Dino, Du schreibst richtig, dass die erste Maßnahme das Herausnehmen des MA aus dem "Brennpunkt" sein sollte. Wenn das bei Euch so gut geht, finde ich das super. Meine Erfahrungen in der Somatik ist da eine nicht so mitarbeiterfreundliche Reaktion der Vorgesetzten. Da gibt es Sprüche ohne Ende statt Fürsorge der "Leitungen". Ich glaube dir gerne, was du schreibst, aber es widerstrebt meinen Erfahrungen. Ich selber war und bin ein Fan von Rotationen auf freiwilliger Basis. Hier besteht dann die Möglichkeit, dass ein MA sich seelisch erholen kann und dennoch fleißig arbeitet. Wenn er auf "die alte Station" zurück kommen wird, hat er noch vieles Neues im Wissensgepäck, wovon alle profitieren können.
Solidarität bedeutet für mich nicht alles zu decken, was auf der Station passiert. Es muss angesprochen werden und der MA muss eine Zukunft haben.
Konkret habe ich mal einer MA mitgeteilt, dass ich eine Änderung plane, wenn sie sich nicht weiterentwickeln will. Ich hatte ihr mein Vorgehen deutlich mitgeteilt und ein Zeitfenster genannt. Nach dieser Zeit habe ich meine Ansage in die Tat umgesetzt. Zuerst gab es Ärger, den ich ausgehalten habe. Nach Monaten wurde meine Entscheidung als richtig von der MA empfunden. Nur "in die Wüste schicken" war und ist nicht mein Ding. Ich bin da für Planen und Handeln. Viele kündigen an und lassen keine Taten folgen, was Situationen eskalieren lässt.
Klar und verbindlich im Ton ist mir da lieber, als das Tanzen auf rohen Eiern.
In einigen somatischen Einrichtungen ist das Zugeben von seelischer Überforderung GIFT. Da arbeitest Du wahrscheinlich in einem Umfeld, das toleranter auf seelische Überforderung reagiert. Ich hatte ja mal geschrieben, dass mir gesagt wurde "... dann müssen sie halt gehen!" Das ist für mich nicht fürsorglich.
Wenn [m]ein Mitarbeiter nicht tragbar ist, sollte man/ich ihn unterstützen was Neues zu bekommen. Das fällt mir als Öse leichter, weil ich bereits in der Klinik und im Beruf vernetzter bin. Was ich dem Kollegen Öse sagen werde, sage ich vorher dem MA. Alle Karten sollen aufgedeckt auf dem Tisch liegen, damit alle wissen was war und wird.
Ja Dino! Das Vorleben ist so wichtig!! Aber was das Umgehen mit Gefühlen und den eigenen Reaktionen angeht lernt man nicht so ausgiebig in allen Lebenslagen.
Ich denke der Begriff "Todesengel" wurde kreiert, weil man nicht auf den Punkt kommen wollte, weil etwas verdeckt werden sollte.
Ja man sollte die Dinge beim Namen nennen, damit unserer Gegenüber Klarheit bekommen kann. Aber diese Klarheit und das Beziehen von deutlichen Standpunkten ist ja nicht jedermanns Ding.
Sonnige Grüße aus dem Ruhrgebiet, IKARUS