Autor Thema: Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen  (Gelesen 10102 mal)

Offline Thomas Beßen

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Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen
« am: 21. Dezember 2012, 06:17:16 »
Unter diesem Titel ist auch das Begleitmaterial zu dieser Wanderausstellung im Netz zu finden:

http://www4.asklepios.com/asklepiosCMS/webpageUpload/727-149690__G__G_ttingen_Verw_05__ffentlichkeitsarbeit_Inhalte_Homepage_G_ttingen_NS-Psychiatrie-deutsch1108.pdf

Absolut lesenswert, meint vielmals grüßend
Thomas Beßen
« Letzte Änderung: 26. Juni 2015, 12:25:11 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen
« Antwort #1 am: 21. Dezember 2012, 11:54:10 »
Sehr informativ und interssant. Ein dunkles Kapitel Zeitgeschichte was nicht vergessen werden darf.
Viele grüße  dino

Offline dino

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Re: Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen
« Antwort #2 am: 22. Dezember 2012, 09:53:38 »
Ich habe ein interssantes Buch über die Geschichte des Rettungsdienstes aus Mühlheim/Ruhr. Darin wird beschrieben das nach einem schweren Bombenangriff Patienten eines Allgemeinkrankenhauses evakuiert wurden, um für neue Verletzte Platz zu schaffen. Bei dem Patientengut soll es sich um Polytraumen bzw. schweren Monotraumen gehandelt haben. Sie sollten angeblich mit der Bahn in ungefährdete Gebiete gebracht werden. Man hat nie wieder etwas von ihnen gehört. Es lag der Verdacht nahe, dass außer der T4 abwartende Behandlung zur Tat übergegangen wurde. Vielleicht weiß einer unserer Ruhris mehr? Es ist mir klar das bei eingeschränkten Ressourcen sowie den damaligen Möglichkeiten die Verluste hoch waren. Aber zwischen abwartender Behandlung incl. Analgesie und vorsätzlichem Töten besteht ein Unterschied. Es würde auch ins Bild passen, Patienten vor der Tötung zu verlegen um die Tat zu verschleiern bzw Aufschreie der Bevölkerung zu vermeiden. Man darf auch nicht vergessen, das die damaligen Machthaber absolut menschenverachtend waren und bei Bedarf sich auch gegenseitig umbrachten.
VG     dino
« Letzte Änderung: 22. Dezember 2012, 10:05:15 von dino »

Offline IKARUS

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Re: Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen
« Antwort #3 am: 25. Dezember 2012, 10:00:56 »
Hallo Dino, während meiner Pflegelehrerausbildung habe ich mich mit dem "Dritten Reich" auseinandersetzen müssen und einen Leistungsnachweis erbrachte mit dem Titel "Lehrer im Nationalsozialismus". Beim Studium der Fachliteratur ist mir aufgefallen, dass es vieles Abscheulisches gab, dass es Vieles gab, das mir ein  Kopfschütteln abverlangte. Eines hat zu einer vehementen Diskussion mit meinem begleitenden Fachdozenten geführt. Es war die Diskussion um einen der führenden Pädagogen. Der war bereits zu Kaiserzeiten ein "großer" Pädagoge mit viel Einfluss. Während der Nazizeit hatte er viel Einfluss. Aber auch in der ersten Zeit der BRD hatte er in Tübingen einen wichtigen Lehrstuhl inne und wieder oder immer noch viel Einfluss auf die Pädagigk. Zu dem Thema "PFLEGE IM NATIONALSOZIALISMUS" gibt es ein empfehlenswertes Buch von Hilde Steppe. Mein damaliger Kursleiter in Duisburg ist ein engagierter Pflegehistoriker und in einer Fachgesellsschaft heute noch tätig.
Es ist aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar, warum sich Menschen von "den Karren" spannen ließen und diese abscheulichen Taten mitgemacht haben. Viele haben sich herausgeredet, weil die Tagessituation so war. Diese Ausreden können wir ja auch heute noch hören, wenn Menschen für ihr Tun keine Vernatwortung übernehmen wollen. Schuld sind immer die Anderen! Es sind auch heute wenige Menschen die sagen" ich habe mitgemacht!" Es ist mir wohl klar,  dass man die Taten zwischen 33 bis 45 nicht mit heute vergleichen kann, dafür sind Vergleiche nicht möglich, oder man würde das Geschehene abmildern, was nicht geschehen sollte. Dennoch denke ich, dass auch heute Menschen gequält werden und die Täter gedeckt werden.
Was da in Mülheim an der Ruhr passiert ist, ist mir nicht bekannt, könnte mich aber, wenn es gewünscht wird, informieren.
VG; IKARUS




