Autor Thema: Das Dorf der Vergesslichen  (Gelesen 3656 mal)

Offline Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.160
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
Das Dorf der Vergesslichen
« am: 22. September 2017, 05:36:14 »
"Erst vergisst man die Schlüssel, später den Heimweg, dann die Namen der Kinder. Demenz ist eine tückische Krankheit. In Dänemark leben Betroffene in einem besonderen Dorf. Ein Zaun gibt ihnen Freiheit.

Svendborg (dpa) - Ove ist der Hühner-Flüsterer. Am Nachmittag kommen sie in sein Wohnzimmer, sitzen auf seinem Schoß. «Sie schauen gern fern», sagt der 58-Jährige mit dem dunkelgrauen Rauschebart. Sieben Eier habe er heute früh gesammelt. «Ein guter Tag.» Ein guter Tag auch, weil sich Ove Hansen am Nachmittag noch an die Eier vom Morgen erinnert. Das ist nicht selbstverständlich, hier im Demenzdorf im dänischen Svendborg.

Demenz, das beschreiben Betroffene als Schwarze Löcher im Gedächtnis, als Konfetti im Kopf. Das Gehirn verliert an Leistung, es ist eine der häufigsten Erkrankungen im Alter. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft geht davon aus, dass allein in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen betroffen sind. Bei etwa zwei Dritteln geht die Demenz auf eine Alzheimer-Erkrankung zurück.

Am Anfang bekommen viele Betroffene noch mit, dass etwas nicht stimmt. Später leben sie in einer Alternativwelt. In den Supermarkt, zum Frisör - was einmal selbstverständlich war, funktioniert plötzlich nicht mehr. Körperlich sind viele aber so fit, dass normale Pflegeheime ihnen nicht gerecht werden.

Die Kommune Svendborg auf der dänischen Insel Fünen hat deshalb ein eigenes Dorf für 125 Demenzkranke eingerichtet. Es ist eine Stadt in der Stadt, mit Laden, Friseur, Fitnessstudio, Café und Teich. Hier kann man leben wie früher, in der eigenen Wohnung oder Wohngemeinschaft - und doch geschützt.

«Wenn ich im Park laufen will, laufe ich im Park», sagt die 81-jährige Jytte Voigt bestimmt. Am liebsten zusammen mit einem gut aussehenden Mann. Jytte spricht noch immer fließend englisch - doch von einem Spaziergang im Ort würde sie wohl nicht zurückfinden. Im Demenzdorf kann sie nicht verloren gehen. Es ist paradox: Der Zaun am Ende von Straße und Park gibt den Bewohnern Freiheit. Die meisten nehmen ihn gar nicht wahr. ..."


Von Theresa München unter https://www.greenpeace-magazin.de/ticker/im-dorf-der-vergesslichen-von-theresa-muench-dpa

Frühe Grüße nach Dänemark!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.