Autor Thema: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit  (Gelesen 22184 mal)

Offline Beate

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #15 am: 12. September 2014, 21:01:56 »
Ach was haben wir alle Spaß am Mittwoch im Demenzcafe gehabt, ich betone alle! Unsere Damen haben ihrem Mitgast oft erklärt, was er zu machen hat. und dies meist mit einer bestimmten und ernsten Art, wiederum der männliche Gast erwiderte dies mit einem eher trockenen Humor und dann ging das Gelächter los......ob wir alle einen Clown gefrühstückt hatten? Und die Volkslieder klappten mal wieder aus dem ff :)
Schönes erholsames WE
LG Beate

Offline Beate

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #16 am: 12. September 2014, 21:14:04 »
Wir tanzen wieder  :-D tolle Idee, klasse find ich das.

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #17 am: 13. September 2014, 20:09:54 »
Das habe ich wohl vor Beate. Es bereite mir großen Spaß und ich werde am Ball bleiben.

Beste Grüße, Michael

Offline Beate

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #18 am: 13. September 2014, 21:49:04 »
Ei prima :) Ich wäre echt mal neugierig, was unsere Herrschaften noch so tanzen können :) Schaun wir mal....
Schönen Sonntag
Beate

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #19 am: 15. September 2014, 13:45:14 »
Hallo Beate! Wenn ich mit (noch!) unbekannten Menschen tanze, dann nehme ich mir eine Anleihe aus dem Tango Argentino. Hier ist es üblicher als im Standard- oder Lateintanzen,  dass man sich vor dem ersten Startschritt einschwingt. Das ermöglicht dem Tanzpartner herauszufinden, auf welchem Fuß sie/er steht. Nur beim Turniertanzen ist es üblich, dass man vor dem Start eine Vorschritt macht. Das hilft beim Einschwingen in den Tanzschwung. Das mach dann "das Schöne" wenn man sich die Turnierpaare ansieht, wie sie schwingen.
Morgen bin ich wieder in einer Einrichtung. Diese will eine ähnliche Show durchführen wie RTL mit der Lets Dance Show. Diese soll dann im November in einem Essener Varietee durchgeführt werden.

Beste Grüße aus Essen, Michael

Offline Beate

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #20 am: 16. September 2014, 13:44:29 »
Hört sich super an, viel Freude  :-D

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #21 am: 16. September 2014, 20:11:54 »
Heute hatte ich wieder ein schönes Erlebnis. Es war so, dass heute zum ersten mal eine Dame in der Runde saß,  die aus Angst nicht tanzen wollte. Zuerst hatte ich sie dann sitzen lassen, um bei der nächsten Runde sie wieder anzusprechen. Sie willigte ein, obwohl die Angst noch nicht weg war. Ich half ihr behutsam aus dem Rollstuhl und nahm sie in meine Tanzarme. Durch meine Körperspannung vermittelte ich ihr ein Gefühl der Sicherheit, wie sie sagte. Wir haben "auf einer Serviette" einen Langsamen Walzer getanzt. Nach dem Tanz sagte sie mir, dass sie sich wohl und sicher gefühlt und vor allem es hat ihr sehr viel Freude bereitet.  Es bleibt bei mir die Frage zurück, ob es richtig ist, dass ich mich an dieser Stelle durchgesetzt habe. Auch wenn das Ergebnis mir recht geben könnte, bleibt doch ein Gefühl von Skepsis übrig. Wann respektiere ich den ersten Wunsch der Tanzpartnerinnen und wann "überrede" ich die Tanzpartnerinnen. Noch ein kleiner Erfolg hat sich ergeben. Die anwesenden Männer habe eigenständig die anwesenden Frauen zum Tanzen aufgefordert und Tänze "absolviert" zu denen ich wenig Bezug habe. Es war weder Latein noch Standard. Auch war es nicht rhythmisch, aber es ihnen wohl Spaß bereitet. Das stimmt mich nachdenklich, aber mir ist die Sicherheit beim Tanzen wichtiger. Wenn ich Lateintänzen frage, bekomme ich die Antwort: "das kann ich nicht!" Das mag wohl stimmen, weil ich auf den Rhythmus achte. 

Mal sehen, ob ich mich da weiterentwickeln kann.
Beste Grüße, Michael

Offline Beate

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #22 am: 17. September 2014, 08:03:39 »
Mit Sicherheit  :-D
Sonnige Grüße aus Grünberg
Beate