Offline dino

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Re: Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen
« Antwort #4 am: 25. Dezember 2012, 12:14:52 »
Hi Ikarus, ich kann Dir z. B. von der DRK Spitze berichten das diese ausgetauscht wurde. Der (Reichs-)Geschäftsfürer war z. B. nicht nur Arzt sondern auch ein hohes Tier bei der SS. Das "Fürerprinzip" hielt Einzug, wer nicht ins Schema passte war weg. Bei der Technischen Nothilfe war es genau so. Sie hatte in den Gründungstagen (kurz nach dem 1. Weltkrieg) weniger mit Katastrophenhilfe zu tun sondern war eher eine Art Pionier- und Streikbrechereinheit der Reichswehr. Ihr Gründer war garantiert kein Demokrat. Aber seine Frau wohl Halbjüdin. Der ASB wurde einfachheitshalber einfach aufgelöst und das Vermögen aufgeteilt. Bei den Feuerwehren hat man es sich noch einfacher gemacht. Sie wurden als Feuerschutzpolizei dem Innenministerium, faktisch jedoch Himmler unterstellt. Auch hier gab es nicht nur einen großen Austausch auf Leitungsebene, dass Denunziantentum hielt Einzug. So wurde z. B. in Berlin ein Kollege als Kommunist angeschwärzt, weil weil er einen Choral nicht mitsang. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden zur Hilfspolizei ernannt. Viele Jugenliche kamen zwangsweise zur Feuerwehr. Aber auch sogenannte Fremdarbeiter wurden hineingepresst. So mussten z. B. Ukrainer in Deutschland ihr Leben riskieren um nach alliierten Bombenangriffen zu Retten.
Weihnachtliche Grüße
dino

Offline IKARUS

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Re: Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen
« Antwort #5 am: 25. Dezember 2012, 12:29:59 »
Hey Dino, was du hier schreibst ist nicht nur früher passiert. Denunzianten gibt es heute und wer nicht auf Spur ist wird weggemobt. Was ist da der Unterschied zwischen einem realen Tod und dem seelischen Tod, den Mobbing nach sich ziehen kann. Ich erinnere noch die Diskussionen von den Seilschaften die es in der DDR gegeben haben. Meine Nachfrage nach den Seilschaft bei uns löste erhebliche Irritation aus. Wir sind da nicht besser als die Anderen. Eventuell nur "pfiffiger"!!
VG; IKARUS

Offline dino

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Re: Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen
« Antwort #6 am: 25. Dezember 2012, 13:58:08 »
Hi Ikarus, brutal gesagt kommst du hier in nicht als Arbeitssklave in ein KZ, ansonsten hast Du leider Recht. Das Fatale ist nur, dass Beschriebene gibt es in jedem Land. Nur die Ausprägungen oder Methoden sind unterschiedlich.
Viele Grüße   dino

Offline IKARUS

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Re: Psychiatrie im „Dritten Reich“ in Niedersachsen
« Antwort #7 am: 25. Dezember 2012, 14:13:09 »
Das sehe ich wie du, Dino. Das mit dem Arbeitskslaven gibt es aber heute immer noch. Bleibt dann noch zu klären, wofür die Abkürzung KZ stehen mag. Über diesem Wege möchte ich aber nicht spekuliern.

VG; IKARUS