Autor Thema: Polytrauma - Präklinisches Management vor Ort  (Gelesen 3580 mal)

Offline Thomas Beßen

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Polytrauma - Präklinisches Management vor Ort
« am: 08. September 2015, 05:25:46 »
"Als Notarzt ist man täglich in der Situation, schwierige medizinische Entscheidungen in kürzester Zeit treffen zu müssen. Dabei ist es nötig, eine Vielzahl unsortierter Informationen zu erfassen und in ein strukturiertes Behandlungskonzept umzusetzen. Selten ist dies so schwierig, gleichzeitig aber auch so essenziell, wie im Umgang mit polytraumatisierten Patienten. Der folgende Artikel zeigt, worauf es bei der Versorgung vor Ort ankommt. ..."

Von Carsten Stock unter https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final/de/dokumente/tw_anaesthesiologie/Polytrauma_AINS_Thieme_Verlag.pdf

Guten Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Polytrauma - Präklinisches Management vor Ort
« Antwort #1 am: 09. September 2015, 07:13:25 »
Der Thieme Verlag hat wohl ein kleines Sommerloch entdeckt. Also, dass ABC- Schema ist nicht neu. Es geschieht im Rahmen eines first survey. Das Schema ist zwar ein eskalatives Schema, aber eine (geplante) Notfallnarkose fällt nicht mehr darunter. Hier geht es vielmehr um die Atemwegssicherung im Rahmen einer Reanimation. An das ABC- Schema schließen sich AMPLE/SAMPLER an. Diese Schemen sind weitergehend. Unsere Schüler werden z. B. auch darin ausgebildet. Die Mehrzahl der Notfälle wird ohne NA abgearbeitet, in vielen Industrieländern, auch der EU, gibt es kein NA-System.
Eine effiziente Unterstützung erfahren die Schemen durch das CRM.

Anamnese mit Hilfe des ABCDE-Schemas
Bevor das ABCDE-Schema anläuft, sind grundsätzlich 2 Parameter zu beachten:

-   an erster Stelle steht immer die Eigensicherung
-   es erfolgt eine erste grobe Einschätzung der Lage


Das ABCDE-Schema folgt dem Prinzip“ treat first what kills first“
Bei der groben Lageeinschätzung erfolgt eine Einstufung des Patienten in die Kategorie “kritisch” oder nicht “kritisch”
Primär vitale Bedrohungen (z. B. massive Blutung, Bewusstlosigkeit) werden zuerst angegangen.

-   A: Airway, Protektion der HWS

-   B: Breathing/Ventilation Atmungstätigkeit und ggf Unterstützung, evtl. Beatmung, frühe Sauerstoffgabe, Absaugung

-   C: Circulation: Kreislaufsituation erfassen und äußere Blutungen kontrollieren

-   D: Disability, Defizite der neurologischen Funktion? Bewusstseinszustand mit Hilfe der GCS erfassen, Pupillenkontrolle

-   E: Exposure/Enviroment, entkleidete Patienten untersuchen, Erhalt von Körperwärme

Das ABCDE-Schema hilft uns dabei, uns nicht von Dingen ablenken zu lassen, die nur geringen oder gar keinen Einfluss auf das Überleben des Patienten haben.


In der Frühphase der Notfallversorgung gibt nicht die Suche nach einem Krankheitsbild oder Verletzungsmuster den Ablauf vor, sondern die gezielte Sicherung und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen. Und dieser Ablauf folgt dem ABCDE-Schema.






Was bedeutet Eskalationsschema?
Die konsequente Anwendung des ABCDE-Schemas ist primär lebensrettend. Die weitere Versorgungsstrategie baut darauf auf, da das ABCDE-Schema primär nur die Basics erfasst. Konsequent bedeutet das Schema als solches, die Items sind je nach
Situation variabel und umfassen auch weiterführende Massnahmen.
Algorithmen nehmen einen zunehmend größeren Teil in der notfallmedizinischen Versorgung ein. Sie sind Hilfsmittel für eine strukturierte und zielorientierte Patientenversorgung und können zudem als Instrument des Qualitätsmanagements hinzugezogen werden. Weiterhin sind sie ein Baustein des Fehlermanagements im Rahmen des in der Akutmedizin zunehmend verbreiteten
 Crew Resource Managements.




Crew Resource Managements
CRM soll zur optimalen Nutzung aller Ressourcen im Notfallteam führen.

Das Auftreten unerwünschter Ereignisse soll damit reduziert werden.

Die Anzahl der Risiken wird dadurch nicht verringert, aber sie werden idendifiziert und kontrolliert.

CRM bedarf der Bereitschaft zur Veränderung persönlicher Verhaltensmuster.

Dies benötigt eine Kultur der Zulassung von konstruktiver Kritik.
Eine Kultur der zugelassenen Kritik ist erlernbar.

Sie benötigt den unbedingten Wunsch nach Verbesserung des eigenen Handelns.

Das CRM ist ein permanenter Prozess und bedarf fortwährender Energie.

CRM ist auf durchlässige Hierarchein angewiesen.

Bestehende Hierarchien sind Fakt und notwendig, dürfen aber die Nutzung von Ressourcen nicht behindern.
« Letzte Änderung: 09. September 2015, 07:16:05 von dino »