Autor Thema: Das Team hinter der Schleuse  (Gelesen 6578 mal)

Offline Thomas Beßen

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Das Team hinter der Schleuse
« am: 16. April 2015, 06:05:09 »
"Die Pflege im OP ist nicht wertvoller als die Arbeit auf der Station. Sie ist nur anders und deshalb fremd. Vielleicht werden einzelnen OP-Pflegekräften daher Allüren nachgesagt. Mehr Gespräche mit- statt übereinander würden diesen Makel vielleicht beseitigen. Eine gute Gesprächsbasis bietet ein Einblick in diesen Bereich, den wir im ersten Teil unserer Serie geben. ..."

Von Monika Hiltensperger unter https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final/de/dokumente/tw_pflege/OP-Portraet.pdf

Frühe Frühlingsgrüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #1 am: 16. April 2015, 10:23:45 »
Es ist nachvollziehbar das Kollegen/innen anderer Fraktionen außerhalb von "echter Pflege" Allüren nachgesagt werden. Sie haben in ihrer Ausbildung nur "echte Pflege" erlebt. Es gibt zwar die Berufsbezeichnung GKP, jedoch werden weiterhin (wichtige) Bereiche ausgeklammert. Dasrichtige Hanling einer Beutel/Maskenbeatmung erlernt man am Besten in der Anästhesie am relaxierten Patienten mit einer erfahrenen Kraft als Netz dabei. Ebenso den Esmarchen Handgriff (den es schon seit >100 Jahren gibt). Es gibt noch zu viele "Pflegefetischisten" die eben ein zuviel von ihrer Meinung nach "echter Pflege" forcieren.
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dino

Offline IKARUS

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #2 am: 16. April 2015, 14:19:21 »
Was Dino möchtest Du mit "" zum Ausdruck bringen?  Du hast schon mal  angemerkt, dass dir einige wichtig Inhalte in der Grundausbildung fehlen. Das ist ein Standpunkt! Aber wofür haben wir Fachausbildungen gegründet und etabliert? Was echte Pflege ist, beschreibt doch fast jeder Pflegekraft für sich. Es gibt doch keine validen Gütekriterien für ECHTE PFLEGE. Oder sind dir welche bekannt? In den Ausbildungen und selbst in den Weiterbildungen kann immer nur ein Thema angerissen werden. Das Vertiefen in die Materie geschieht doch, wie wir beide wissen, nach der Ausbildung. So wie beim Erwerb des Führerscheins. Oder glaubst Du, dass ein (junger) Mensch nach bestandener Fahrprüfung Auto- oder Motorradfahren kann?

Ich habe mir diese Denkweise (Wichtig - unwichtig, richtig - falsch ) abgewöhnt. Mir ist heute wichtiger ob meine Maßnahmen angemessen sind und dem Patienten eine Linderung bringen. Auf dem "Zug" Intensiv sein was besseres war ich mal und habe (aus heutiger Sicht zu recht) Zurechtweisungen mir anhören müssen. Meine Wertschätzung gegenüber den Kolleginnen und Kollegen (besonders die, die nicht in meinem näheren Umfeld arbeiten) habe ich nachhaltig ausbauen können.

Sonnige Grüße aus dem Ruhrgebiet, IKARUS

Offline dino

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #3 am: 16. April 2015, 15:46:51 »
Damit"" meine ich das es Sänger gibt die nur Blödsinn labern weil sie keine Ahnung von anderern Qualifikationen haben weil sie entweder zu stur sind oder zu inkompetent. Und es gibt klar Kompetenzen die man als GKP meiner Meinung nach beherrschen muss, dazu gehört das Beatmen in einer Notfallsituation mit einem Beatmungsbeutel. Ich rede nicht von einem Medumat oder gar Tubus legen, nein. Und jeder der mal mit einem Ambu (SB) gearbeitet hat weiß das das alles Andere als leicht ist. Aber es scheint noch Leute zu geben denen Das am A..... vorbei geht. Eine Notfallversorgung hat nix mit Intensiv zu tun, dies ist eine andere Liga. In den ersten Minuten entscheidet sich nämlich ob anschließend das Thema Versorgung eines Verstorbenen zum Tragen kommt oder der Patient weiterlebt.
Ob man etwas angemessen, wichtig oder effizient nennt ist doch so wurscht als ob in China ein Sack Reis umfällt. Wichtig ist der Benefit für den Patienten. Und der ist nicht gegeben bei einer Unkenntnis wie man einen Ambu bedient.
Über Zurechtweisungen sollte man stehen. Der Ursprung besteht meist aus Neid/Inkompetenz weil man etwas nicht kann/können will.
Nach der Ausbildung beginnt die Spezifizierung, dies ist ebenfalls eine andere Liga. Dies beginnt bei A wie Gruppen zur Abhängigkeit leiten über Übungen lebenspraktischer Fähigkeiten ACLS Instructor bis Wundmanager. Nur bringt das Alles Nix wenn der Patient vorher stirbt. Leider gibt es (noch) keine evidenzbasierte Studie darüber wieviel Menschen in Kliniken durch falsche/nicht ergriffene Massnahmen des Pflegepersonal jährlich sterben.
VG
dino

