheiten schwer fällt.
Die Pflegekräfte können den Patienten auf die Bewältigung der Aktivitäten des täglichen Lebens vorbereiten, um bei der Konfrontation mit seinen Lebensgewohnheiten und dem Alltag vorbereitet zu sein.
(vgl. Latasch: Anästhesie Intensivmedizin Intensivpflege. 2. Auflage. 2004.)
13.7 ProphylaxenBis der Patient die Mobilität mit ausreichender Selbstständigkeit erreicht, sind sämtliche postoperativen Prophylaxen notwendig.
Zur Obstipationsprophylaxe wird der Darm frühzeitig systemisch angeregt, zum Beispiel mit Parasympathomimetika oder Ceruletid. Bei vorhandenen Darmgeräuschen kann dieses auch mit einem Klistier erfolgen.
Das Dekubitusrisiko erhöht sich bei einer Bettlägerigkeit des Patienten durch das arteriosklerotische Grundleiden. Entsprechend werden zur Dekubitusprophylaxe geeignete Lagerungs- und Hautschutzmaßnahmen gewählt. Eine Seitenlagerung von 30 Grad und mehr ist bei stabilen Kreislaufverhältnissen grundsätzlich möglich.
Die Thromboseprophylaxe beschränkt sich auf Bewegungsübungen im Bett und Frühmobilisation, die sich nach dem operativen Eingriff richtet. Bei Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit eignen sich sogenannte Rollübungen mit anschließendem Sitzen an der Bettkante. Der Patient bewegt auf dem Rücken liegend den Vorfuß auf und ab, das anschließende Sitzen an der Bettkante führt zu einer schlagartigen Mehrdurchblutung der Beinarterien. Die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes nimmt zu und die Kollateralen erweitern sich. Die äußere Kompression der Beinvenen und das Hochlagern der Beine sind bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit contraindiziert.
Zur Pneumonieprophylaxe ist je nach Erfordernis eine Kombination aus Lagerungswechsel, Perkussions- und Vibrationsanwendungen mit bronchialsekretlösenden Medikamenten indiziert. Ebenso erfolgen Übungen mit Atemtrainern sowie Geräten zur intermittierenden Überdruckbeatmung. Ein Großteil der Bauchaortenaneurysma-Patienten sind aktive Raucher. Daraus ergibt sich eine zusätzliche Indikation zur Pneumonieprophylaxe. Die atemtherapeutischen Maßnahmen werden in Zusammenarbeit mit den Physiotherapeuten durchgeführt.
(vgl. Latasch: Anästhesie Intensivmedizin Intensivpflege. 2. Auflage. 2004.)
13.8 Lagerungen und MobilisationDie Oberkörperhochlagerung sollte bei Patienten nach einer Bauchaortenoperation nicht über 30 Grad erfolgen. Es besteht die Gefahr, dass die distalen Anastomosen bei einer Y-Prothese durch abknickungsbedingten Druckanstieg reißen. Dasselbe gilt für die bauchdeckenentspannende Lagerung. Dem hingegen kann eine Tieflagerung der Beine bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit die Durchblutung der Beine fördern.
Der Einsatz von Weichlagerungssystemen zur Dekubitusprophylaxe wird bei entsprechender Indikation durch seitliche Lagerungen im Wechsel ergänzt.
Bei einer respiratorischen Insuffizienz sind die Bauchlage und 135 Grad-Lage nur contraindiziert, wenn die Laparotomie noch frisch ist.
(vgl. Latasch: Anästhesie Intensivmedizin Intensivpflege. 2. Auflage. 2004.)
13.9 Erkrankungspezifische PflegemaßnahmenZum einen handelt es sich um die Wiedererwärmung und das Erhalten der Wärme. Diese Maßnahmen sind aufgrund der langen Operation mit Hypothermie begründet. Dabei stehen die folgenden Hilfsmittel und Möglichkeiten zur Verfügung: die Wärmedecken mit Luftumwälzsystemen, die Infusions- und Transfusionswärmesysteme mit vorgewärmten Infusionen, die aktive und passive Atemgasklimatisierung, vorgewärmte Betten und Watteverbände an die Beine anzulegen.
Der Einsatz von elektrisch erzeugter Wärme mittels Wärmestrahler, Wärmelampen oder einer elektrischen Heizdecke ist wegen der Verbrennungsgefahr generell contraindiziert.
