Autor Thema: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.  (Gelesen 35951 mal)

Offline Thomas Beßen

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Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« am: 21. Februar 2008, 09:18:40 »
eine neue* Übersicht befindet sich im Downloadbereich...
Grüße!
ThoBe

* leider hat sich ein Druckteufel in die alte Liste (s. PD NANDA) eingeschlichen, sorry, bitte austauschen...

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« Letzte Änderung: 29. Februar 2008, 08:00:06 von Thomas Beßen »
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Offline Pamela K07

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Re: Strukturen/Gliederungen von Pflegediagnosen
« Antwort #1 am: 22. Februar 2008, 13:58:28 »
Hallo Hr. Beßen,

kann man denn für die Klasse nicht mal ein paar Bücher mit Pflegediagnosen anschaffen ?

Pamela K07
Arzt zum Patient: "Was macht eigentlich Ihr altes Leiden?" - "Keine Ahnung, Herr Doktor, wir sind seit einem halben Jahr geschieden."

Offline Thomas Beßen

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Re: Strukturen/Gliederungen von Pflegediagnosen
« Antwort #2 am: 22. Februar 2008, 14:41:31 »
Hallo Pamela K07,
bestimmt meinen Sie ein paar "weitere" Bücher mit Pflegediagnosen anschaffen, oder? Die ersten drei Bücher mit PD müssten Sie noch haben... :)
Aber grundsätzlich haben Sie Recht und es gibt auf dem Markt tatsächlich eine Fülle anderer guter Bücher zu den Pflegediagnosen. Die allerdings können wir nicht wegen der damit verbundenen Kosten in Klassenstärke anschaffen sondern leider nur wenige Exemplare für unsere Bibliothek zum Ausleihen.
Zur eigenen Anschaffung empfehlen wir z.B. die Bücher "Pflegediagnosen und Maßnahmen" aus dem Hans-Huber-Verlag Bern (Neuauflage ist angekündigt), "Praxis der Pflegediagnosen" aus dem Springer-Verlag Wien/NewYork (die wollen im Frühjahr eine 4. Auflage herausgeben) und "Handbuch Pflegediagnosen" aus dem Verlag Urban & Fischer München/Jena. Über diese drei Werke werden wir uns schon bald gemeinsam austauschen und versuchen eine Wichtung vorzunehmen, denn auch Ihr persönliches Budget wird wohl nicht grenzenlos sein... :)
Soweit erstmal,
nochmals Grüße!
Thomas Beßen
   
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Offline hexchen101

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Re: Strukturen/Gliederungen von Pflegediagnosen
« Antwort #3 am: 22. Februar 2008, 15:47:59 »
ich möchte auch mal was zum Thema Pflegediagnosen sagen; ich weiss, dass wir erst einen Einsatz hatten, aber in diesem Einsatz hatte mit dem Thema Pflegediagnosen vom PP niemand groß was zu tun. Ich habe nicht gesehen, dass das spezifisch auf einen Patienten angewendet wurde und auch als man nach Pflegediagnosen gefragt hat, wußte keiner so richtig über das Thema bescheid. Mich würde mal interessieren, ob vielleicht in anderen Krankenhäusern schon mit Pflegediagnosen gearbeitet wird? und ich frage mich auch, wann und wie dieses Thema Pflegediagnosen zu den älteren Examinierten durchdringen wird.. (und dann auch angewendet wird)

Offline Matti

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Re: Strukturen/Gliederungen von Pflegediagnosen
« Antwort #4 am: 24. Februar 2008, 13:05:44 »
Also ich (als Schüler vom Eichberg) habe bei bisher all meinen Einsätzen mit Pflegediagnosen zu tun gehabt. Zumindest auf dem Eichberg, dem Sankt-Josef-Krankenhaus (Rüdesheim) und den Horst-Schmitt-Kliniken (Wiesbaden) wird mit Pflegediagnosen gearbeitet.
Ich denke allerdings auch, dass sich schon etwas "ältere" Examinierte mehr mit dem Thema beschäftigen sollten und z.B. ein paar Lehrgänge darüber angeboten werden sollten. Immerhin ist es in diesem Beruf so, dass man selbst als Pflegekraft mit 30-jähriger Erfahrung noch etwas dazulernen kann (und sogar muss)
« Letzte Änderung: 24. Februar 2008, 22:12:39 von Matti »

