Autor Thema: Zu Missständen in deutschen Krankenhäusern...  (Gelesen 4908 mal)

Offline Thomas Beßen

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Zu Missständen in deutschen Krankenhäusern...
« am: 14. Januar 2016, 06:50:21 »
zeigte RTL am 11.01.2016 "Team Wallraff – Reporter undercover: Katastrophale Missstände in deutschen Krankenhäusern". Hier der Link zum Video:
http://www.nowtv.de/rtl/team-wallraff-reporter-undercover/team-wallraff-undercover-2016-folge-001/player - leider teils sehr reißerisch, "Bildzeitungsjounalismus", aber auch erschütternd...

Und hier die relativ sachlich rüberkommende Stellungnahme der Helios Klinik HSK in Wiesbaden: http://www.helios-kliniken.de/presse/pressemitteilungen/news-detail/archiv/2016/januar/artikel/update-kommentar-zur-rtl-sendung-team-wallraff-reporter-undercover.html

Chronistengrüße!
Thomas Beßen
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Offline dino

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Re: Zu Missständen in deutschen Krankenhäusern...
« Antwort #1 am: 14. Januar 2016, 11:21:20 »
Die Leute wollen Bildzeitungsniveau, die Sender wollen Quote. Also wird das Publikum bedient, sonst schaltet es um.
Ich hatte mal einen Lehrfilm über US-amerikanische ER`s gesehen, da war auch Alles von Spitzenklasse bis unterste Schuhsohle vertreten.
VG
dino

Offline IKARUS

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Re: Zu Missständen in deutschen Krankenhäusern...
« Antwort #2 am: 14. Januar 2016, 11:54:01 »
Beim Betrachten des Filmes kam mir der Gedanken, warum Wallraff und der Sender auf einen Sozialwissenschaftler zugehen statt an die Profession PFLEGE. Sicherlich ist Herr Fussek eine bekannt und dekorierte Person, aber er ist keine ausgebildete Pflegekraft. Was er in den zurückliegenden Sendungen kund getan hat ist wohl alles zutreffend. Wer bringt sich aus der Pflegepolitik (den Fach- und Berufsverbänden) ein, damit wir eine vernehmbare Stimme bekommen? Wo sind DBfK und CO?
VG, IKARUS

Offline Thomas Beßen

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Re: Zu Missständen in deutschen Krankenhäusern...
« Antwort #3 am: 14. Januar 2016, 14:06:03 »
Pressemitteilung der Vertrauensleute der Dr. Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden:

Wallraff – Report über die Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH - ZNA ist nur die Spitze des Eisbergs

Zu dem Fernsehbericht über die Zustände in den Dr. Horst-Schmidt-Kliniken, der am Montag in der RTL-Sendung „Team Wallraff“ ausgestrahlt wurde, nehmen die Vertrauensleute der Gewerkschaft ver.di und die zuständige Gewerkschaftssekretärin Saskia Jensch Stellung:

„Mehrarbeit und Überstunden, Arbeitszeitverstöße und das Einspringen aus dem geplanten Frei gehörten bereits vor der Übernahme der Dr. Horst Schmidt Kliniken durch den Helioskonzern zur Tagesordnung. Trotzdem forderte Helios weiteren Personalabbau sowohl in der Pflege als auch in den Service-, Logistik- und Versorgungsbereichen, die der Pflege zuarbeiten. Gleichzeitig blieb die von der Regionalleiterin Glenz angekündigte „Prozessoptimierung“ aus. Nachdem die Abfindungen gemäß Sozialfonds für die Pflege ausgesetzt wurden, folgte eine Welle von Eigenkündigungen seitens der Pflegekräfte aufgrund der gestiegenen Arbeitsintensität und der zunehmenden psychischen und auch physischen Belastung.

Die im Report festgestellten Hygienemängel beruhen vor allem auf deutlich verschlechterten Arbeitsbedingungen im Reinigungsbereich (Verdopplung der zu reinigenden Fläche). Während die zum Teil jahrzehntelang Beschäftigten unter Androhung betriebsbedingter Kündigungen von ihren Arbeitsplätzen verdrängt werden, sind die MitarbeiterInnen der zu diesem Zweck gegründeten tariflosen Tochtergesellschaften des Helioskonzerns gezwungen, die gleiche Leistung billiger zu erbringen.

Laut BILD-Zeitung macht der amtierende Oberbürgermeister Gerich nun „das Aufräumen der Klinik“ ab sofort zur Chefsache. Ob die Auffassung von Regionalleiterin Glenz - man könne zwischen Sauberkeit und Hygiene an Helioskliniken eine Unterscheidung treffen - von Herrn Gerich so mitgetragen wird, bleibt mit Spannung zu erwarten.

Die nach dem Wallraff-Report geäußerte „Besorgnis“ von Stadtpolitikern bezeichnen wir als scheinheilig!

