Autor Thema: Bewerbungen und Zeugnisse  (Gelesen 5411 mal)

Offline IKARUS

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Bewerbungen und Zeugnisse
« am: 24. April 2012, 09:45:18 »
Bald ist die Ausbildung oder die Zusammenarbeit zu Ende und wir orientieren uns auf andere neue Aufgaben.
Zum Ende einer Zusammenarbeit werden wir beurteilt werden und hoffen, dass wir "gut" davon kommen.
Wann werden wir gut beurteilt? Wer hat mit seiner /ihrer Einschätzung RECHT??
Oft ist es so, dass Beurteilungen Anlass geben zu Nachgesprächen, wenn der Zubeurteilende mit der Einschätzung vom Beurteilenden nicht einverstanden ist oder gar sich mehr als unverstanden oder gar ungerechtfertigt fühlt.
Die Beurteilung unterliegt bestimmten Regeln und ist dennoch von vielen "weichen Faktoren" abhängig, über die der Beurteiler [das kann auch ich sein!] kaum etwas weiß.
Die Frage kann sein: wie stehe ich emotional zum Zubeurteilenden? Auch wenn ich mir einrede, dass ich Profi und sachlich bin, kann es doch sein, dass die Beurteilung von meinen Gefühlen geleitet ist. Das bekomme ich nur im Nachgespräch heraus, wenn ich den Dialog mit dem Zubeurteilenden suche oder zulasse.
Es ist doch nicht so, dass ich einen Mitarbeiter schlecht beurteilen will, aber meine Formulierungen können anders verstanden werden, als ich es gerne hätte. Da hilft nur der Dialog mit dem Zubeurteilenden oder mit den Kollegen, bevor ich die Bewertung aus meiner Hand weitergebe an ...
Wenn ich sie abgebe, ist sie öffentlich. Dann habe ich es schwer, Einiges zu erklären.
Auch wenn ich als Praxisanleiter oder als Stationsleitung die letztendliche Verantwortung für die Beurteilung habe, ist es doch sinnvoll sie im Team zu besprechen, bevor ich sie mit dem Schüler/der Mitarbeiterin bespreche. Einige Einschätzungen können rechtzeitig korrigiert werden, denn ich alleine überblicke nicht alles, um eine gerechte Beurteilung hinzubekommen.
Aber bei aller Liebe, kann es sein, dass eine ausgewogene Beurteilung beim Zubeurteilenden auf heftigen Widerstand stößt.
Das Stationsteam oder die PDL hat sich wirklich und nachvollziehbar bemüht um eine sachliche und gerechte Beurteilung hinzu bekommen und dennoch kann es zu Spannungen kommen.
Kann das an überzogenen Erwartungen der Zubeurteilenden liegen?
Kann es an einer Selbstwahrnehmung liegen, die nur der Zubeurteilende hat, und mit der Einschätzung auch alleine ist?
Um eine Beurteilung zu schreiben (PA/SL/PDL) oder zu lesen (Schüler/MitarbeiterIn) können Standardformulare helfen, die Zeugnissprache zu entwickeln oder zu entschlüsseln.
Das hat aber auch Grenzen! Die Standardformulare sind "nur" Anhaltspunkte und ich muss mich nicht daran halten.
ALs PA/SL muss ich mich an die Vorgaben meines Arbeitgebers halten. Diese können zwischen Verwaltung und Personalvertretung abgesprochen sein und stehen somit nicht jeden Tag zur Diskussion. Auch wenn es sie geben mag!
Wie kann das Problem gelöst oder nur gemildert werden?
Ich denke, dass die regelmäßige Reflektion der Einrichtung hilfreich sein kann.
Aber die immer dünner werdende Personaldecke, läßt es oft nicht zu, dass Alles/Vieles ständig hinterfragt oder gar seziert wird. Das ruft Spannungen auf den Plan. Da stoßen Alle an eine reale Grenze!!
Auf mich persönlich bezogen habe ich Beurteilungen bekommen, mit denen ich einverstanden war und eben auch nicht.
Nach Jahren habe ich dann festgestellt, dass die nicht so gute Beurteilung doch gerecht war, weil ich Grenzen, die es gab, ich nicht erkannt und somit überschritten hatte.
Und wer mag es, wenn Grenzen überschritten werden?
Es kann auch klug sein, wenn ich heute mich zurück nehme, damit ich morgen mich entfalten kann.

Mögen die heute Zubeurteilenden Verständnis aufbringen für die erstellte Beurteilung und die Beurteiler sich oft hinterfragen, ob die Leistung gut abgebildet wurde.

Damit sich Viele mit dem Thema intensiver auseinandersetzen können, hänge ich etwas Studienmaterial bei.
Es ist zu bedenken: es sind Hilfsmittel und keine Gesetze, die verbindlcih sind. Maximal können sie eine Grundlage darstellen.

Ich selber habe auch noch keine  Lösung für das Problem zwischen beschreiben und bewerten in Beurteilungsbögen. Ich soll ein Urteil fällen über die erbrachte Leistung des Zubeurteilenden. Da muss ich mich fragen: ist mein (unser) Weg der richtige?
Oft habe ich auch von Schülerinnen gelernt, dass es auch anders gehen kann.
Habe ich dann die Kraft und Lust mich zu bewegen??
Im Nachhinein kann ich sagen, dass jede Bewegung von Vorteil ist, nicht nur weil sie Kalorien verbraucht!
Energiereiche Grüße, IKARUS
« Letzte Änderung: 24. April 2012, 10:26:34 von IKARUS »