Zum anderen handelt es sich um die Pulskontrolle mittels Doppler. Da das Palpieren der Fußpulse bei einem arteriosklerotisch Grundleiden manchmal unmöglich ist, sollte die Pflegekraft ein einfaches Doppler-Sonographiegerät bedienen können. Mit einem Dopplergerät können auch nicht tastbare Pulse gefunden werden. Die Strömungsgeschwindigkeit und Strömungsrichtung des Blutes sowohl in Arterie als auch in Venen werden nicht-invasiv erfasst und als Ton dargestellt.
(vgl. Latasch: Anästhesie Intensivmedizin Intensivpflege. 2. Auflage. 2004.)
14. AbschlussAus welchen Gründen entscheidet sich staatlich examiniertes Pflegepersonal für eine Fachweiterbildung mit allen ihren materiellen und immateriellen Entbehrungen. Die Fragen die sich stellen sind: Ist es Unzufriedenheit? Übermotivation? Sind es Probleme mit Kollegen? Das Hauptmotiv für meinen beruflichen Entwicklungsprozess war und ist es, die Professionalisierung meiner durchzuführenden Pflege voranzutreiben. In der Fachweiterbildung werden einer staatlich examinierten Pflegekraft die Fachspezifitäten gelehrt, sowie diese theoriegeleitet, nachvollziehbar und reflektiert anzugehen.
Die Theorie des Themas Bauchaortenaneurysma und deren praktische Auslegung mag ihre Tücken haben. Ich hoffe, mir ist es gelungen, einen Überblick über dieses Thema zusammen zutragen. Da dieses Thema ein Teil mehrerer Prozesse dieser Art entlang der zentralen und peripheren Arterien ist, waren sehr allgemeine Grundlagenerläuterungen nötig.
Ein weiteres Thema hätte es in dieser Beziehung sein können, über die thorakalen Aortenaneurysmen zu schreiben und im weitesten Sinne über periphere Aneurysmen, beziehungsweise über Hirnarterienaneurysmen.
Schon das Universitätsklinikum Heidelberg hat seine Patientenbroschüre sinngemäß betitelt: Bauchaortenaneurysma – Ein Zeitbombe. Mit diesem Krankheitsbild ist sehr ernst umzugehen.
15. LiteraturverzeichnisBRUCH, H.-P.;TRENTZ, O. (Hrsg.): Brechtold Chirurig. 5., vollständig aktuallisierte und überarbeitete Auflage. München/Jena: Urban & Fischer, 2006.
DE GRUYTER, Walter: Pschyrembel klinisches Wörterbuch. 259., neu bearbeitete Auflage. Berlin/New York: deGruyter, 2002.
LARSEN, Reinhard: Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege. 6., vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin/Heidelberg/New York/Hongkong/London/Mailand/Paris/Tokio: Springer, 2004.
LARSEN, Reinhard: Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. 6.Auflage. Berlin/Heidelberg/New York/Hongkong/London/Mailand/Paris/Tokio: Springer, 2005.
LATASCH, Leo; KNIPFER, Eva (Hrsg.): Anästhesie Intensivmedizin Intensivpflege. 2., komplett überarbeitete Auflage. München: Urban & Fischer, 2004.
PAETZ, Burkhard; BENZINGER-KÖNIG, Brigitte: Chirurgie für Pflegeberufe. 19., völlig neu bearbeitete Auflage. Stuttgard/New York: Georg Thieme, 2000.
SCHÄFFLER, Arne; MENCHE, Nicole (Hrsg.): Biologie Anatomie Physiologie. 4. überarbeitete Auflage. München/Jena: Urban & Fischer, 2000
SCHMIDT, Doris; ZIMMER, Michael (Hrsg.): Pflege konkret Chirurgie Orthopädie Urologie. 1. Auflage. München/Jena: Urban & Fischer, 2000.
SCHWEGLER, Johann S.: Der Mensch: Anatomie und Physiologie. 1. Auflage. Stuttgart/New York: Georg Thieme, 1996.
THIEME-CONNECT / ABSTRACT: abdominelles Kompartmentsyndrom. URL:
http://www.thieme-connect.com [Stand 14.08.2007 19:05 Uhr]