Autor Thema: Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“  (Gelesen 5927 mal)

Offline Thomas Beßen

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Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“
« am: 23. Februar 2016, 06:20:39 »
"In der deutschen Arbeitswelt dominiert die Arroganz der Gesunden, warnt der Arbeitsmediziner Andreas Weber. Gesundheit wird zum Leistungsmerkmal, Kranke sind angeblich selbst schuld. Ein Vorurteil? Oder ist da doch was dran? ..."

>>> http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/krankheit-in-der-deutschen-arbeitswelt-ein-interview-mit-mediziner-andreas-weber-13642576.html

Frühe Grüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“
« Antwort #1 am: 23. Februar 2016, 07:20:06 »
Das ist doch eine bekannte Erkenntnis, nur noch nicht flächendeckend in den Gesundheitsberufen. Aus meiner Sicht würde ich aber nicht allgemein "... die Arroganz der Gesunden ..." sagen. Unter Kollegen kann bis zu einem gewissen Punkt Solidarität herrschen. Die Vorgesetzten und Arbeitgeber tragen hier ein hohes Maß an Verantwortung, die aber selten finanziert werden kann, weshalb dann auch Betroffene von "Mode-"Krankheiten betroffen sind.
Ich denke kaum, dass ein aufrichtiger Mitarbeiter bewusst krank werden will. Hier werden da die Betriebs-und Arbeitsmediziner in der Prävention mehr tätig sein müssen. Meine Erfahrungen mit einem Betriebsarzt sind bis heute eindrucksvoll. Ich sehe die Arbeitgebern in der Pflicht, sich auch um das Wohl ihrer Mitarbeiter zu bemühen (hier gibt es vorbildliche Betriebe), wollen sie die Leistungsfähigkeit ihres Personals erhalten. Auch hier habe ich von Vorgesetzten einige eindrucksvolle Sätze noch im Ohr, die der Kopfzeile sehr nahe kommen.
Hoffen wir mal, dass wir gesundbleiben oder es werden. 
Beste Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“
« Antwort #2 am: 23. Februar 2016, 08:14:17 »
Erstmal trägt jeder die Verantwortung für sich selbst. Auch wenn es Mode ist für Alles Externe Verantwortliche zu suchen. Was meinst Du mit Kosten. Prävention kann schon in den Teams stattfinden, wie z. B. Wunschdienstplan etc. Rückenleiden? Hier sollten Hilfsmittel verwendet werden. Frei dient zur Erholung, ergo sollte man nicht immer einspringen. Ebenso wichtig ist das Pflegen von Hobbys. Du siehst, man kann eine Menge tun. Für Vorgesetzte ist es wichtig, nicht immer bei Ausfällen auf die gleichen Mitarbeiter zurück zu greifen, man muss auch mitkriegen wenn jemand einfach mal ausgepowert ist. In den Schichten muss man sich manchmal auf das Machbare beschränken, sonst ist man schnell groggy und hat letztendlich wenig erreicht.
VG
dino

Offline IKARUS

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Re: Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“
« Antwort #3 am: 23. Februar 2016, 13:40:45 »
Mit Kosten Dino meine ich, dass Präventionskurse Geld kosten. Gerne gebe ich dir recht, wenn du schreibst, dass zuerst einmal jeder für sich verantwortlich sein soll. Das bekommt aber nicht jeder hin! Nicht jeder kann "dem Wunsch" eines Vorgesetzten widersprechen und NEIN sagen. Ich habe oft beide Varianten im Umgang mit Mitarbeitern kennengelernt, ohne dir und deinen Erfahrung entgegen zu laufen. Du schreibst weiterhin: "man muss auch mitkriegen ..." Ja auch das stimmt! Wenn man denn gegenüber dem Mitmenschen aufmerksam ist und beobachten kann. Das kann aber auch nicht jeder Vorgesetzte.
Das "man" sich auf das Wesentlichen fokussieren muss, ist auch für mich unbestritten. Aber wer kann das? WENIGE!!
In einer guten Stationsmannschaft ist das ALLES/VIELES hinzukriegen. Das habe ich persönlich auch erlebt! Wir haben gemeinsam dafür gesorgt, dass  JEDER ein zusammenhängendes FREI bekommen kann. Da kam dann "meine Ersatzbank" zum tragen. Da war das FREI garantiert, weil ALLE an einem Ende des Seils gezogen haben. Kein Gegeneinander! Es war eine super Zeit!
VG, IKARUS