Offline IKARUS

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #4 am: 16. April 2015, 19:44:51 »
Da haben wir es doch wieder Dino!! Wir ticken ziemlich ähnlich, schauen nur auf die Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Gut so!! Das macht die ganze Sache doch so interessant und zeigt die Vielfältigkeit die unseren Berufsstand ausmacht.
Bleibt noch zu klären wie wir es hinbekommen, dass die erforderlichen/notwendigen Inhalte in die Grundausbildung kommen. Hier sehe nun die Herausforderung, dass die unterschiedlichen Fachabteilungen ihren Bereich für den unverzichtbaren ansehen und das Stundenpotential nicht gekürzt sehen wollen. Bliebe nur noch die Möglichkeit, dass das Stundenpotential angehoben wird. Hierfür sehe ich aber auch kaum eine Chance, weil dann die Ausbildungskosten steigen werden. Wer will/soll das bezahlen?
Zu deiner letzten Frage ließe sich doch mal ein Pflegewissenschaftler anstiften, der diese Forschungsfrage aufgreift.
Wollen wir das aber wirklich wissen? Diese Frage lässt sich aber auch auf andere Gesundheitsberufe ausdehnen. Ob die das Ergebnis lesen wollen, bezweifle ich aber auch.

Sonnige Abendgrüße, IKARUS

Offline dino

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #5 am: 16. April 2015, 20:03:58 »
Da wir hier über ein Thema reden was über Leben und Tod entscheidet wäre eine Studie überfällig, für beide Berufsgruppen. Und ja, ich will es Wissen, dann kann man etwas verändern. Denn auch wir sind nicht vor einem Notfall gefeit, keiner von uns. Auch wir können auf der falschen Seite liegen. Da braucht man keinen professionellen super dooper Windelwechsler, sondern eine qualifizierte Kraft die weiß was man wie tut und dies nicht nur theoretisch kann sondern auch praktisch durchzieht.
Und nein, bitte kein einzelner Pflegewissenschaftler. Diese Studie soll beide Berufsgruppen erfassen. Sie sollte sich entsprechend zusammensetzen. Die Leitung wiederum sollte ein absolut berufsfremder QM (Industrie, Wirtschaft) übernehmen. Somit ist für Neutralität gesorgt. Ich habe mal einen Lehrfilm über amerikanische ER gesehen, ernüchternd, erschreckend und die Gewissheit, dass die auch nur mit Wasser kochen.
Einem Patienten mit Kreislaufstillstand interessiert es nicht im Geringsten ob GKP einen Einsatz in der Geriatrie hatten oder nicht. Ein gut Teil Innere entspricht der Geriatrie. Hält man es trotzdem für wichtig, kann man 2 Wochen Innere für Geriatrie tauschen.
Viele Grüße vom Frühlingssonnenuntergang aus dem Taunus
dino

Offline IKARUS

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #6 am: 16. April 2015, 21:44:59 »
Lass mich schmunzeln über deine Zeilen. Sooo richtig!!
Was die Amis anbetrifft, die ja auch nur mit Wasser kochen, habe ich da auch, bezogen auf die Burnis, meine leidliche Erfahrung machen müssen. Ein Vorbild sind die nicht! Die können aber ihren Schei... besser verkaufen als wir Dino.
Wenn ich von den Gesundheitsberufen spreche, meine ich selten nur "die Zwei". Da gibt es noch mehrere, die Erste Hilfe leisen können sollten.
Ich gebe dir Recht wenn Du diese Forderung aufstellst und dich unablässig dafür strak machst. Aber du wirst nicht so Viele dafür gewinnen können, dieser guten Forderung zu folgen. Einige werden erst sensibel, wenn sie betroffen sind.  Aber dann kann es, wie wir ja wissen, zu spät sein.
Lass mich mal die Frage aufstellen, welche Berufsgruppen in EUREN Häusern an den regelmäßigen Erste Hilfe-Schulungen teilnehmen (müssen!). Bei uns warten auch nicht alle Berufsgruppen in das Schulungskonzept eingebunden.
Das würde aus meinem Blickwinkel auch einen Sinn ergeben. Denn auch die Laborantin und die Mitarbeiter vom Technischen Dienst, können einen hilfedürftigen Menschen auf dem Klinikgelände begegnen. Und dann?
Es scheitert an den Kosten und ggf. am Willen. Wenn was passiert ist der Aktionismus groß, aber die Langzeitwirkung gering.
VG. IKARUS

