Autor Thema: Thrombektomie – eine neue Behandlungsmethode beim Schlaganfall  (Gelesen 4503 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Als Schlaganfall bezeichnet man die Folge einer in der Regel "schlagartig" auftretenden Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu einem raschen Absterben von Gehirngewebe führt. Nach Herzerkrankungen und Krebsleiden gilt der Schlaganfall als die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und ist die häufigste Ursache für Langzeitbehinderung, insbesondere dann, wenn die Warnsignale nicht rechtzeitig erkannt werden. Bislang wird versucht, Thromben ausschließlich mithilfe eines Medikaments aufzulösen. Dieses Verfahren wird als 'systemische Lyse' bezeichnet. Es hat jedoch den großen Nachteil, dass sich große Blutgerinnsel oder Thromben, die sich in größeren Hirngefäßen befinden, meist nicht innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeitspanne beseitigen lassen. Dagegen können große Thromben mit der Thrombektomie auch in großen Hirngefäßen gut und vor allem schnell beseitigt werden. Gerade Thromben in den großen Hirngefäßen sind für die besonders schweren Schlaganfälle mit weitreichenden neurologischen Ausfällen verantwortlich. Neben dem klassischen intravenösen Lyseverfahren ist am Klinikum Frankfurt Höchst eine weitere Methode etabliert: die Katheterbehandlung, auch Thrombektomie genannt.

Die 'Thrombektomie' oder 'mechanische Rekanalisation' ist ein Verfahren, um das Blutgerinnsel (Thrombus) aus einem Hirngefäß zu entfernen, das es akut verstopft und so zu einer Minderdurchblutung geführt hat. Dabei wird zunächst mittels einer Computertomographie (CT) festgestellt, welches Gefäß verschlossen ist und wo der Thrombus sich genau befindet. Anschließend wird ein Katheter über die Leiste bis in das betroffene Gefäß im Gehirn geführt.

Die Therapie erfordert das sehr enge und gut abgestimmte Zusammenwirken von Neurologen und Neuroradiologen. Prof. Dr. med. Thorsten Steiner, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Frankfurt Höchst: „Wir haben mit der Thrombektomie eine sehr wirksame Therapie, die uns erlaubt, auch über die bisherigen zeitlichen Grenzen und schwere Schlaganfälle zu behandeln.“ Prof. Dr. med. Martin Bendszus, Chefarzt der Klinik für Neuroradiologie: „Da das Verfahren noch relativ neu ist, bestehen noch nicht überall gute Strukturen, um den Eingriff schnell und kompetent durchzuführen. Hier könnte z.B. die Anbindung von peripheren Krankenhäusern an Zentren wie z.B. das Klinikum Frankfurt Höchst über die Telemedizin die Behandlung optimieren.“ Damit Betroffene im Notfall schnellstmöglich in das geeignete Krankenhaus kommen, wurden in Hessen mit dem Interdisziplinären Versorgungsnachweis (IVENA)-System bereits entscheidende Vorarbeiten geleistet.

Man schätzt derzeit, dass von einer Thrombektomie in Deutschland ca. 10.000 bis 20.000 betroffene Patienten profitieren könnten. Ein besonderer Gewinn ist die neue Methode für Patienten mit den Thromben in den großen Hirngefäßen. „Das sind gerade die Patienten mit einem schweren Schlaganfall, denen besonders ausgeprägte neurologische Ausfälle (Lähmungen, Sprachstörungen u.a.) drohen“, unterstreicht Prof. Steiner. Auch profitieren die Schlaganfallpatienten, die erst später als 4,5 Stunden nach Symptombeginn in das Krankenhaus kommen oder die aus anderen Gründen keine herkömmliche medikamentöse Lysetherapie erhalten können. Für diese Gruppe existierte bislang keine adäquate Therapie.

Weniger Folgeschäden und größeres Zeitfenster
Der Anteil der Patienten, die drei Monate nach einer Thrombektomie beschwerdefrei in den Alltag entlassen werden können, liegt mittlerweile bei bis zu 70 Prozent, während es nach einer ausschließlichen systemischen Lyse nur circa 35 Prozent sind. Auch die Zahl der Patienten, die nach einem Schlaganfall sterben, halbiert sich unter Anwendung der neuen Methode im Vergleich zur rein medikamentösen Lyse. ..."


Pressemitteilung des Klinikums Frankfurt Höchst vom 29.12.2015
http://www.klinikumfrankfurt.de bzw. http://www.klinikumfrankfurt.de/service/aktuelles/aktuelles-detailansicht.html?tx_aspresse_pi1

Eine gute Nachricht, wie ich meine...
Thomas Beßen
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Offline dino

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Re: Thrombektomie – eine neue Behandlungsmethode beim Schlaganfall
« Antwort #1 am: 08. Januar 2016, 00:28:53 »
Das große Problem besteht, bei beiden Verfahren, in dem engen Zeitfenster. Patienten mit V.a. Schlaganfall sind immer als Zeitkritisch zu betrachten und gehören sofort auf eine Stroke Unit.Eine kleine Hilfe bietet der FAST Algorithmus:
F-Face
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S-Speech
T-Time
VG
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