Autor Thema: Bundesweiter Nachtdienstcheck: Krankenhäuser zum Teil gefährlich unterbesetzt  (Gelesen 9680 mal)

Online Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.180
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
"Deutschlands Krankenhäuser sind während der Nacht personell zum Teil gefährlich unterbesetzt. In mehr als der Hälfte aller Fälle (55 Prozent) muss eine Pflegekraft allein 25 Patienten betreuen. Das ist das Ergebnis einer bundesweit erhobenen Stichprobe der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in 225 Krankenhäusern in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag, 6. März 2015. „Das Patientenwohl ist immer häufiger ernsthaft gefährdet. Die Politik muss jetzt endlich mit verbindlichen Personalvorgaben für Sicherheit und Entlastung sorgen“, forderte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.

„Höchst bedenklich“ sei die Besetzung gerade auch auf Intensivstationen. Dort muss eine Pflegekraft im Schnitt 3,3 Patienten versorgen. Immer häufiger werden die Pflegekräfte in der Praxis aber zum Teil mit mehr als sechs Schwerkranken konfrontiert. „Das ist gefährlich fahrlässig“, sagte Bühler. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin verlange dagegen ein Pflegekraft-Patienten-Verhältnis von eins zu zwei auf der Intensivstation, die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege sogar von eins zu eins bei beatmeten Patienten.

Unmittelbare gesundheitliche Folgen

Die lückenhafte Besetzung kann auch unmittelbar gesundheitliche Folgen haben. So sei der Stichprobe zufolge immer seltener Gelegenheit, die vorgeschriebenen Hygieneprozeduren einzuhalten und beispielsweise die Hände zu desinfizieren. Gleichzeitig litten auch immer mehr Pflegekräfte unter den Folgen der Belastung.

ver.di fordert von der Politik entscheidende Weichenstellungen, um die Situation nachhaltig zu verbessern: Markt und Wettbewerb können das nicht richten. „Was wir jetzt brauchen, ist eine gesetzliche Personalbemessung“, sagte Bühler. Ein erster Schritt könne eine verbesserte finanzielle Ausstattung sein. Von den rund vier Milliarden Euro, die die anstehende Krankenhausreform kosten solle, müsse ein erheblich größerer Teil als die bislang geplanten 660 Millionen Euro beim Personal ankommen."


>>> http://www.verdi.de bzw. http://www.verdi.de/themen/nachrichten/++co++4ee62322-c3e5-11e4-9073-5254008a33df
Siehe auch http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/62059/Pflege-Nachtdienst-in-Krankenhaeusern-zum-Teil-deutlich-unterbesetzt

Guten Abend! Und bleibt besser gesund & munter!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Das ist richtig und seit Jahrzehnten bekannt. Es schadet ja nichts, wenn man es erneut aus der Tiefe der Erkenntnis hervor holt. Nur was haben die Gewerkschaften (ÖTV und heute ver.di) bis heute getan?
Immer der Ruf nach der Politik kommt dem berühmten "Schwarzer Peter-Spiel gleich. Ich kenne keine Forderung der Gewerkschaften nach Stellen- oder Besetzungsplänen. Man schaue sich da nur in den Häusern um die neben den Gewerkschaften auch regelmäßig nach mehr Personal rufen, es aber doch mit einer dünnen Personaldecke ausstatten.
Wo bringen sich die Fachgesellschaften in die öffentliche Diskussion ein. Sie sollten die berechtigten Forderung da stellen wo auch entschieden wird. Es geht hier um einen notwendigen Konflikt, der ausgetragen werden muss. Aber wir klagen nur an und fordern nicht. Wir erheben Zahlen die stimmen. Aber was wird sich ändern?
Ich denke, solange wir nicht lernen zu kämpfen, wird das Budget anders verteilt, als dass es in einen besseren Personalschlüssel gesteckt wird. Um das Ziel zu erreichen benötigen wir den Schulterschluss.
Beste Grüße, IKARUS

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.050
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Immer der Ruf nach der Politik kommt dem berühmten "Schwarzer Peter-Spiel gleich. Ich kenne keine Forderung der Gewerkschaften nach Stellen- oder Besetzungsplänen. Man schaue sich da nur in den Häusern um die neben den Gewerkschaften auch regelmäßig nach mehr Personal rufen, es aber doch mit einer dünnen Personaldecke ausstatten.
Die Häuser leiden unter dem Sachzwang der Refinanzierung. Schau Dir mal die roten Zahlen der KKH`s an.
Das ist richtig und seit Jahrzehnten bekannt. Es schadet ja nichts, wenn man es erneut aus der Tiefe der Erkenntnis hervor holt. Nur was haben die Gewerkschaften (ÖTV und heute ver.di) bis heute getan?
Eine Gewerkschaft ist nur so stark wie sie Mitglieder hat.
VG
dino

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Da triffst Du den Nagel auf dem Kopf und bei mir offenen Türen ein Dino.
Erst wenn wir lernen uns zu organisieren, können wir berechtigte Forderungen durchsetzen. Ich erinnere nur an den schlechten Organisationsgrad in der beruflichen Pflege. Also für mich ein selbstverschuldetes Problem.
Sollen Viele jammern, ich gehe heute meinen Weg.