Offline Thomas Beßen

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Re: Strukturen/Gliederungen von Pflegediagnosen
« Antwort #5 am: 25. Februar 2008, 10:37:19 »
Hallo "hexchen101",
"Matti" vom Eichberg (= ZSP Rheinblick) hat mit seiner Antwort schon auf das wesentliche Problem, die große Unterschiede hingewiesen und in der Tat herrscht beim Umgang mit dem Thema Pflegediagnosen (PD) und auch bei der Frage "Pflegediagnosen - ja oder nein" (oder später, wir manche noch immer meinen...) ein ausgesprochenes Dilemma, in dem Sie als Teilnehmerin der Ausbildung auch noch mitten drin sitzen. Auch deswegen sind Ihre Fragen dazu allzu verständlich.
Wie Sie vielleicht schon wissen, ist für mich ein halb gefülltes Glas halbvoll* und schon deswegen sehe ich in den verschiedenen Bemühungen, die in unseren Häusern in Richtung PD seit Jahren schon angestellt werden, eine positive und letzten Endes Erfolg versprechende Sache (was nicht heißt, dass ich PD unkritisch betrachte). Die Auseinandersetzung mit den Pflegediagnosen erinnert mich allerdings an die Einführung der Pflegeplanung bzw. des Pflegeprozesses vor Jahren bzw. Jahrzehnten. Die damaligen Schwierigkeiten damit sind jedenfalls den heutigen sehr ähnlich. Auch heute gibt es sehr verschiedene Meinungen und strategische Absichten dazu, auch heute herrschen sehr unterschiedliche Bedingungen usw..
Wenn man sich z.B. mal die Mühe macht, etwas genauer in die Praxis der Pflege zu schauen, so sieht man, dass z.B. die Patienten, die in einem Krankenhaus liegen, in der Regel sehr ähnliche PD wie z.B. Selbstversorgungsdefizit: Körperpflege, Mobilitätseinschränkung, Schmerzen, in der Chirurgie noch häufig eine Infektionsgefahr und in der Inneren Medizin eher ein Bewegungsmangel, ein Flüssigkeitsdefizit und/oder häufig auch eine Obstipation usw. aufweisen. Auch in der Psychiatrie gibt’s häufig im Alltag ähnliche PD wie z.B. eine gestörte persönliche Identität, beeinträchtigte soziale Interaktion und akute bzw. chronische Verwirrtheit usw.. Und wenn wir uns die Pflegediagnosen mal im Vergleich zu den „alten“ Pflegeproblemformulierungen genau anschauen, so fällt in erster Linie folgender Unterschied auf: PD sind einfach klarer, deutlicher, prägnanter (kommen auf den Punkt) und damit besser handhabbarer als eben die „alten“, häufig vagen Pflegeproblemformulierungen. Dazu kommen noch andere Vorteile wie z.B. PD helfen Pflege systematischer durchzuführen, machen Pflege sprachlich erfassbarer und unterstützen so die Kommunikation, helfen Standards einzuführen und ermöglichen z.B. auch das leichtere Auffinden von Fehlerquellen usw.. Auch helfen PD unsere geleistete Pflege nachzuweisen, gerade in der heutigen Zeit eine sehr wichtige Angelegenheit...
Das Alles liegt auf der Hand aber leider gibt es z.B. auch KollegInnen, die sich scheuen, hier mutig mitzugehen und sich hier nur ganz ganz vorsichtig bewegen. Allerdings irritieren einen die verschiedenen auf dem Markt befindlichen Modelle/Gliederungen zu den PD bzw. die abweichenden Titel und die Anzahl der PD z.B. schon arg und bereiten der ganze Sache noch zusätzliche Schwierigkeiten (s. Download-Liste zu Beginn dieser konstruktiven Auseinandersetzung).
Sie sehen, wie komplex das Thema ist, aber unterm Strich geht's aus meiner Sicht zwar langsam aber beständig vorwärts...
Im Jahr 1999 habe ich im Waldkrankenhaus die erste Fortbildung zum Thema PD erlebt, Anfang Februar '08 fanden an gleicher Stelle die jüngsten dazu statt. Daran sehen Sie, wie viel Zeit solche Prozesse benötigen. Bleiben Sie weiter am Ball, solch’ mitdenkenden Pflegeleut' wie Sie sind aus unserer Sicht ganz entscheidend für die weitere Entwicklung der Pflege und können diese wichtigen Prozesse beschleunigen...  :-)
Morgendliche Grüße!
Thomas Beßen