Offline dino

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Re: Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“
« Antwort #4 am: 23. Februar 2016, 15:14:55 »
Eine Ersatzbank ist Historie, sie ist weder mit EU-Richtlinien noch sonstwie heute durchführbar. Ausfälle lassen sich nur durch
- Aushilfen
- Arbeitsverdichtung
- Umsetzen von Ma innerhalb einer Klinik
- oder das berühmte Einspringen kompensieren.
Und natürlich hat jede Lösung Vor- und Nachteile, auch jenseits des Persönlichen.Eine Entscheidung, welche Maßnahme getroffen wird ist immer individuell und stellt kein Präzedenzfall dar. Grade bei kurzfristigen Ausfällen ist nicht das Wünschenswerte primäres Ziel, sondern das Machbare. Wer nun denkt das ein Vorgesetzter sich dies einfach macht, irrt gewaltig. Denn der Vorgesetzte trägt für seine Entscheidung auch die volle Verantwortung. Uns jenseitz von den "armen" Examinierte die nicht Nein sagen können, Schüler sind für viele Dienste tabu.
VG
dino

Offline IKARUS

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Re: Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“
« Antwort #5 am: 23. Februar 2016, 18:42:57 »
Wir sind mal wieder nicht so weit von einander entfernt Dino!
Es mag ja sein, das ich mit "Ersatzbank" nicht den pfiffigsten Namen vergeben habe, wobei ich den Begriff ja auch nur übernommen habe.
Auf der Ersatzbank "saßen" hochspezialisierte Kollegen und Medizinstudenten, die auf Abruf kommen konnten und wollten, damit "das Frei" des Stammpersonals gewährleistet war. Alle waren, so lange ich das mitgemacht habe, als Schichtmitglied oder Öse von der Regelung angetan.
Ich will auch nicht behaupten, dass eine PDL es sich leicht macht. Die haben schon einen erheblichen Druck auszuhalten. Das Gleiche gilt ja auch für die Stations-/Abteilungsleitungen. Es gibt verantwortungsvolle und verantwortungsreduzierte Leitungskräfte. Das ist nicht für die PFLEGE  solitär spezifisch!  Das Schüler tabu sind, teile ich im Ansatz mit dir. Im Einzelfall kann das aber einen Sinn ergeben. Ich denke hier, das unsere unterschiedlichen Standpunkt sich annähern lassen, wenn es erforderlich sein sollte.
Beste Grüße, IKARUS

Offline dino

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Re: Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“
« Antwort #6 am: 23. Februar 2016, 20:09:54 »
Mir war so in etwa klar was Du mit Ersatzbank meintest. Aus dem Team selbst geht schon alleine wegen rechtlicher Regelungen nicht mehr. Und wer hält sich heute noch für den Fall der Fälle bereit? Dazu kommt das es früher (laaange her) für eine Nacht auf Intensiv in einem mir sehr gut bekannten Allgemeinhaus morgens Früh 100 DM auf die Kralle gab. Dies geht auch nüscht mehr.
Schüler müssen Rechtskonform eingesetzt werden. Dies beginnt mit dem Jugendschutzgesetz. Dann dürfen Schüler grundsätzlich nur mit Examinierten Dienst verrichten. Sie dürfen nur Aufgaben übernehmen die vorher in der Schule besprochen wurden. Sie haben die Pflicht Aufgaben abzulehnen, die sie nicht können (Mitverschulden durch Übernahme). Schüler dürfen in keine Situation geschickt werden für die sie noch nicht ausgebildet sind. Für/nach belastende Situationen muss ein Netz vorhanden sein.
VG
dino

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Re: Krank im Beruf „Wer krank wird, ist ein Verlierer“
« Antwort #7 am: 23. Februar 2016, 21:03:12 »
Da ticken wir doch gleich Dino! Schüler bedürfen unseren Schutz, aber das sieht nicht jeder "Leiter" so. Der Hinweis mit Kreativität ist richtig aber schwierig, aber dennoch lohnenswert. Es gibt aber SchülerINNEN, die eignen sich wirklich zur Übernahme von Verantwortung unter einem sicheren Schutz. Mir ist die Dimension von Anordnungs- und Durchführungsverantwortung sehr bewusst. Das war für mich stehts ein wichtiger Punkt bei der Dienstplangestaltung. Die Schülerin die ich gerade "vor Augen habe" hätte ein Schicht leiten können. Sie war so umsichtig wie kaum einer mit längere Berufserfahrung. Sie hatte den berühmten "grünen Daumen". Könnte auch ne andere Farbe  gewesen sein!
Beste Grüße, IKARUS