Autor Thema: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image  (Gelesen 6833 mal)

Offline IKARUS

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Unter diesem Titel veranstaltet die UK Köln eine Fortbildungsveranstaltung. Der korrekte Titel lautete:

3. Pflegemanagementkongress Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
Der Hinweisflyer und der Kongressverlauf kann hier eingelesen werden: http://pflege.uk-koeln.de/veranstaltungen

Manche Teilnehmerbeiträge klingen sehr interessant und ebenso die angefragten Referenten.
Eventuell sieht man sich ja in Köln!!

Beste Grüße aus Essen, IKARUS

Offline Brady

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #1 am: 17. Juli 2014, 17:02:03 »
Hallo IKARUS,

das nenne ich mal "Wasser auf meine Mühlen* ... :-D

Wie wichtig die Anrede ist und welche Auswirkungen sie auf unser Image hat ist nicht von der Hand zu weisen.
Wenn die Pflegekräfte wüssten, was sie auslösen würden, wenn sie auf die anachronistische Anrede verzichten würden, bzw. noch besser sich dagegen entscheiden würden.....

Danke, Ikarus...

Liebe Grüße Brady
Ich bin keine Schwester, ich bin eine Fachpflegekraft!

Offline dino

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #2 am: 17. Juli 2014, 17:52:26 »
Vom Wärter zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Wäre interessant, ob es früher für uns auch Probleme bei der Umstellung gab? In meiner Fachzeitung schrieb mal ein Kollege aus seiner Zeit (muss wohl Anfang der 60er gewesen sein) das er fast eine Abmahnung bekommen hätte, weil er bei einem Patienten Blutdruck gemessen hätte, statt eine "Schwester" zu holen. Was ich selbst noch von Kollegen erzählt bekam war das sie graue Schürzen trugen. Und unsere Nurses Broschen und Häubchen. Meine Tante war ganz stolz auf ihre Brosche. Meine Dienstkleidung besteht aus T Shirt und kurzer Hose. Sollte ich Schutzkleidung brauchen, ziehe ich mir Einmalzeug über. Und Du liebe Brady schreibst von Wasser, übernächste Woche denke ich an Euch aus dem kühlen Nass heraus :-D 8-) :-D 8-)
Schwitzende Grüße
dino

Offline IKARUS

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #3 am: 17. Juli 2014, 19:32:57 »
Dann war das ja eine richtige Entscheidung, das Thema hier zu platzieren. Ein wenig hatte ich an DICH gedacht BRADY, als ich das Thema gelesen habe.
Es gibt ja ein Lehrbuch zur Krankenwartung von Franz Anton May. Von daher ist dein Gedanke DINO nicht so übel. Das andere Thema das Du anschneidest kenne ich noch aus meiner Zeit in einem Bochumer Krankenhaus. Es war das Jahr 1973! Da war der Krankenpfleger die Hilfskraft der Krankenschwester. Er musste ihr zur Hand gehen. Im OP war er nur für die Lagerung des Patienten mitverantwortlich. In der Inneren Medizin nur für das Tragen von Lasten. Da gab es den Spruch: " Die Schwester hat die Schlüssel [deshalb ja Öse!  ] und Stifte und er hat Muskeln " 
Das mit den Broschen erinnere ich auch noch sehr gut. Die waren so gestaltet, dass man den Rang eine Schwester erkennen konnte. Dies soll heißen: war sie eine 24-Tage-Schwester, eine KPH oder eine Dreijährige. Das ersetzte dann die Schulterklappen, wie man sie vom Militär kannte.

Nun stelle ich mir gerade vor Dino in kurzen Hosen im Patientenkontakt. Kann ja was tolles hermachen!!Das geht aber in der Chirurgie wohl kaum. Im Kontakt mit den kleinen Patienten haben sich ja auch viele weiße Kittel in die Schränke verzogen. Das macht ja manchmal auch viel Sinn!!