* meist jedenfalls 8-)
« Letzte Änderung: 25. Februar 2008, 21:45:51 von Thomas Beßen »
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Offline Dottore

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #6 am: 28. Mai 2008, 05:00:02 »
Das Dilemma ist eher, dass es keine wirklich Einheitlichkeit, keinen Standart gibt, an den sich Alle richten sollten, und zum Teil "eigene Süppchen" gekocht werden. Dass dieser Zustand weder für die Ausbildung noch für die Praxis draussen, bzw. in Verbindung beider förderlich ist, ist wohl einleuchtend.

Ich hätte meinem Ausbilder auch den Vogel gezeigt, wenn er mir jeweils 3 verschiedene Waffen-, Straf-, BTM-, Verwaltungsverfahrensgesetze, etc. oder  Strafprozess-, Strassenverkehrsordnungen etc. dahergekommen wäre, die alle denselben Kern haben, nur anders formuliert/geordnet sind.

Für was braucht man zig Listen mit ATLs/PDs, die alle dasselbe sagen nur anders strukturiert/formuliert sind?!
Das ist alles unnötiger Aufwand. Ich kann mich noch erinnern, als mitten in der Ausbildung ein wichtiges Gesetz komplett geändert/umstrukturiert wurde und wir konnten das Lernen und Praktizieren damit von vorne beginnen.

Eine Liste, ein Standart, universal, fertig, basta!
"Wer die Wahrheit ausspricht sollte sein Pferd gesattelt lassen."
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Offline Thomas Beßen

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #7 am: 03. Juni 2008, 11:03:04 »
Hallo Dottore,
mit dem Dilemma haben Sie vollkommen Recht. Gerade Sie und alle anderen AusbildungsteilnehmerInnen müssen den Spagat machen und aushalten, dass die Pflege hier und heute kaum eine gemeinsame Pflegediagnostik betreibt, geschweige denn sich überhaupt auf dieses Thema ernsthaft einlässt. Allerdings ist m.E. schon ein Prozess der Weiterentwicklung zu erkennen, aber der ist - wohl typisch für die Pflege hierzulande - sehr sehr träge.
Nehmen Sie z.B. Ihr neues Standardlehrbuch "Menschen pflegen": auf der einen Seite ist dies das einzige aktuelle Pflegelehrbuch im deutschsprachigen Raum das nach Pflegediagnosen aufgebaut ist (!) und andererseits nehmen die AutorInnen dieses Buches ohne große Diskussion & Absprache die inzwischen 188 PD der NANDA und machen schlicht 60 daraus. Tja, was soll' man davon halten?

Ich empfehle Ihnen, neben viel Geduld & Spucke ein großes Durchhaltevermögen (einen starken Kopf haben Sie ja), vielleicht gibt's mal bald mehr Klarheitauf diesem Gebiet*.

Freundlich grüßt
Thomas Beßen

* natürlich würden wir gerne was festlegen (Ihr "Fertig, basta!"), die Richtung vorgeben; allein die Scheu sich mit der NANDA zu vergleichen bzw. NANDA International und Köppern in einem Atemzug zu nennen, hält uns echt davon ab... :wink:   
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Offline Thomas Beßen

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #8 am: 07. November 2008, 15:43:03 »
- hier nun die neueste Version mit der nur sehr leicht veränderten Struktur der NANDA-I-Pflegediagnosen in der Anlage. Jetzt heißen die Abschnitte "Domänen" ("Eine Domäne ist ein Bereich der Aktivität, der Untersuchung oder des Interesses", NANDA International, RECOM Verlag, 2008, S. 283) und werden in "Klassen" ("Eine Klasse ist eine Untergliederung einer größeren Gruppe; eine Unterteilung von Personen oder Dingen aufgrund ihrer Beschaffenheit, Ordnung oder Qualität"; ebenda, S. 284) aufgeteilt.
Dies insgesamt ist besser als das Bisherige und aus meiner Sicht eignet sich diese Struktur im Vergleich am besten als ein Modell, um unser Leben zu beschreiben - und bietet sich somit auch als Hilfe für die professionelle Pflege an...   