Diese Entwicklungen sind auch den verantwortlichen Stadtpolitikern im Detail bekannt, die zu den Betriebsversammlungen eingeladen werden und in der Regel anwesend waren.

Die anhaltende Belastung hat auch die sehr hohe Zahl von Eigenkündigungen von Pflegekräften weiter befeuert:

- Immer häufiger keine Pause
- Keine verlässlichen Dienstpläne
- Keine Planung von Arbeit und Freizeit möglich
- Anordnung von Arbeit während der Freizeit (Holen aus dem Frei)
- Stark gestiegene Krankheitsquoten
- Ethische und psychische Konflikte der Pflegekräfte, weil sie der Patientenversorgung nicht
  mehr gerecht werden können
- Derzeit sind zirka 25 Prozent der Pflegebereiche der HSK nur noch durch den massiven Einsatz
  von ZeitarbeitnehmerInnen aufrecht zu erhalten.

Nur bessere Arbeitsbedingungen können den weiteren Personalexodus in der Pflege an der HSK in Wiesbaden stoppen!

Die Gründe für die aufgedeckten Missstände sind nicht - wie die Geschäftsführung der Helios HSK Kliniken GmbH  behauptet - vorübergehende Irritationen eines Umstrukturierungsprozesses, sondern Erfahrungen,  von denen die Beschäftigten  innerhalb des Helioskonzerns bundesweit  berichteten.

- Extrem  niedrig  angesetzte Planzahlen in der Pflege. Internationale Studien und Empfehlungen
  der Fachgesellschaften werden ignoriert.
- Keine Ausfallskonzepte bei Krankheit.
- Auszubildende werden hin- und hergeschoben (Stationshopping)
- Stationen werden mit der Verwaltung des Personalmangels alleine gelassen. Die Verantwortung hierfür wird somit
  durch die Geschäftsführung an die Beschäftigten abgegeben.

Die ver.di Vertrauensleute fordern noch einmal:

- Die weitere Zersplitterung der HSK Beschäftigten in Fremdgesellschaften muss ebenso aufhören
  wie die Androhung betriebsbedingter Kündigungen für alle HSK/HSK-Service-Mitarbeiterinnen!
- Profitgier auf Kosten der Versorgung der Patienten und auf dem Rücken der Beschäftigten muss endlich aufhören!

Die ver.di Vertrauensleute der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH & Saskia Jensch, ver.di Gewerkschaftssekretärin"
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Zu Missständen in deutschen Krankenhäusern...
« Antwort #4 am: 14. Januar 2016, 16:18:23 »
Pflege ist zwar ne Profession, aber ich würd es net zu hoch hängen. Warum kein Sozialwissenschaftler? Der Mann ist neutral und wiederholt sich nicht in den bekannten seichten "Pflegethemen", dass ich sogar gut. Es wirkt authentisch. Bei den Docs sagt man auch net die Profession Mediziner. Letztendlich stellen wir ein Behandlungsteam.
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dino

Offline IKARUS

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Re: Zu Missständen in deutschen Krankenhäusern...
« Antwort #5 am: 14. Januar 2016, 17:18:35 »
Ich stimme dir zu Dino, dass wir ein Behandlungsteam aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammenstellen. Ich denke wohl, dass sich die Medizin als Profession versteht. Sie bezeichnen sich doch sehr oft, zumindest in meinem Umfeld, als Profis. Was das dann bedeuten kann/soll, ist eine weitere Frage.
Das Herr Fussek ein Profi ist und die Pflegethemen auch gut anspricht, trifft auch meine Sichtweise. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass Vertreter unserer Berufsgruppe sich da nicht einmischen. Egal ob DBfK oder DPV oder gar Vertreter aus dem Deutschen Pflegerat. Wir lassen lieber andere für unsere Belange das Wort ergreifen.
Die Pressemitteilung der Arbeitnehmervertretung finde ich lesens- und bemerkenswert.
VG, IKARUS

Offline dino

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Re: Zu Missständen in deutschen Krankenhäusern...
« Antwort #6 am: 14. Januar 2016, 18:27:22 »
Andere sind NEUTRAL, dass kommt besser an. Ich weiß das ich ein Profi bin, ich weiß das ich Fit bin, aber ich mach mir deshalb keinen Stempel auf die Stirn. Ich finde es absolut positiv das ein Soziologe hier zu Wort kommt.
Ein privater Betreiber möchte mit einem Minimum an Einsatz ein Maximum an Profit. Der größte Batzen sind immer Personalkosten. Die größte Berufsgruppe ist die Pflege. Diese Berufsgruppe, sprich deren Vertreter, machten in den letzten Jahren eher davon Reden was die "Pflege" nicht leisten will, wie z. B. Injektionen, Zugänge, Fäden ziehen. Also was soll das? Und solche Leute jammern dann wenn ihre Berufsgruppe nach unten korrigiert wird.
VG
dino