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #23 am: 08. Oktober 2014, 08:09:14 »
Es wird ja oft berichtet, dass Musik die Herzen öffnet. Das habe ich gestern beim Tanztee beobachten können. Eine ältere Dame, sie war zum ersten Mal dabei, wollte mit mir eine Walzer tanzen. Es war für sie so bewegend, dass nach dem Tanzen Freudentränen über ihre Wangen kullerten. Das Tanzen hat sie daran erinnert, dass sie in ihrer Jugend, sie ist jetzt 101 Jahre alt, mit ihrem Liebsten oft zu Tanzveranstaltungen gegangen war. Nur hat heute eine Serviette ausgereicht die Fläche auszufüllen. Die Erinnerung nahm jedoch wesentlich mehr Raum ein. Bei einer anderen Tanzpartnerin konnte ich die Beobachtung machen, dass sie es nicht mehr zutraute zu tanzen. Nach den ersten Schritten kam dann aber die Sicherheit wieder, so dass das Tanzen flüssiger wurde. Ich machte ihr ein Kompliment und sie gab zu meiner Überraschung einen pfiffigen Kommentar: "Sie sollen nicht lügen!" Ich gab zur Antwort: "ich wollte nur nett sein!" Sie erwiderte: "aber nicht mit lügen!" Als ich sie dann fragte: "was ist denn eine Lüge?" sagte sie: "das bestimme ich!"
Also haben die Kommunikationswissenschaftler recht, wenn sie sagen/schreiben: Kommunikation ein Machwerk des Empfängers

Nun bin ich gespannt, was ich beim nächsten Tanztee erleben darf.

VG, IKARUS
« Letzte Änderung: 15. Oktober 2014, 06:18:28 von IKARUS »

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #24 am: 14. Oktober 2014, 09:12:15 »
Neues vom "Julius-Ball"
Gestern war wieder eine Tanzstunde mit Überraschungseffekt. Mir wurde gesagt, dass der Herr im Rollstuhl schwerhörig sei. Man habe ihn mit Engelszungen "überredet" dazu zu kommen. Ich startete die CD und die Tanzstunde begann. Die Musikstücke trafen den Geschmack der älteren Menschen, so dass sich die Tanzfläche füllte und die die im Rollstuhl saß sangen mit. Nacht etwa einer halben Stunde spielte ein Tango (Ich hab´ das Glück bestellt für heute Abend mit Camillo Felgen ). Ich beobachtete, dass der Mann in seinem Rollstuhl quer über die Tanzfläche rollte zu einer anderen Person die in einem Rollstuhl saß. Sie unterhielten sich und "tanzten gemeinsam in ihren Rollstühlen". Sie bewegten sich hin und her und schubsten sich an zu Drehungen . Ich dachte mir: "von wegen schwerhörig!" Auch die Mitarbeiterinnen waren über diese Beobachtung verwundert. Im Nachgespräch zu der Tanzstunden fühlten wir uns bestätigt, dass das Projekt ein richtiger Schritt war. Eine andere Dame, sie ist 102 Jahre jung, verlor Tränen über ihre Wangen mit den Worten: "das ich das noch einmal erleben darf!" Für die benötigte Tanzfläche reichte eine Serviette! Es geht ja auch nicht darum irgendeine Choreographie abzutanzen. Was mir aber wichtig ist, ist, dass der gespielte Rhythmus eingehalten wird.
Ich bekam einmal die Rückmeldung, dass mein Tanzen steif aber schön sei. Das mag sicherlich so sein, denn eine angespannte Tanzhaltung vermittelt mir auch wenn meine Tanzpartnerinnen "schlapp" machen. Nicht immer sagen sie, das es ihnen zu viel wird/ist. Ich beende dann den Tanz und verweise auf die nächste Runde. Es macht ja keinen Sinn die Menschen zu überfordern.     

Mit einem fröhlichen Quick quick slow grüßt IKARUS

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #25 am: 15. Oktober 2014, 06:28:55 »
Ein Bild das für sich selber sprechen kann.
Die ältere Dame konnte nicht mehr gut laufen, so dass die Tanzfläche die Fläche einer Wandfliese entsprach. Es hat ihr aber dennoch viel Freude bereitet, nach Jahren mal wieder zu tanzen. Sie berichtet von den Tanzbällen, die sie mit ihrem Mann vor Jahrzehnten besucht hatte.
Solche Momente machen mir deutlich, dass der Gedanke vor fast 3 Jahren ein richtiger war.
Tanzende Grüße = Quick quick slow, IKARUS

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #26 am: 17. November 2014, 22:50:07 »
Von der heutigen Tanzstunde kann ich folgende Begebenheit berichten.
In Essen am Baldeneysee gibt es eine Einrichtung in der ich seit Monaten mit den Seniorinnen tanze.
Heute war eine ältere Dame in Hausschuhen anwesend. Sie wollte unbedingt mit mir tanzen und als ich sie fragte, ob sie es sich denn zutrauen würde mit den Pantinen zu tanzen gab sie folgendes zur Antwort:
"Wenn Udo Jürgens im Bademantel Konzerte geben kann, dann kann ich in Pantoffeln tanzen!"
Ich fragte weiter nach, ob sie denn nicht Angst hätte, aus den Schuhen zu rutschen? Sie gab zur Antwort:
"Für meine Sicherheit sind sie verantwortlich, oder ?"
Eine andere Dame beharrte darauf, dass ich bereits gestern mit ihr getanzt hätte. Ich bat sie mir zu sagen, was wir denn gestern für Musik hatten. Sie sagte Peter Alexander - den Badewannentango. Das Lied hatte ich nicht parat, was jedoch nicht tragisch war, denn sie sang ihn aus voller Kehle.
Es war eine angenehme Tanzstunde!
Mit tänzerischem Gruß,IKARUS