Domänen und Klassen der Taxonomie II
(vorne die Domänen - dahinter die Klassen)

01  Gesundheitsförderung - Gesundheitsbewusstsein, Gesundheitsmanagement
02  Ernährung - Nahrungsaufnahme, Verdauung, Absorption, Stoffwechsel, Flüssigkeitszufuhr
03  Ausscheidung/Austausch - Harnfunktion, Magen-Darm-Funktion, Atmungssystem
04  Aktivität/Ruhe - Schlaf/Ruhe, Aktivität/Bewegung, Energiehaushalt, Kardiovaskuläre/Pulmonale Reaktionen
05  Wahrnehmung/Kognition - Aufmerksamkeit, Orientierung, Empfindung/Wahrnehmung, Kognition, Kommunikation
06  Selbstwahrnehmung - Selbstkonzept, Selbstwertgefühl, Körperbild
07  Rollenbeziehungen - Fürsorgerollen, Familienbeziehungen, Rollenverhalten
08  Sexualität - Sexuelle Identität, Sexualfunktion, Fortpflanzung
09  Bewältigungsverhalten/Stresstoleranz - Posttraumatische Reaktion, Bewältigungsreaktion, Neurobehavioraler Stress
10  Lebensprinzipien - Werte, Glauben, Übereinstimmung von Werten/Glauben/Handlung
11  Sicherheit/Schutz - Infektion, Physische Verletzung, Gewalt, Umweltgefahren, Abwehrprozesse, Thermoregulation
12  Wohlbefinden - Physisches Wohlempfinden, Umweltbezogenes Wohlempfinden, Soziales Wohlempfinden
13  Wachstum/Entwicklung - Wachstum, Entwicklung

Schönes Wochenende!
Thomas Beßen

- download -
« Letzte Änderung: 14. November 2008, 10:33:37 von Thomas Beßen »
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Offline Thomas Beßen

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #9 am: 30. Januar 2012, 09:29:53 »
Die jüngste Version hier in der Anlage...
Flüchtige Grüße!
Thomas Beßen

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Offline IKARUS

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #10 am: 30. Januar 2012, 23:54:16 »
Gerne möchte ich meine umfassendere Ausarbeitung zur Verfügung stellen, die ich dem Buch "Praxis der Pflegediagnosen: Springer Krankenpflege. stefan, allmer, eberl et al. 3. vollst. Überarbeitete und ereiterte  Aufl. Springer Verlag Wien 2003"
entnommen habe.
An früherer Stelle wurde hier die Frage aufgeworfen, warum wir nicht eine Liste haben können.
Es Kann nicht eine Liste geben!! Wir müssen da durch!!
Man kann einen Menschen nicht nur aus einem Blickwinkel betrachten. Ein gesunder Mensch benötigt andere Zuwendungen als ein kranker Mensch. Die ATL beschreiben die Aktivitäten des täglichen Leben. Die Pflegediagnosen beschreiben den Pflegebedarf, den ein kranken oder hilfebedürftiger Mensch benötigt. Mit den Pflegediagnosen können wir unser pflegerisches Tun begründen. Auch das NICHT TUN!!!
Es kann ja sein, dass ein Mensch eine Hilfe will, die er tatsächlich (also pflegerisch begründet) nicht benötigt.
Das ist ja auch bei anderen Diagnosen so. Der Patient kommt zum Arzt und möchte eine Tablette haben. Er hat aber nicht die erforderlichen Symptome und weitere Untersuchungen machen die Abgabe der Medikamente auch nicht sinnvoll. Also bekommt der Patient seinen Wunsch nicht erfüllt.
Ein weiteres Beispiel: Ein Baum soll gefällt werden. Der Holzhändler argumentiert anders als der sorgsame Förster.
Nun sollte etwas deutlciher sein, dass wir nicht eine Liste haben können.
Man muss ja nicht alles im Kopf haben, man muss nur wissen wo man nachschlagen kann, wenn FACH-Wissen benötigt wird.  Je mehr Listen ich habe, desto differenzierter kann ich ein Pflege-Problem angehen und exakt benennen.
Das Erstellen von Pflegediagnosen ist ja eh die Aufgabe von hochqualifizierten Pflegefachkräften. Ich meine hier die fachliche Qualifikation.
Die soziale Kompetenz ist ein anderes und hier nicht ausschlaggebend. Die soziale Kompetenz ist wichtig im Umgang mit Mitmenschen aber nicht um Umgang mit Selbst-Pflege-Problemen.
Pflegegende Grüße,IKARUS