Fällt mir noch ein Spruch ein, der auch an anderer Stelle geschrieben werden könnte:
"Für jede Lösung gibt es ein Problem!"
Schönes Wochenende, IKARUS


Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.050
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Für mich stellt der Begriff "Pflege" schon ein Problem dar. Denn viele stellen sich unter Pflege auch nur Pflege vor. Der Begriff Gesundheits- und Krankenpfleger trifft es besser, denn viele Leistungen haben mit dem Ursprungsbegriff Pflege nichts mehr gemein. Noch 4 Stunden und ich säge Wälder um :-D
VG
dino
« Letzte Änderung: 08. März 2015, 03:51:33 von dino »

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Dann hoffe ich mal, dass du viel Kleinholz hergestellt hast Dino.
Ich stimme dir zu, dass der heutige Begriff "Gesundheits- und Kranken-/Kinderkrankenpflege" es besser trifft, was unser Aufgabenspektrum abbildet. Bleiben da noch die Senioren, um die wir uns beruflich bemühen.
Schwubs sind wir wieder bei der Generalistik.
Es gab ja auch schon viel früher "Schwestern" die durch die Gemeinde gezogen sind und in den Familien tätig waren. Das wurde in der DDR kultiviert und im heutigen Deutschland wie das den Tiefen hervorgehoben. Also was Neues ist da nicht entstanden.
PFLEGE könnte ja bedeuten, dass ich mich um etwas bemühe. Bleibt dann nur noch die Frage um was. Für die verschiedenen Pflegeempfänger gilt es dann notwendige und erforderliche ausgerichtete Ausbildung anzubieten. Kinder benötigen anderes als Erwachsene oder Senioren. Tiere etwas anderes Autos oder eine Briefmarkensammlung. Alles will gepflegt sein, selbst eine Beziehung zum Gegenüber.
Wir sollten hinschauen, wo es Verbindendes gibt und wo etwas Besonderes bezogen auf den Pflegeempfänger.

Ich werde heute mit meiner TP im Seniorenheim auftreten, in dem ich alleine montags tanze. Sie wünschten sich mal eine Frau im Turnierkleid zu sehen. Die letzten mal in anderen Seniorenheimen waren gut angekommen.
Dir und allen Usern wünsche ich nun einen sonnenreichen Sonntag, IKARUS

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.050
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Danke,  :-D :-D
VG
dino

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Nun ist auf der Internetseite:  www.bibliomedmanager.de  zu lesen, dass die Verdi-Umfrage „unseriöse Nacht- und Nebelaktion" sein soll.
Es ist wohl immer so, dass es unterschiedliche Blickwinkel gibt, die unterschiedliche Ergebnisse hervor bringen.
Die DKG weist darauf hin, dass sie die Mehrkosten von den Krankenkassen bekommen muss, wenn sie die Stellenpläne erhöhen sollen.
Wie war das mit dem SCHWARZEN PETER ?

Beste Grüße aus dem sonnigen Essen, IKARUS

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.050
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Das ist kei schwarzer Peter, dass nennt sich Refinanzierung. Jede Stelle auf dem Stellenplan muss verhandelt und genehmigt sein. Ist sie das nicht, gibt es rote Zahlen. Insgesamt gesehen führt die Krankenhausfinanzierung in Deutschland zu manch erheiterten Kuriositäten. Es gibt z. B. KKH mit einem super Schockraum incl. angeschlossenem CT, diese werden aber nicht genutzt weil das Personal fehlt. Das fängt dann bei der Pflege an, geht über die MTA bis hin zum fehlendem multiprofessionellem Facharztteam. Aber deer Schockraum macht in der Zeitung was her.
VG
dino

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Das verstehe ich nicht Dino! Für mich ist eine Refinanzierung eine Finanzierung die ich aus eigenen Mitteln hinbekomme. Hier geht es nach meinem Verständnis, dass die Kassen nicht das Geld haben, dass sich die Leistungserbringer wünschen, sollen sie ihre Aufgaben und die Wünsche der Leistungsempfänger zufrieden stellen. Ich denke, dass die Wünsche der Leistungsempfänger unermesslich sind und die Möglichkeiten der Leistungserbringer begrenzt sind. Wer sich etwas wünscht, sollte auch über die Finanzierung nachdenken. Was die Gewerkschaften angeht denke ich, sie sollten bedenken, das berechtigte Forderungen auch erwirtschaftet werden müssen. Das Manna fällt nicht vom Himmel. Diese Zeiten soll es ja einmal gegeben haben. Sie sind aber unwiederbringlich vorbei. Und wenn die Gewerkschaften fordern, sollten sie im eignen Laden anfangen, ihre Angestellten besser zu bezahlen oder fest anzustellen.
VG, IKARUS

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.050
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Und woher sollen diese Mittel Kommen? Ein Haus ist ungefähr danach aufgestellt https://www.wiwi.uni-due.de/fileadmin/fileupload/WIWI/pdf/Veranstaltungen/IBES_2014_nr204.pdf und wird hiernach http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetzliche_Krankenversicherung abgerechnet. Mehr gibt es nicht.
VG
dino