Komme ich zur Anrede zurück.
Ich halte es für wichtig, wenn das Pflegepersonal mit Namen und nicht mit Schwester oder Wärter angesprochen wird. Es ist für mich eine Frage des respektvollen Umgangs mit einander. Aber das mit dem Respekt ist ja so eine Sache. Aber diese Diskussion ist ja auch hier schon oft geführt worden.
Ich hatte vor Jahren auch einmal zurückgepfiffen, als mich ein Patient und seines gleichen mit Wärter angesprochen haben. Ich war so verärgert, dass ich ihn auf seine Krankheit reduziert habe. Er und seine ... fanden das nicht toll! Ich wurde zum Oberpfleger [die damalige Pflegedienstleitung!], zum Verwaltungsdirektor und zum Ärztlichen Direktor zitiert (der Patienten war "ein hohes Tier im Bergbau - was ich nicht wusste!!). Ich habe meine Darstellung vortragen dürfen und der Patient wurde nach der Stabilisierungsphase verlegt. Das hat mich gelehrt was Solidarität im Krankenhaus bedeutet. Die Wirkung hält heute noch an.
Ich konnte aber in meinem weiteren beruflichen Leben auch andere Koniferen kennenlernen.
Abendliche Grüße aus Essen, IKARUS

Offline Brady

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #4 am: 17. Juli 2014, 22:34:32 »
Viele Pflegekräfte verwechseln Vorname gleich mit Nähe und Vertrauen. Vertrauen muss man sich meiner Meinung nach durch seine Haltung und sein Fachwissen erarbeiten.

Die Nähe, die viele Pflegekräfte bei ihrer Arbeit benennen durch das Ansprechen mit dem Vornamen ist eine trügerische Nähe, die schnell den Patienten dazu verführen kann ein Bild von uns entstehen zu lassen welches mit der Realität nichts zu tun hat. Zudem ist eine ausgewogene Nähe und Distanz fachlich gesehen dann schwierig.

Viele junge Kollegen oder auch Auszubildende stöhnen bei mir auf, wenn ich darauf hinweise, dass sie sich mit dem Nachnamen vorstellen und ansprechen lassen sollen. Aber dies geht mir genauso bei den ganz jungen Patienten so, die mit 18 oder 19 Jahren es fast hassen sich mit Frau XY  oder Herr YZ ansprechen zu lassen.

Aber es gibt da nichts Besseres um an sich zu arbeiten um seine Position im Team und im fachlichen Umgang mit Patienten zu stärken.  Das soll jetzt nicht heissen, dass wir uns im Team siezen, wir duzen uns alle, auch berufsübergreifend.

Ich habe jetzt meine Management-Weiterbildung gemacht, aber im Unterricht gibts immer noch Unterlagen, die z.B. beim Arbeitsrecht, Dienstplangestaltung  oder bei Fallbeispielen wo dann immer noch der Begriff Schwester mit Vorname auftaucht. Mich verärgert dies sehr, weil es mittlerweile seit Jahren die neue Berufsbezeichnung gibt und es zudem einen Beigeschmack von wenig Professionalität hat.

In meiner Weiterbildung waren auch viele männliche Kollegen, komischerweise sprechen diese  oft in Verbindung mit schlechter Besetzung imer von der "Schwester" die alleine im Dienst ist. Ok, es gibt mehr weibliche Kolleginnen, aber warum dann nicht einfach die "Pflegekraft"?

Ich habe einen männlichen Kollegen, der hat nach der neuen Berufsbezeichnung gelernt hat. Ich unterhielt sich mit mir und benannte eine weibliche Auszubildende als "Schwesternschülerin". Ich habe ihn gefragt, wo er diesen Begriff denn ausgegraben hat? Oh mann, dachte oder hoffte zumindest, dass so ein alter Begriff heutzutage ausgestorben ist.


Sei es die PDL die froh ist eine "Schwester" zu haben, die man mit dem Vornamen auf eine Ebene halten kann um weniger Probleme zu haben oder sei es der Patient, der nicht in Beziehung gehen muss, weil er sich keine Namen vom Pflegepersonal merken muss.

Die Diskussion über dieses Thema werde ich immer nutzen, weil es so wichtig ist, dass wir "Gesicht" zeigen. Nur wir selber können was verändern, andere werden einen Teufel tun.
Ich nutze jede Möglichkeit darüber zu sprechen und auch immer wieder gerne mit Kollegen, Auszubildenden oder auch den Patienten. Tja, natürlich mit der Gefahr zu nerven.....