Neben dem Gesamtüberblick habe ich noch die Pflegediagnosen zur Selbstpflege/zum Selbstpflegedefizit angefügt. Ich denke beim Studium der Anhänge wird einiges deutlicher. IKARUS

Offline Savannah

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #11 am: 27. April 2012, 21:24:19 »
Hallo!

Müssen es unbedingt so viele verschiedene Pflegediagnosen geben, wie es unterschiedliche Menschen gibt?
Meines Wissenstandes entsprechend entwickeln sich immer mehr Krankheiten jedes Jahr und wenn es für jede Erkrankung je eine Pflegediagnose geben wird, dann verschwinden wir Alle bald in einem Haufen von Papieren.

So ein Buch mit Pflegediagnosen, auftretenden Symptomen, worauf das hindeuten könnte, im Zusammenhang mit der jeweiligen Erkrankung und der dazu gehörenden Pflegemaßnahme in Taschenformat für die Kitteltasche als grobe Orientierung fände ich echt prima.
Übersichtlich sollte so was sein, denn im Falle eines Falles möchte ich nicht stundenlang in einem Schmöker blättern müssen, um mich darüber zu informieren, was jetzt als nächstes zu tun sei.

Ja, und die komplizierteren Fälle überlasse ich auch gerne dem echten Fachpersonal, denn sonst entgeht mir die Zeit, die ich zusammen mit und am Pat. verbringe und noch etwas dazu lernen kann.
"Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein."

Offline IKARUS

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #12 am: 28. April 2012, 06:43:53 »
Hallo Savannah, deine Einlassung ärgert mich ungemein. Ich unterstelle mal, dass auch Du nicht in den Topf des Leipziger Allerlei geworfen werden möchtest. Ich denke, dass auch Du als individuelles Individuum angesehen und angenommen werden möchtest.
Genau so solltest Du einen Standpunkt zum Patienten gegenüber entwickeln und annehmen.
Ansonsten bliebst Du für mich auf der Stufe unterhalb der Pflegehilfe!!
Wir können nicht genug wissen, um den verschiedenen Pflegesituationen und den verschiedenen Menschen, die sich in unsere Obhut begeben, erfolgreich zu begegnen.
Mir ist wohl klar, dass nicht Alle am kranken Menschen tätige über ein excellentes Wissen verfügen müssen. Aber nur derjenige der/die mit einem Höchstmaß an Fachwissen dem Patienten gegenüber treten kann, kann die Situation annähernd richtig erfassen. Auch das Fachpersonal (das können für mich auch pfiffige Schülerinnen sein!!!!) muss gelegentlich in Fachbücher sehen, um auf die richtige Lösung zu kommen.
Aber Vieles zu reduzieren wirkt auf mich, dass der gemeine Pfleger glaubt, er käme mit ein wenig Fachwissen durch den Beruf. Dann hätten wir die Pflege die sich die Physikerin aus Mecklenburg Vorpommern vorstellt.
Das bischen Pflegen kann doch jeder!! sagt meine Kanzlerin.

