Autor Thema: Sterben verboten? Wie Hightech-Medizin den Tod verändert - TV-Tipp 11.12.07  (Gelesen 5008 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Die Medizin hat so große Fortschritte gemacht, dass heute Menschen am Leben erhalten werden können, denen Ärzte vor einigen Jahren noch gar nicht helfen konnten. Mit Blutwäsche, Beatmung und künstlicher Ernährung. Verfahren, die zur Lebensrettung sinnvoll sind. Werden sie aber zur Verlängerung eines Sterbeprozesses eingesetzt, sind sie leidvolle Übertherapie. Dabei wünschen sich die meisten Menschen, am Lebensende nicht ins Krankenhaus zu kommen. Doch jeder Zweite stirbt dort, oft bis zum Ende maximal therapiert. ..."

Der Beitrag läuft von 23:30 - 00:15 Uhr in der ARD/Erste

>>> http://programm.ard.de/TV/Themenschwerpunkte/Dokus--Reportagen/Gesundheit/Startseite/?sendung=28106387167438

Grüße aus dem vielen Schnee! :-)
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline Thomas Beßen

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Hier nun auch in der "YouTube-Mediathek" :-) : https://www.youtube.com/watch?v=MEQbVIzd-k0
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Das lässt sich so leicht schreiben oder sagen: "Sterben verboten!"
Jeder möchte oder länger leben ohne zu leiden, aber das ist nicht so einfach.
Als junger Pfleger habe ich auch auf meiner ersten Intensivstation es so gelernt: "Wir müssen den Tod besiegen!"
War das gut so oder falscher Ehrgeiz der Verantwortlichen?
Viele Angehörigen haben darum gebeten, dass wir alles Erdenkliche unternehmen, damit der Patient überlebt.
An eine Patientin kann ich mich nach über 40 Jahren noch gut erinnern. Als es zu spät war, wussten es alle besser, die nicht zum Behandlungsteam gehört haben.
Diese "klugen Sprüche" muss man aber aushalten, wenn man entschieden hat. Das habe ich gelernt!
Sicherlich können wir heute mehr als vor Jahren und wir werden mehr können in einigen Jahren. 
Auch dann wird von Einigen gesagt: " das hätte ich aber ..."
Ich möchte mal sehen, ob die "Klugschwätzer" auf die Intensivstationen kommen, um Entscheidungen mit zu treffen und vor allem die VERANTWORTUNG für ihr Tun (auch verbal!) zu übernehmen.
Da ist meine Erfahrung so, dass viele mitreden wollen, aber andere sollen "den Kopf hinhalten!"
Die Entscheidung ob eine Therapie beendet werden soll, sollte eine Ethikkommission treffen und keiner alleine.
Es ist leichter zu sagen als zu handeln! 
Grüße aus dem Ruhrgebiet,
Michael Günnewig

Offline dino

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Ich geh die Sache Anders an. Gemeinsamer Nenner: Notfallmanagement/Intensivmedizin soll den Prozess des Lebens stabilisieren/wiederherstellen und nicht den Prozess des Sterbens verlängern. Allerdings: Eine Reanimation ist immer ein Spiel mit vollem Einsatz, dass Ergebnis kann keiner voraussagen. Wer nicht spielt hat schon verloren. Wer zweiter ist auch. Das heißt, wir haben es immer mit Grauzonen zu tun. Diese kann man minimieren. Ein Mittel dazu sind Verfügungen, so sie jedem bekannt sind. Ich würde die Entscheidungsbefugnis/Gewalt da lassen wo sie hingehören, nämlich den leitenden Ärzten. Eine "Übertherapie" kann auch bei einer Ethikkommission geschehen. Aber je mehr Verantwortlichkeiten aufgeteilt werden, umso weniger gibt es letztendlich Verantwortliche. Das Drückebergertum greift noch mehr um sich. Eine Ethikkommission hat grundsätzlich ihre Daseinsberechtigung, aber man darf die Leitenden nicht ihrer Verantwortung berauben. Denn damit tun wir keinem einen Gefallen, vor Allem uns nicht wenn wir mal am falschen Ende stehn.
VG
dino

Offline IKARUS

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Ja Dino! Es geht mir um die Verantwortlichkeit! Eine Verantwortlichkeit von denen die mitreden wollen. Journalisten, Kleriker, Juristen und ...
Das mit der Patientenverfügung ist ja auch so eine Sache. Du schreibst: "... wenn sie bekannt ist ..." Da liegt für mich das Problem. Wer weiß schon im Notfall ob es eine gibt und wo sie hinterlegt ist, damit sie eingesehen werden kann. Es ist meine Erfahrung, dass sie erst Tage/Wochen später auf der ITS eintrifft und ihre Wirkung entfaltet. Dann macht sie was mit uns! Und das finde ich nicht prickelnd, wenn wir nun juristische zu Etwas gezwungen werden, was tatsächlich erreicht werden könnte. Wie alt ist die Verfügung und wer war bei der Erstellung und Formulierung dem Betroffenen behilflich, damit sie klar und unmissverständlich ist.
Grüße aus Essen, Michael

Offline dino

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In einer Akutsituation ist selten ne Verfügung greifbar, bzw jeder weiß genau wat drinne steht. Dazu kommt noch die Abfassung. Und wat passiert ist. Steckt ein Bolusgeschehen dahinter ist die Verfügung eh nüscht wert, weil da muß grundsätzlich gehandelt werden. Aber für Peripherstationen, Einrichtungen, könnten Verfügungen hilfreich sein. Ich bin auch nicht der Meinung das wir in den Kliniken "Übertherapieren", hier liegt eher die Verantwortung bei den Angehörigen. Was sicherlich fehlt ist die Zeit für Aufklärungsgespräche. Das wiederum ist dem Personalschlüssel geschuldet. Nun kommen wir noch zu den Medien, eine Überschrift wie "Sterben verboten" ist natürlich reißerisch und sorgt für Quote.
VG
dino