@Ikarus Nochmal "Danke" für eins meiner Lieblingsthemen. Vielleicht schreibe ich auch mal zu meinem 2ten Lieblingsthema. Das ist die Wichtigkeit von Struktur.  :-D

@Dino viel Spass im Wasser...boh, Du hast es gut. Ich habe erst im September Urlaub.

Liebe Grüße Brady


Ich bin keine Schwester, ich bin eine Fachpflegekraft!

Offline IKARUS

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #5 am: 18. Juli 2014, 05:57:47 »
Ich denke, dass das Anreden mit Vornamen und Schwester eine Vertrautheit ermöglichen soll, um die es nicht gehen kann. Da gebe ich dir Recht Brady. Eine Vertrautheit, wie sie in Familien gelebt werden soll, ist dort gut aufgehoben.
In unserer Beruflichkeit  hat diese Vertrautheit und "das Herz" nichts zu suchen.
Das der Patienten sie möchte, kann ich nach vollziehen. Er ist durch die Krankheit und Behandlung verängstigt und sucht nach Menschen, die seine Angst mindern sollen. Hier verwechseln oft die Patienten, seine Angehörige und manche Pflegekräfte Mitleiden und Mitfühlen.  Letzteres ist von geschultem Personal - mitunter auch von Patienten und Betroffenen - aber zu fordern.
Ich bekomme von meinem "HERZ" nichts zurück, wenn ich es abgegeben habe. Es soll ja auch nicht so sein. Wenn ich etwas tue, sollte es vorbehaltlos sein und nicht mit etwas verbunden werden. Hier ist dann Geben und Nehmen als ausgewogenes Verhalten wichtig, sonst klappt es nicht mit der Beziehung zwischen den beiden Partnern.
In unserer Beruflichkeit ist es aber sehr wichtig, dass wir eine Vertrautheit hinbekommen, ohne dass wir uns persönlich "aufgeben".
Warum gibt es in den sozialen Berufen so viele Betroffenen die an einer Depression oder an einem Burn out leiden?
Vermutlich weil sie es nicht gelernt haben, hier eine Trennlinie zu ziehen.
Wenn ich Profi bin, muss ich nicht emotionslos oder empathielos sein.
Hier liegt die Kunst in der Ausübung unseres so tollen Berufes!!!
Morgengrüße aus Essen, IKARUS

Offline dino

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #6 am: 18. Juli 2014, 13:28:14 »
@ Ikarus gestern hab ich Lagerarbeiter gespielt und 3 Container aus- und eingeräumt, muss auch mal sein.  :wink: :-( Es ist doch immer wieder überraschend wieviele Winkel und Ecken man hat um was reinzustellen. Durch meinen eigenen Umzug hab ich mittlerweile ne Kistenallergie :-D
@ Brady Ich werd sehn ein paar schöne Bilder aus Ostfriesland ins Netz zu Stellen  :-D 8-)
Vor dem Urlaub haben wir noch unser großartiges Sommerfest, mittlerweile das zweitgrößte im Stadtteil. Wir hoffen und beten für tolles Wetter, tolles Gelingen und viel Besucher.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende
dino
« Letzte Änderung: 18. Juli 2014, 13:32:46 von dino »

Offline Thomas Beßen

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #7 am: 18. Juli 2014, 16:09:23 »
@ dino: ein schönes Bild hast du ja wohl aus Ostfriesland bereits in Netz gestellt: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/euro-krise-ostfriesische-klinik-wirbt-spanische-aerzte-an-a-978617.html  :wink: Jetzt wissen wir auch weshalb du noch lieber als früher gerne in Ostfriesland Urlaub machst... :-)

Allen ein schönes sonniges Wochenende!
Thomas




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Offline dino

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #8 am: 18. Juli 2014, 16:13:30 »
 :-D 8-) Ich richte ihr einen schönen Gruß von Dir aus.

Offline Thomas Beßen

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #9 am: 21. Juli 2014, 05:21:06 »
Der ist gut, dino! :-D 8-)
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Offline dino

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Re: Schluss mit Schwester! – Der Pflegeberuf und sein Image
« Antwort #10 am: 21. Juli 2014, 12:53:18 »
Countdown läuft  8-) 8-)