Nimm die Herausforderung an, dich dem sehr anspruchsvollen Beruf zu stellen. Das Fachwissen wächst mit der Zeit. Und wo steht geschrieben, dass eine Fach-Pflegekraft alles wissen muss. Das ist doch in der Medizin nicht anders!
Frage doch mal einen Chirurgen nach bestimmten Diagnosen aus dem Bereich der Inneren Medizin oder gar der Psychiatrie.
Der wird selbstbewusst antworten, das ist nicht mein Fachbereich.
Also: auch die Pflegediagnosen können, werden, müssen noch in die verschiedenen Fachbereiche gelenkt werden, wenn sie für die Fachfrau nicht schon längst da angekommen sind.
Die Pflegediagnosen 00014 Stuhlinkontinenz kann in der Neurochirurgie in der Regel vernachlässigt werden, weil das Pflegeproblem selten bis nie vorkommt.
Die Pflegediagnosen 00034 Entwöhnung vom Respirator hat in der Intensivpflege einen hohen Stellenwert und wird sicherlich nach kurzer Zeit vom Fach-Pflegepersonal verinnerlicht sein.
Ich könnte viel eweitere Beispiele anführen! Aber das laß ich an dieser Stelle mal.
Stell dich den Herausforderungen!! Oder sei zufrieden in der Ecke: ich lass mir alles an Arbeitsaufträge sagen und erfülle meine Pflichten. Es besteht ja nicht die Pflicht sich fortzubilden!
Also!! Die Menge an Pflegediagnosen ist so wichtig wie die Menge an ärztlichen Diagnosen und den Diagnosen die der Automechaniker und auch der Förster wissen muss. Der Forstarbeiter wird sie nicht kennen, weshalb er ja auch keine Entscheidungen fällen wird und darf. Das bleibt auch in der Forstwirtschaft dem Fachmann/der Fachfrau vorbehalten.

Alos: VIELFALT ist angesagt!!

Dennoch kann und möchte deinen Wunsch nach einem Kitteltaschenbuch erfüllen.
Da gibt es von dem Herausgeber-Trio Heuwinkel-Otter; Nümann-Dulke, Matscheko das im Springer Verlag erschinende Kitteltaschenbuch. "PFLEGEDIAGNOSEN für die Kitteltasche"  ISBN-13 978-3-642-01318-8
Es ist eine Zusammenfassung des bereits vierbändigen Werkes des Herausgeber-Trios.

Eine Zusammenfassung kann nur derjenige verstehen, der Zusammenhänge auch erfassen kann.
Nicht wenig Wissen ist angesagt, sondern viel Fachwissen ist erforderlich.

Also: auch in der beruflichen Pflege gibt es Fachbereiche in denen sich Spezialistinnen herausbilden. Die können und werden sich dann gegenseitig unterstützen bei bestimmten Fragestellungen.
Warum sollte ich nicht eine Fachschwester fragen, wie ich kardiologisches Pflegeproblem lösen kann. Die erledigt die Aufgabe ja täglich, wohingegen ich im Bereich der Chirurgie (hoffentlich!!) gut gebildet bin.
Und sollten wir mal einen Patienten bekommen, der neben seiner Brandverletzung mit begleitenden kardiologischen Problemen (er hat sich durch elektrischen Strom verletzt, der das Reizleitungssystem des Herzens geschädigt hat) auch noch ein psychiatrisches Problem entwickeln kann PD 00130 Denkprozesse verändert dann frage ich die Kollegin aus der Psychiatrie. Wo ist das Problem?

Ich muss nicht alles wissen, ich sollte aber wissen wo ich es nachlesen kann oder wen ich fragen kann, wenn ich keine Lösung habe oder entwickeln kann. Das machen alle anderen Professionen auch.

Du hast recht, dass wir viel Zeit mit dem Patienten verbringen sollten. Aber willst du nur bei ihm sein, oder möchtest du ihn in seiner Krankheit begleiten und durch Fachwissen so weit möchtlich weiterbringen?
Für eine Begleitung eines Menschen/eines kranken Menschen brauchen wir kein Fachpersonal. Da reicht menschliches Miteinander. Für die berufliche Pflege gelten andere Maßstäbe!!
Das ist der Grund weshalb landauf landab gesagt wird:
wir brauchen ein Pflegeabitur,
wir brauchen junge Menschen die über das Abitur verfügen, damit sie die komplexen Zusammenhänge erfassen können.


Von meinem Nachbarn kann ich nicht erwarten, das er komplexe Aufgaben lösen kann.
Er kann wohl sein Auto, ein ´68 Käfer, erfolgreich reparieren. Ob er das an einem Ferrari könnte, steht auf einem anderen Blatt. Auch in der Autoindustrie werden für die verschiedenen Arbeitsplätze unterschiedliche "KÖPFE" gesucht, oder anders gesagt: nicht jeder kommt in die Porschewerkstatt. Die haben da auch sehr sehr hohe Ansprüche an ihre Lehrlinge!!
Frag mal bei Porsche, Mercedes und BMW nach!!

