Es wäre doch vorstellbar, dass sich auch Pflegekräfte mehr politisch engagieren. In den Ortsverbänden der politischen Parteien oder in den örtlichen Vereinen sind Diskussionen doch immer möglich. Das ständige Antippen des Themas ist für mich das Entscheidende. Das ständige Bohren dicker Bretter mit dünnen Bohrern. Aber das ist sehr mühsam und verlangt Durchhaltevermögen. Aber viele Menschen wollen den schnellen Erfolg. Den wird es aber nicht geben. Im Laufe der Zeit kann es einem engagierten Bürger gelingen (wie den anderen, die bereits klare Ziele vor Augen haben), dass sie in den Rat der Stadt als fachkundiger Bürger gewählt werden. Hier ist dann ein größeres Forum, wo die Anliegen vorgetragen werden können. Fachkundige Bürger werden von den Ortsverbänden (so kenne ich das aus meiner politischen Arbeit!) dem Rat der Stadt vorgeschlagen. Dann ist es an dem (gesundheitspolitischen) Bürger sachlich seine Anliegen vorzutragen. Polemik und Versuche auf die Tränendrüse drücken zu wollen ist das Schlimmste was man hier tun kann. Wenn man etwas vorträgt, ist es wichtig zu wissen, wie die Anderen ticken. Als Pflegelehrer habe ich es hier etwas einfacher, weil ich weiß (hoffe ich jedenfalls!!) wie die Mitarbeiter des Pflegedienstes "ticken". Aber wie ein Banker denkt (der kann den wirtschaftpolitischen Bereich abdecken) kann ich mir schwer vorstellen. Da muss ich mit ihm reden und aufmerksam zuhören. Es ist meine Erfahrung, dass ich niemals sagen: "stellen sie sich vor, wenn sie mal krank werden." Das ist absolutes Gift!! Es ist für mich immer erfolgreich, wenn ich aufzeige, was dem Betroffenen und seinen Angehörigen passiert, wenn nicht ausreichend geschultes Personal bereitgestell wird. In einer politischen Diskussion ging es um den MERKELSATZ: "Pflegen kann doch jeder!" Da habe ich mit dem Banker diskutiert und ihm aufgezeigt, was passieren kann, wenn geringqualifiziertes Personal am Menschen arbeitet. Die haben sicherlich einen guten Willen, aber kein geschultes "Pflegeauge". Sie können keine potentiellen Gefahren erkennen. Ich habe versucht ihm ein Beispiel aus dem Bankgeschäft zu erzählen. ich wusste/weiß dass ich keine Ahnung hatte/habe, aber er hat mich verstanden als es darum ging, das man Finanzgeschäfte auch langfristig vorbereiten und begleiten muss. Ein Banklehrling kann bestimmte Abläufe in der Bank nicht erkennen, weil er das geschulte Auge noch nicht entwickelt hat. Ich konnten einen fach- und sachkundigen Bürger für unser Thema sensibilisieren. Damit sind noch keine Probleme gelöst, aber ich habe einen Mitstreiter gewonnen. Und darum geht es: wir müssen die Menschen in unserer Umgebung sensibilisieren. Wenn die resistent sind, dann soll es so sein. Gerne tue ich was ich kann, aber heute nicht mehr auf Kosten meiner Freizeit, die ich für mein Hobby brauche. Die politische Arbeit nimmt einmal im Monat 3 Stunden Zeit in Anspruch. Das ist es mir wert! Das investiere ich gerne! Wir müssen die Welt nicht verändern. Es reicht, wenn wir an der richtigen Stelle den Ball anstoßen.
Fröhliche Grüße, IKARUS