Offline dino

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #7 am: 16. April 2015, 22:43:15 »
Bei uns ist die Teilnahme an den Notfallmanagement Fortbildungen verpflichtend für Alle. Es gibt die Standardfortbildung für Pflege/Ärzte. Jeder lernt hier den Einsatz eines AED. Dieser kommt auch ohne Arzt zum Einsatz. Des weiteren steht natürlich der Larynx Tubus ganz oben. Vor Allem aber wird immer wieder das Arbeiten im Team und die Aufgabenverteilung incl. Gerätemanagement, iv Zugang unter laufender Herzdrukmassage, Intubation mit LTS, Ordnung des Raumes sowie Gabe von realen Med. über realen Zugang sowie Defieinsatz geübt. Aber auch Szenarien wie z. B. Bolusaspiration mit Fremdkörperentfernung mittels Heimlichhandgriff in Verbindung mit Magillzange und Laryngoskop, Oberschenkelhalsfraktur in einer Toilette sowie anschließender Rettung mittels Spineboard oder Überdosis Opiate mit Koma, Atemstillstand und Miosis (hier findet man beim body check oft ein leeres Fläschchen Methadon in der Tasche der Hose :evil:) sind Thema. Bei der Überdosis nehme ich auch schon mal zerstochene Venen an und das Notfallteam muss dann das MAD-System real einsetzen.
Für alle anderen Berufsgruppen steht ein entsprechendes Programm auf dem Plan. Hier stehen die Sofortmassnahmen im Vordergrund. Wie z. B. der Algorhythmus Auffinden einer bewußtlosen Person. Natürlich wird auch hier die Durchführung der Herzdruckmassage immer wieder geübt. Gerade die Kollegen aus dem Handwerks- und Gärtnerbereich stehen uns oft als wertvolle Helfer bei Notfällen im Gelände zur Seite.
Des weiteren werden in den Fortbildungen neue Geräte und Taktiken erklärt. Die Überarbeitung der Rea-Massnahmen werden alle 5 Jahre von der ILCOR auditiert und danach weltweit publiziert. Ich verweise dann aufs Pflegesoft, wo ich sie vorher dann eingestellt habe. Da ich einen Dozentenzugang vom SK-Verlag besitze bekomme ich diese sehr zeitnah. Natürlich ist es wichtig das man die Fortbildung lebendig gestaltet und abwechslungsreiche Notfälle zum Abarbeiten bringt.
Vielleicht denken wir etwas Anders, aber bei uns gab es schon lebensbedrohliche Zwischenfälle die Mitarbeiter betrafen. Nur durch das schnelle und effiziente Greifen des Notfallmanagementsystems konnten diese erfolgreich abgearbeitet werden.
VG
dino

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #8 am: 17. April 2015, 06:29:47 »
Guten Morgen Dino!
Als erste glaube ich dir.
Zweitens liest es sich so gut, dass ich fast gewillt bin, mich bei Euch zu bewerben.
So gut geregelt ist das bei uns nicht. Da hat wohl Eure Leitung ein anderes Verständnis, als ich es kenne.
Hoffentlich habe wir noch heute einen sonnigen Tag!!
VG, IKARUS

Offline dino

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #9 am: 17. April 2015, 15:03:14 »
Wir sind Sucht, wir sind Anders :-D
Das Wetter ist sonnig, dass kann so bleiben.
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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #10 am: 17. April 2015, 15:10:01 »
Das ist für mich keine Erklärung Dino. Aber es freut mich dennoch!
Ich hatte eher gedacht, dass so ein gut strukturiertes Notfallmanagement in der Somatik zu finden ist.
So kann man über pflegesoft hinzulernen!!

Sonnige Grüße, IKARUS

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #11 am: 17. April 2015, 15:19:58 »
Viele von der Somatik benehmen sich wie Herdenvieh, sie brauchen ihren Arzt und entscheiden ungern selbst. Sie kommen mir unselbständig vor. Dies ist aber nur mein persönlicher Eindruck.
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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #12 am: 18. April 2015, 13:16:19 »
Gibt es solche wirklich nur überwiegend in der Somatik Dino?
Vg, IKARUS

und allen Usern wünsche ich ein sonniges Wochenende

Offline dino

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Re: Das Team hinter der Schleuse
« Antwort #13 am: 18. April 2015, 21:37:04 »
Noch öfter in Altenpfleeinrichtungen, dort ist es aber vor Allem dem begrenzten Fachwissen zuzuschreiben. Und an diesem eingegrenzten Wissen wollen sie ja festhalten, siehe Gegner der generalisierten Ausbildung.
VG
dino