Nun gehts zum Training und ärgere dich nicht zu sehr über meine Zeilen.
Sie sollen Dich anstacheln und nicht entmutigen!!
Gruß, IKARUS

Offline Savannah

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #13 am: 28. April 2012, 23:42:27 »
Hey, momentmal...wir haben das Thema Pflegediagnosen die vorletzte Woche erst kurz einmal angeschnitten, im Unterricht.
Entmutigt fühle ich mich von Deinen Zeilen keineswegs, bloß ein wenig vor den Kopf gestoßen.
Doch letztendlich sind diese Gefühle nicht relevant, grob formuliert.

Die daraus entstandenen Informationen, die Du an Deine Zeilen dran gehängt hast, gefallen mir umso mehr, denn sie geben mir persönlich mehr Aufschluss darüber, wie umfangreich dieses Thema ist und wie bedeutend alle erdenklichen Mini-Infos über/ um/ am usw. den Pat. sind, um die daraus erfolgenden Pflegemaßnahmen gewinnen und umsetzen zu können (zu müssen).
Kollegialer Gruß, Savannah
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Offline IKARUS

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Re: Gliederungen von Pflegediagnosen und ATL usw.
« Antwort #14 am: 29. April 2012, 10:59:32 »
Hallo Savannah! Ich bleibe bei meinem Standpunkt, dass Zusammenfassungen nur der lesen kann, der Zusammenhänge auch erfassen kann. Es ging aus deiner Formulierung nicht für mich hervor, dass ihr das Thema erst einmal angeschnitten habt. Umsomehr irritiert mich der Wunsch nach Zusammenfassungen. Weder die Pflege noch die Welt ist einfach, als das wir sie in Zusammenfassungen oder Kurzberichten unterbringen können.
Stell dir vor du würdest als Mutter eine Zusammenfassung dazu bekommen, wie man Kinder begleiten kann.
Ich denke, dass mit der Erfahrung nach dem 3. Kind die Mutter (ggf. auch der Vater!!) die Mutter "nur" noch Zusammenfassungen benötigt, um das Ganze zu überblicken oder zu durchschauen. Es gibt logische Ketten, die sich nie bis garnicht verändern. So ist das Leben!!
Für manche Beriche im Leben benötige ich auch heute noch sehr umfangreiche Bücher um den Inhalt oder die Zusammenhänge und gar die Komplexität zu erfassen. In anderen Berichen, zum Beispiel in der beruflichen Pflege benötige ich fast nur noch Zusammenfassungen, was bei anderen Irritationen auslöst. Sie müssen doch mehr wissen, sagt der Gesprächspartner. Ich denke mir, dass leite ich mir schon selbständig ab. Selten liege ich daneben, was aber auch passieren kann, denn die Welt ist voller Überraschungen.
Also: es geht mir darum, dass insbesondere Schüler nicht nach Zusammenfassungen fragen sollten, sondenr die Bereitschaft zeigen und mitbringen ihr Pflegewissen erweitern zu wollen.
Da war deine Formulierung für mich irritierend, was auch alleine an mir liegen kann.
Ich mag wissenshungrige Menschen in meinem Umfeld. Die Anderen dürfen gerne ihren Weg gehen.
Berufspolitisch: Wir brauchen in der PFLEGE Eliten, wenn wir Diskussionen standhalten wollen.
Wir müssen unser Tun und Nichttun begründen und verteiligen können.
Vor wenigen Tagen stand hier im Forum die Forderung von Herrn Köhler (Bundesärztekamme), dass das Pflegepersonal nicht an die Zuwendungen der Ärzte gehen solle.
Dem habe ich entgegnet, dass das Pflegepersonal nur das Geld haben will, für die Leistung die sie erbringen will oder muss.
Anders ausgedrückt: da bekommt eine Berufsgruppe Geld für Leistungen die andere für sie erbringen.
Das hat nichts mit Pflege am Krankenbett zu tun, aber es geört in unsere Berufsgruppe und es muss diskutiert werden.
Wir sollten aufhören, für andere die Arbeit zu machen, während diese Menschen auf Kongressen oder oder sind.
Sollen sie doch!!
Aber nicht auf Kosten meiner Hände Arbeit.
Gruß,IKARUS