Autor Thema: Das Recht zu sterben - Über die Patientenverfügung im medizinischen Alltag  (Gelesen 4534 mal)

Offline Thomas Beßen

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"Ein schwerkranker Patient im Pflegeheim fällt mit akuter Atemnot ins Koma. Der Notarzt wird gerufen, der den Patienten künstlich beatmet und auf die Intensivstation bringt. Gegen seinen Willen, wie sich später dort herausstellt. Das hatte der Mann in seiner Patientenverfügung eindeutig festgehalten. Was nun? Abschalten? Der Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen ist nicht mehr strafbar, wenn ein Patient dies vorher verfügt hat. Das entschied der BGH auf der Grundlage des Gesetzestextes von 2009 zur Patientenverfügung verbindlich. Unabhängig von Art und Stadium der Krankheit ist der Patientenwille entscheidend. Das Urteil führt letztlich dazu, dass Ärzte nicht mehr um jeden Preis versuchen, das Leben ihrer Patienten zu erhalten, sondern in erster Linie den Willen des Patienten zu akzeptieren."

Ein Podcast unter http://castracker.com/t.html?f=http%3A%2F%2Fmp3-download.swr.de%2Fswr2%2Fwissen%2Fsendungen%2F2011%2F04%2Fswr2wissen_20110418_recht_zu_sterben_patientenverfuegung.12844s.mp3 [25.19 MB]
(Text: http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=7759148/property=download/nid=660374/1r9x46m/swr2-wissen-20110418.pdf)

Flüchtige Grüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Na da besteht aber in dem Pflegeheim ein Informationsdefizit, sonst hätte man nämlich nicht den Rettungsdienst (der Notarzt ist Teil des Rettungsdienstes, es heißt ja auch Bratkartoffel und nicht Bratskartoffel) alarmiert. Und nicht nur Ärzte versuchen zu Retten, sondern immer ein Behandlungsteam.

Offline IKARUS

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Das Recht zu sterben hat sicherlich jeder Mensch - verdient. Wenn er eine verbindliche Patientenverfügung [PV] hat frage ich mich als Klinikmitarbeiter, wo sie ist, wenn der betroffene Mensch eingeliefert wird. Das Rettungsteam und das Klinikrteam wissen eventuell nichts von einer PV. Diese wird nachgereicht. Schön! Und nun!! Wer denkt an das Personal? Der Patientenwille kann nicht alles sein und wie aktuell ist die PV?? Als Mitarbeiter von Intensivstation und in der Anästhesie kann ich es mir nur sehr schwer vorstellen "einfach den Stecker aus der Stomdose zu ziehen, oder die Hähne zu zudrehen. " Was verlangt der Bürger vom Klinikpersonal/vom Rettungsdienst? Es ist denen doch nicht egal, wenn ein Mensch geht. Es ist um so schwerer, wenn der Patient eine Chance hat, die der Patient nicht absehen konnte beim Verfassen seiner PV. Es wäre aus meienr Sicht besser, wenn die Menschen mehr Verantwortung übernehmen würden, statt ihre Verantwortung auf andere Schultern abzuladen. Auch hier ist Teamgeist gefragt. Es ist nicht leicht Menschen sterben zu lassen, aber schön und erfüllend sie begleiten zu dürfen -so fern wir die Zeit dazu an anderer Stelle freischaufeln können.
Kollegiale Grüße aus dem sonnigen Ruhrgebiet,IKARUS

Offline IKARUS

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Ich kann noch eine Foliensatz zu dem Thema zur Verfügung stellen.
Viel Vergnügen beim Studium!
Kollegiale Grüße
IKARUS

Offline dino

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Bei einem Notfall ist der Arzt der medizinische Supervisor. Nur er ist mir weisungsberechtigt und sonst keiner. Und wenn er nicht irgend einen Nonsens verzappt der den Pat. gefährdet ist das ok und hat sich für mich. Wie bei jedem anderen Thema (aus allen Lebensbereichen) gibt es auch zum Thema PV (zum Teil selbsternannte Ethikspezialisten (Fetischisten). Diese werden überall ein Haar in der Suppe suchen und dann mindestens eines finden. Liegt ein Pat. mit infauster Prognose auf der I erwarte ich vom zuständigen Facharzt nachdem er die Befunde durchging und die Meinung des Behandlungsteams (Fachberater) eingeholt hat eine Entscheidung. Das ist seine Aufgabe. Ein verantwortungsbewusster Arzt erkennt unsere Möglichkeiten bzw. die "Macht" von Krankheiten. Lässt er den Pat. "gehen", nachvollziehbar. Ich persönlich habe so meine Probleme mit dem Alles beherrschenden Willen in einer PV. Wie oft müssen wir übergangsweise Beatmen, an die Dialyse hängen, jemanden ins künstliche Koma legen. Oftmals kennen wir vorher nicht den Ausgang, oftmals kann man aber jemanden Retten. Und oftmals können die Pat. danach wieder alle Phasen des Lebens genießen. Sollen wir dies unterlassen weil dies in der PV steht? Intensivmedizin ohne Risiko gibt es nicht. Nur überwiegt die Zahl der Menschen die durch notfallmedinische Maßnahmen ein Benefit bekamen bei Weitem. Eine verantwortungsbewußte Notfall/Intensivmedizin verlängert nicht den Prozess des Sterbens sondern verlängert die Chance des Lebens. Oder wie es die AHA formuliert: Eine Reanimation ist nicht für Herzen die zu Krank sind um zu Leben sondern für Herzen die zu Gut sind um zu Sterben. Diese Philosophie teile ich zu 100%.
Hier ist es zwar immer noch grau, aber trotzdem viele Grüße
dino

Offline IKARUS

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Und wieder habe ich den Gedanken beim Lesen deiner Zeilen, dass wir ähnlich ticken Dino.
Ich teile deine Gedanken und grüße aus Essen,
IKARUS