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #27 am: 24. November 2014, 22:00:59 »
Ein unmoralisches Angebot?
Heute habe ich von einer älteren Dame, mit der ich getanzt habe, ein Angebot bekommen, mit ihr auf ihr Zimmer zu gehen. Das Tanzen hat ihr sehr sehr gut gefallen und sie bekam kaum genug. Immer wieder meldete sie sich mit der Bitte, ich möge doch mit ihr tanzen. Nun ist meine Tanzstunde so angelegt, dass ich reium gehe und die anwesenden Damen einlade, mit mir zu tanzen. Bekomme ich eine Ablehnung, frage ich die daneben sitzende Dame. Das hat bisher gut funktioniert! Somit habe ich keinen Grund gesehen, das Konzept zu ändern, obwohl sie wild gestikulierte.
Als sie wieder an der Reihe war, strahlte sie übers ganze Gesicht. Als der Tanz zu Ende war, wollte sie mich nicht wieder loslassen und bat um den nächsten Tanz. Ich sagte ihr, das auch die anderen Damen mit mir tanzen wollen und ging zur Nächsten. Nun konnte ich irgendwann sie wieder auffordern, mit mir zu tanzen. Hier bekam ich dann von ihr das  "unmoralische" Angebot. Sie lud mich ein, mit ihr auf ihr Zimmer zu gehen.

Ich denke: ich lehnte freundlich und höflich ab mit den Worten, dass ich nach dem Tanzen im Seniorenheim noch mein Turniertraining absolvieren muss. Das war nicht gelogen!

Ich bin davon überzeugt, das sie nicht unter die Decke wollte, aber sie suchte sicherlich Nähe, wie sie sie beim Tanzen empfunden haben kann. 
Das erinnerte mich auf dem Heimweg an meinen Aufsatz über die Sexualität im Alter und besonders bei an Demenz erkrankten Menschen.
Sicherlich sind wir für die Zufriedenstellung sexueller Wünsche nicht da und verantwortlich. Aber das wir uns dem Thema öfter zuwenden sollten, ist für mich unbestritten.
Es gab hier in Essen wieder eine Fortbildung zu diesem Thema. Leider zu theoretisch!
Ich will nicht dafür plädieren, dass wir in das Praktische gehen. Das könnten die Alten sicherlich besser als die Jungen. Worum es mir geht, ist das Zulassen von körperlicher Nähe zwischen den Bewohnern in den Einrichtungen (Krankenhaus und Senioreneinrichtungen). Oft ist es irritierend, wenn ältere Menschen händchenhaltend durch die Flure schlendern. Hier müssen wir (die Weißkittel!!) mehr Toleranz üben. Ältere Menschen möchten oft nur die Nähe - auch die körperliche Nähe eines anderen Menschen - spüren.
Von der Gerontopsychologin Nicole Richard [die leider zu früh verstorben ist - siehe Anlage] habe ich mit auf meinen beruflichen Wege bekommen, dass auch ältere Menschen Bedürfnisse haben, die erfüllt werden sollten/müssen.
Wenn ich an meine "Krankenhauskarriere" denke, war das Thema "Sexualität bei Patienten kein wirkliches Thema in meinem Beruf.
Oft wurden nur Witze gemacht, weil die eigene Betroffenheit nach Nähe zu irritierend war.
Mögen wir die Toleranz leben, von der zur Zeit in den Medien viel gesprochen wird.

Beste Grüße aus Essen, IKARUS

Offline IKARUS

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #28 am: 27. November 2014, 15:50:32 »
Mehrfach hatte ich ja berichtet darüber, dass ich in den hiesigen Senioreneinrichtungen tanze. Nun haben die Seniorinnen und Senioren in einem Essener Varietee Theater eine Tanzgala aufgeführt und ihr Können vor einer fachkompetenten Juri zum Besten gegeben. In der Jury waren unter anderem Motsi Mabuse und Sarah Latton (bekannt aus der Fernsehserie "Lets Dance"). Die Seniorinnen und Senioren bekamen jüngere Tanzpartner an ihre Seiten und studierten mit einem ADTV-Tanzlehrer Tänze ein. Aber sehen Sie doch bitte selber unter: http://www1.wdr.de/fernsehen/regional/hierundheute/sendungen/grossemomente100.html

Ein weiterer ausführlicherer  Bericht soll in den folgenden Tagen in der Sendereihe "SERVICEZEIT" vom WDR folgen.

Viel Vergnügen beim Betrachten dieses Beitrages.

Beste Grüße aus Essen, IKARUS

Auf der Internetseite "www.contilia.de" kann sicherlich der kommende Seniorenkalender 2015 eingesehen werden. Den von 2014 kann man als PDF-Dokument einsehen.


« Letzte Änderung: 21. Mai 2015, 06:40:53 von IKARUS »

Offline dino

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Re: DEMENZ Tanzen und Vergesslichkeit
« Antwort #29 am: 27. November 2014, 16:35:51 »
 :-) :-)