Autor Thema: Berufspolitik  (Gelesen 3013 mal)

Offline IKARUS

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Berufspolitik
« am: 12. April 2016, 11:29:08 »
"Man kann nicht nicht kommunizieren" schreibt der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick
Es lässt sich dieser Leitspruch auch für unsere Berufspolitik abwandeln.

"Man kann nicht nicht Berufspolitik betreiben"
Auch wenn wir uns berufspolitisch nicht einmischen, betreiben wir doch Berufspolitik, weil wir mit so einem Verhalten die anderen Akteure im Gesundheitswesen stärken. Wir überlassen ihnen Felder, die besser von uns besetzt werden sollten. Wer versteht mehr von Pflege als PFLEGE?
Was macht eine erfolgreiche Interessensvertretung aus?
- die Fähigkeit legitime Interessen zu äußern
- die Mitgliederzahl und der Organisationsgrad
- die Mitgliederaktivierung
- das Erstellen von fachlichen Expertisen
- das Erstellen von Pfleggutachten (das waren ja zu Beginn der Pflegeversicherung oft Ärzte des MDK´s)
- die Bereitstellung von finanziellen Mitteln

Die Interessengruppe repräsentiert das benötigte Expertenwissen (Beratung der Politik bei der Ausgestaltung und Umsetzung zur Pflegeversicherung) und zugleich die für die Politik so entscheidenden Wählerstimmen. Wenn es stimmt, sind ja etwa ein Million Menschen in der Pflege beruflich tätig. Das ist doch eine stattliche Zahl. Aber wie viele sind ein einem Berufsverband solidarisch organisiert?

Um berechtigte Interessen durchzusetzen, muss man auch bereit sein, sich für die berechtigten Anliegen einzusetzen.
Als 2006 der große Ärztestreik durchgeführt wurde, war sogar der eigene Berufsverband der angestellten Ärzte von der großen Bereitschaft überrascht. Kam auch nur ein Mensch zu Schaden?
Wenn wir uns für unsere Interessen einsetzen, ist es doch unbestritten, dass wir das Wohl der Menschen/Patienten/Senioren nicht aus dem Augenwinkel verlieren werden.
Es ist in unserer Berufsgruppe (noch) nicht üblich, dass wir uns mehrheitlich (Mitgliederzahl = vom dem Schüler bis hin zur Pflegedirektorin) in einem Berufsverband oder in einer Gewerkschaft engagieren. Es tun dies heute (leider!) nur wenige beruflich Pflegende. Das kann bei den pflegelehrenden und pflegemanagen Personen gänzlich anders sein, weil sie die Notwendigkeit sich zusammen zu schließen erkennen und pflegen. 
Nur ein starker Verband bekommt von der Gesellschaft und somit auch von der Politik ein offenes Ohr.
Nehmen wir unser Schicksal in die Hand und bedenken vor allem, dass Berufspolitik keine Angelegenheit ist, die einen schnellen Erfolg verspricht.

Wer einen schnellen Erfolg haben will, soll in den Keller gehen und Holz hacken. So oder ähnlich soll es mal der Wissenschaftler Albert Einstein formuliert haben.
Ich sage oft im Unterricht, dass wir mit einem sehr dünnen Bohrer sehr dicke Bretter durchbohren müssen, um zu einem Erfolg zu kommen. Das Festhalten an Zielen lohnt sich auch gegen Widerstände. Das kann aber nur rückblickend ausgesagt und vorgelebt werden. Als junger Pflegeschüler (1973 - 1976) stand Pflegepolitik auch nicht auf meiner Agenda. Das hat sich erst ab 1982 geändert, als ich in den DBfK eingetreten bin. In die damalige ÖTV die heutige Nachfolgerin ver.di sah ich mich nicht ausreichend repräsentiert. In der Gewerkschaft sind viele Berufsgruppen vertreten, die auch ihre Interessen haben. Welche Berufsgruppe sich in der Gewerkschaft mit ihren Anliegen durchsetzt, ist von ihrer Beteiligung in der Gewerkschaftsarbeit abhängig. Eine Pflegegewerkschaft ist bis heute nicht entstanden, obwohl es einige Versuche gab. Es scheitert immer wieder an der Mitarbeit von engagierten Mitstreitern. 

Engagierte Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: Berufspolitik
« Antwort #1 am: 12. April 2016, 16:11:42 »
Schleichwerbung, 5.€ in die Schleichwerbungskasse 8-) :evil: