Autor Thema: Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt  (Gelesen 5698 mal)

Offline Thomas Beßen

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Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt
« am: 20. Mai 2015, 05:25:27 »
"Er kommt auf Anforderung, hält Pflegematerial vorrätig und dokumentiert den Verbrauch: Das Fraunhofer IPA entwickelt einen intelligenten Pflegewagen, der die Pflegekräfte im Berufsalltag informatorisch und physisch unterstützt. Einen ersten Prototyp haben die Wissenschaftler jetzt fertiggestellt. Damit engagieren sie sich weiterhin für verbesserte Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche und entwickeln Lösungen für die Herausforderungen des demographischen Wandels.

Technische Assistenzsysteme können die schwierigen Arbeitsbedingungen in der stationären Alten- oder Krankenpflege verbessern, indem sie die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterstützen und entlasten und ihnen somit mehr Zeit für die Interaktion mit den Pflegebedürftigen verschaffen. Großes Entlastungspotenzial sowohl gesundheitlicher als auch zeitlicher Art bietet der Pflegeprozess selbst, bei dem der intelligente Pflegewagen unterstützen soll.

Für einen ersten Prototyp haben die Wissenschaftler die mobile Basis des Serviceroboters Care-O-bot® 4 mit einem neuen Aufbau versehen, der mit Pflegematerial befüllt werden kann. Wenn der Pflegewagen an die Rufanlage einer Einrichtung angebunden ist, kann er automatisch zu dem Zimmer fahren, in dem ein Patient geklingelt hat. Über den integrierten Touchscreen kann die Pflegekraft ihre Anwesenheit quittieren bzw. den Roboter – wenn er dann nicht mehr benötigt wird – wieder freigeben. Zudem kann sie über das Display einfach dokumentieren, welche Pflegeutensilien sie verbraucht hat.

Verbesserungen für den Berufsalltag

Bisherige Pflegewagen bieten noch nicht die optimale Unterstützung für die Pflegekräfte. Vor allem in Notfällen stehen die Wagen oft nicht dort, wo das Personal sie gerade braucht. Außerdem sind sie oft unzureichend bestückt. Dadurch verlieren die Pflegekräfte Zeit, weil sie fehlendes Material erst separat aus dem Lager holen müssen, zumal die Laufwege in den Wohnbereichen bzw. Stationen sehr weit sind. Die Dokumentation der durchgeführten Pflegetätigkeiten und des dabei verbrauchten
Materials erfordert selbst bei Nutzung elektronischer Medien viel Zeit, weshalb die Pflegekräfte diese Arbeit oft noch nach Schichtende erledigen müssen.

»Wir möchten den Pflegewagen so weiterentwickeln, dass er mit seinen intelligenten Assistenzfunktionen den Berufsalltag verbessert. Der Wagen soll beispielsweise immer dort sein, wo die Pfleger ihn brauchen und so unnötige Laufwege ersparen«, erklärt Dr. Birgit Graf, Gruppenleiterin für Haushalts- und Assistenzrobotik am Fraunhofer IPA. Dafür ist er mit einem Navigationssystem ausgestattet, mit dem er selbstständig zum vorgegebenen Ziel fahren kann. Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellen, erkennt er automatisch und umfährt sie. Neben der Anbindung an die Rufanlage ist die Anforderung des Wagens auch per Smartphone möglich.

In weiteren Ausbaustufen soll der Wagen den Pflegekräften automatisch folgen. Mithilfe eines komplett automatisierten Anreichemechanismus soll er die Pflegematerialien ergonomisch und hygienisch bereitstellen. Die Pflegedokumentation erfolgt direkt vor Ort am Bildschirm des Pflegewagens. Schließlich möchten die Wissenschaftler die Anbindung an ein automatisiertes Zentrallager untersuchen, das die Pflegewagen bestückt, Lagerbestände elektronisch überwacht und bei Bedarf nachbestellt.

Pflegewagen als Teil des Projekts »SeRoDi«

Der intelligente Pflegewagen entsteht im Rahmen des vierjährigen Verbundprojekts »Servicerobotik zur Unterstützung bei personenbezogenen Dienstleistungen« (SeRoDi). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit knapp drei Millionen Euro. Das Fraunhofer IPA arbeitet hier mit dem Institut für Steuerungstechnik (ISW) und dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart, der Universität Greifswald sowie den Altenpflegeheimen Mannheim und dem Universitätsklinikum Mannheim als Endanwendern zusammen.

Ziel ist es, drei Anwendungsszenarien aus dem Pflegealltag in die Praxis zu bringen und in mehreren Evaluierungszyklen zu untersuchen, inwieweit die neuen Technologien den Berufsalltag verbessern. Neben dem intelligenten Pflegewagen arbeiten die Projektpartner an der Weiterentwicklung des multifunktionalen und mit Assistenzfunktionen ausgestatteten Lifters »ELEVON«, der Pflegekräfte bei der Aufnahme und dem Transport von Personen unterstützt. Das dritte Anwendungsszenario beschäftigt sich mit einer Serviceassistenz, die den Bewohnern oder Patienten im Sinne eines »mobilen Kiosk« auf Anforderung z. B. Snacks, Getränke oder Zeitschriften in die Aufenthaltsräume oder direkt ans Bett bringt.

Serviceroboter weiter verbreiten

Die Projektpartner planen, die umgesetzten Assistenzsysteme auch nach Projektende in den Einrichtungen zu belassen, sodass sie unter anderem als Referenz für andere Einrichtungen genutzt werden können. »Vom Projekt SeRoDi versprechen wir uns nicht nur die Entwicklung und Erprobung neuer Anwendungen, sondern möchten auch neue Entwicklungs- und Anwendungspartner gewinnen, um den Einsatz von Servicerobotern im medizinischen und Pflegebereich weiter voranzubringen«, betont Birgit Graf."


Quelle: https://idw-online.de/ bzw. https://idw-online.de/de/news631182

Guten Morgen!
Thomas Beßen
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Offline IKARUS

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Re: Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt
« Antwort #2 am: 21. Mai 2015, 06:37:52 »
Der Pflegewagen sieht ja futuristisch aus, aber die Bestückung des Wagens und die Auswertung der verbrauchten Materialien bleiben doch manuelle Tätigkeit. Lediglich die Auswertung zum verbrauchen Material (Verbrauchsstatistik) kann deutlich zügiger durchgeführt werden. Somit haben wir ein Instrument zur Evaluation zu den Verbrauchsmaterialien. Bleibt mir dann die Frage danach, wie kleinschrittig die Doku durchgeführt wird. Wird der Patienten (ohne Namen) aber vor allem mit seiner Erkrankung dazu herangezogen, dass herausgefunden werden kann bei welchem Krankheitsbild wie viel Material eingesetzt wird. Gibt es Unterschiede, wer die Verbände durchführt. Benötigt eine Berufsgruppe mehr Material als die andere? Wo finden wir Einsparungspotentiale? Denn wenn herauskommt, dass einmal mehr ein anderes mal weniger Material eingesetzt wird, folgen Diskussionen mit der durchführenden Fachkraft. Da könnte dann gezielt der BWLer Infos in die Hand bekommen und den "Verschwender" bitten aufmerksamer zu sein. Im Zeugnis stünde dann " Umgang mit anvertrautem Material = gut/ungenügend"
Frühe Grüße aus dem Pott, IKARUS

Offline dino

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Re: Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt
« Antwort #3 am: 21. Mai 2015, 07:48:51 »
Du liest zuviel science fiction. Es geht hier um reine Logistik. Ob der Pat. Müller, Meier, Schulze heißt ist auch irrelevant. Rein technisch gibt es sogar mehrere Möglichkeiten. Du kannst den Scan auch am Materialschrank durchführen, letzten Endes ist der Wagen sinnvoller. Sowas kann Zeit sparen, und über deren Mangel wird doch immer geklagt. Warum sehen viele Verbesserungen/Erneuerungen unter dem Label negativ? Warum sagt man nicht mal: Toll, könnt was sein, lasst es uns ausprobieren? Vielleicht weil es mit Technik zu tun hat und die "Pflege" eher eine Affinität zur Empathie besitzt? Dies wäre ein fataler Irrglaube. Ohne Technik ist die größte Empathie witzlos, außer man will Weltmeister im trösten werden.
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dino

Offline IKARUS

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Re: Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt
« Antwort #4 am: 21. Mai 2015, 19:23:13 »
Wo sehe ich denn mein Bester, was Schlechtes in dieser Neuentwicklung? Science fiktion lese ich gar nicht! Es ging mir doch auch gar nicht um die Erfassung der Patientennamen. Auch habe ich nicht gegen dein Argument der Zeiteinsparung gewettert. Deinen Vergleich zwischen Technik und Empathie, kann ich nur bedingt nachvollziehen.
Mir ist auch an dieser Stelle ein sinnvoller Mix am liebsten! Ich stimme dir zu, dass eine Einlastigkeit ein Irrweg sein kann.
Sonnige Abendgrüße aus dem Pott, IKARUS

Offline dino

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Re: Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt
« Antwort #5 am: 22. Mai 2015, 14:57:33 »
Bleibt mir dann die Frage danach, wie kleinschrittig die Doku durchgeführt wird. Wird der Patienten (ohne Namen) aber vor allem mit seiner Erkrankung dazu herangezogen, dass herausgefunden werden kann bei welchem Krankheitsbild wie viel Material eingesetzt wird. Gibt es Unterschiede, wer die Verbände durchführt. Benötigt eine Berufsgruppe mehr Material als die andere? Wo finden wir Einsparungspotentiale? Denn wenn herauskommt, dass einmal mehr ein anderes mal weniger Material eingesetzt wird, folgen Diskussionen mit der durchführenden Fachkraft. Da könnte dann gezielt der BWLer Infos in die Hand bekommen und den "Verschwender" bitten aufmerksamer zu sein. Im Zeugnis stünde dann " Umgang mit anvertrautem Material = gut/ungenügend
Das klingt für mich eher negativ. Eine Bestellung ist zeitintensiv, ergo ist es eine Zeitersparnis. Ich hab auch geschrieben das der Pat. Name Jacke wie Hose ist.
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dino

Offline IKARUS

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Re: Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt
« Antwort #6 am: 22. Mai 2015, 21:20:57 »
Ich denke Dino, dass wir uns hier aneinander vorbei bewegen. Die Erfassung der Daten am neuen Pflegewagen habe ich auf das Verbrauchsmaterial bezogen, nicht auf die allgemeine Doku. Hier legt der Unterschied! Die allgemeine  Doku sollte davon nicht berührt werden. Mein Hinweis auf einen eventuellen übermäßigen Einsatz/Verbrauch von Material kann von unterschiedlichen Mitarbeitern unterschiedlich ausfallen. Hier kann ein sinnvoller Ansatz sein Material einzusparen. Ich sehe also keine negative Einschätzung einer solchen Überwachung/Überprüfung des Einsatzes von Verbrauchmaterialien.
Beste Grüß, IKARUS


Offline dino

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Re: Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt
« Antwort #7 am: 22. Mai 2015, 21:59:58 »
Ich denke nicht das eine Überwachung geplant ist. Ich gehe davon aus das Kollegen/innen einen Grund haben wenn sie mehr Material verbraten. Es käme mir nicht in den Sinn Kritik auszuüben. Ich bin ein Fan der Auftragstaktik. Wie der Mitarbeiter ans Ziel gelangt überlasse ich ihm. Ein Wundmanager hat einfach mehr Kompetenz bei chronischen Wunden, also ist das seine Baustelle, nur als Beispiel.
VG
dino

Offline IKARUS

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Re: Prototyp eines intelligenten Pflegewagens entwickelt
« Antwort #8 am: 23. Mai 2015, 07:31:38 »
Partiell stimme ich dir zu Dino.
Nun ist es aus meiner Sicht (die des Somatikers!) etwas anders. Du schreibst ja, dass Du die Versorgung der Wunden dem Wundmanager überlassen willst. Das kann ich nachvollziehen. Ich würde ja auch bei Problemen mit Menschen die eine psychische Ursache haben könnten, bei dir anfragen. Da soll jeder seine Kompetenz behalten und ich sie anerkennen.
In meinen mehreren Jahrzehnten in der Somatik kann ich sagen, dass der Verbrauch von Verbandmaterialien sehr unterschiedlich ausfallen kann, was absolut nichts mit dem Patienten oder seinen Wunden zu tun hat. Es sind mitunter Vorlieben der handelnden Akteure. Da werden Verbandsets aufgemacht und verworfen, weil "man sich vertan hat", weil "man nicht bei der Sache war!" Wir wurden sogar mal "gebeten" eine Verbrauchsstatistik anzufertigen zum Büromittelverbrauch. Der BWler wollte Einsparpotentiale erfassen. Nun könnte man denken: "hat der keine besseren Gedanken"? Sah ich zu erste auch so! Aber als die Statistik vorlag und im Rahmen einer Leitungssitzung besprochen wurde, gingen vielen lei(d)[t]enden die berühmten Augen auf. Die eigenen Erkenntnisse haben zum Umdenken angeregt und der Büromittelverbrauch sank nachhaltig. Der BWLer bekam von "den sich überprüften Personen" eine positive Rückmeldung.
Bleibt mir noch die Nachfrage, was du da mit Überwachung verbindest.
Hätte ich Kontrolle schreiben sollen?
Hätte ich Überprüfung schreiben sollen?   
Ich denke, das wäre egal gewesen.
Hier liegen für mich die Grenzen der Kommunikation über dieses Medium.

Hoffen wir nun gemeinsam auf ein sonnenreiches Pfingstwochenende. Das letztjährige war ja sehr stürmisch! Einige Waldwege sind bei uns heute noch gesperrt, weil Äste die Wege versperren.
Beste Grüße, IKARUS