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Während meiner Lehrerausbildung mussten wir Leistungsnachweise erstellen Dino. Einer davon handelte von der Krankenhausfinanzierung. Von daher ist mir die Krankenhausfinanzierung nicht fremd. Früher war es so, dass wir eine monistische Finanzierungen hatten. Diese Zeiten kommen nicht wieder.
Weil die Bevölkerung niedrigere Kassenbeiträge wünschen klafft die Schere auseinander. Die Kassen können nur ausgeben, was sie haben. Wenn die Wünsche der Patienten/Betroffenen größer werden, sollten sie auch die Mehrleistungen/Wünsche bezahlen wollen. Da liegt das Problem! Nicht bei den Kassen und nicht bei den Leistungserbringern. Es ist aber auch so, dass die Kassen und Leistungserbringer oft nur davon reden was sie können und nicht davon sprechen, was das kosten würde. Da haben wir eine Mitverantwortung, der wir nicht ausreichend nachkommen. Das Rundumsorglos-Paket zum kleinen Preis gibt es nicht. Da sollten ALLE aus den Träumen aufwachen.
Wir sollten auch mal NEIN sagen, wenn der Patient Wünsche äußert. Viele haben davor aber Angst, weil sie davon überzeugt sind, dass der Patient mit den Füßen abstimmen wird. Die Angst ist nicht von der Hand zu weisen. 
Beste Grüße, IKARUS

Offline dino

  • SchülerInnen & DozentInnen Vitos Hochtaunus u. Rheingau
  • *
  • Beiträge: 5.050
  • In der Ruhe liegt die Kraft
Ein absolutes Jein. Es wird immer Häuser (grade kleine Kreiskrankenhäuser auf dem Land) geben die ein Zuschussgeschäft sind. Allerdings wird der Bürger vom Staat schon genug zur Kasse gebeten. Nimm z. B. die Sektsteuer, Willy führte sie ein um seine Flotte zu finanzieren. Gut, dass gefiel weder seiner Oma noch seinem Neffen. Dann kam die Weimarer Republik, diese wiederum wurde durch einen in die Politik gewechselten Postkartenmaler mit Migrationswurzeln aus Österreich abgelöst. Als dann die 1000 Jahre nach 12 Jahren vorbei waren und es nach einiger Zeit 2 deutsche Staaten gab, die im Übrigen mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes hatten, gab es die Sektsteuer immer noch. Heute gibt es nur noch einen deutschen Staat, incl. Sektsteuer. Ach ja, es gibt auch noch den Soli. Nein, der Bürger latzt genug.
Vollkaskomentalität, ok, da kann man was tun. Brauche ich für jede OP einen labortechnischen Rundumschlag? Brauche ich wirklich die Anzahl der Kniespiegelungen? usw, usw. Kann man nicht Therapieresistente Pat. an den Kosten beteiligen (z. B. Nikotinkonsum bei COPD)?
Aber brauche ich wirklich die Anzahl der Kassen icl. Paläste und Verwaltungspersonal? Ziehen wir den Sattel mal so rum auf.
Nicht der (der schon arg gebeutelte) Bürger muss sich bewegen, auch Kostenträger und Politik.
VG
dino

Online Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.180
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
Hier unter http://www.fr-online.de/rhein-main/krankenhaeuser-in-hessen-zu-wenig-pfleger-in-der-nacht,1472796,30053488.html ein Artikel der Frankfurter Rundschau zum Thema, von Regine Seipel mit der Überschrift "Krankenhäuser in Hessen - Zu wenig Pfleger in der Nacht".

Schönen Feierabend!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

  • Member
  • *
  • Beiträge: 2.888
  • Tanzen ist Träumen mit den Füßen
Es ist doch für mich auch unbestritten, dass wir zu wenig Personal im Nachtdienst haben. Und nicht nur da!!
Das bedarf doch keiner Diskussion und uns Experten. Oder ??
Es geht mir darum, wie wir das hinbekommen können. Weder die Gewerkschaften noch die Krankenkassen noch die Pflegeprofis selber machen darauf aufmerksam, dass auch die Leistungen im Gesundheitswesen Geld kosten. Oft wird nur gesagt: "Das machen wir schon! Das kriegen wir wieder hin!"
Da wird bei uns nicht von Geld gesprochen, was die Rundumsorglos-Mentalität befeuert hat.
Das man die Patienten an den Folgekosten beteiligen sollte, findet meine Zustimmung. Ich würde es aber nicht auf die Raucher beschränken, sondern auch die Fan- und Risikosportler mit einschließen wollen. Die wollen ihre Risikosportart ausleben und wenn sie komplizierte Brüche haben, die auch noch eine aufwändige Reha erforderlich machen, soll die Allgemeinheit die Behandlungskosten bezahlen. 
Das mit den Verwaltungspalästen sehe ich ähnlich. Ob die in der Kassenverwaltung wirklich zu viel Personal vorhalten bezweifle ich sehr. Die stöhnen genauso wie wir Dino.
Beste Grüße aus dem Ruhrpott, IKARUS