Autor Thema: Validation  (Gelesen 7011 mal)

Offline Anita Bingart

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Validation
« am: 26. Dezember 2007, 19:53:41 »
Validation ist eine Kommunikationsmethode mit desorientierten Menschen nach Naomi Feil.
Validation = Gültigkeitserklärung, akzeptieren, wertschätzen.
Validation urteilt nicht sondern akzeptiert!
Wer kennt 4 Ziele der Validation?
Herzliche Grüße
Anita Bingart
 

Offline Anita Bingart

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Re: Validation
« Antwort #1 am: 06. Januar 2008, 12:39:44 »
Validation kann bei Zeitverwirrtheit gut angewendet werden. Bei unseren Tagesgästen die mittags nach Hause müssen um ihre Kinder von der Schule abzuholen, wenden wir die Validation an. Es ist verständlich, dass sich eine Unruhe und Weglauftendenz breit macht, wenn jemend seine Kinder versorgen muss, aber noch nicht zu Hause ist ( jeder kann diese Situation nachvollziehen ). Zuerst gehen wir zu unserer Bushaltestelle ( haben wir von einer netten Ergotherapeutin im Praktikum geschenkt bekommen ) und schauen uns den Fahrplan an, da die Abfahrt um 16 Uhr 15 erfolgt, haben wir noch Zeit. Die Tagesgäste sind beruhigt und lassen sich wieder auf das Geschehen in der Gruppe ein.
Manchmal reicht es nicht an die Bushaltestelle zu gehen, dann begleiten wir den Tagesgast eben bis zur Pforte, bis dahin haben sie so viel andere Eindrücke aufgenommen, so dass sie nicht mehr an ihre Schulkinder denken (das Vergessen ist ein Fluch und auch ein Segen zugleich ).
So kann der Stress für Tagesgäste reduziert werden, es erspart die Gabe von Medikamente, und der Betroffene fühlt sich akzeptiert.
Probiert es ruhig mal aus!
Anita Bingart

Offline Thomas Beßen

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« Letzte Änderung: 17. Dezember 2022, 18:11:39 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Validation
« Antwort #3 am: 18. Mai 2012, 20:49:48 »
Den Begriff VALIDATION habe ich zum erstenmal im Zusammenhang mit Mathe gehört. Er kam mir Jahre später wieder im Zusammenhang mit der Statistik "unter".  Er besagt im Zusammenhang mit Mathe, dass es sich um Gültigkeit handelt.

Als ich begann mich mit dementiell erkrankten Menschen intensiver auseinanderzusetzen, begegnete mir dieser Begriff wieder.
Auch hier soll es darum gehen, dass die Aussage des betroffenen Menschen "gültig" ist. Gültig aus seiner Sicht!

Andres ausgedrück könnte man sagen: "man widerspricht keinem Dementen!" Aber warum nicht?

Dieses Warum könnte die von mir so oft zitierte "liebe alte Oma" beantworten. Sie würde sagen, ohne dass sie wissenschaftlich vorgebildet ist, dass der Widerspruch nur eine Verärgerung des Betroffenen mitsichbringen würde.
Wenn der kleine Peter mit schmerzendem Knie, nach einem Sturz auf dem Fußballplatz, weinend zur Oma gerannt kommt, dann widerspricht sie ihm nicht altklug mit salbenden Worten, sondern sie nimmt seine Geschichte vorbehaltlos an und tröstet ihn.


Zurück zum Beruf!!
Mit der Validationstechnik soll dem Patienten vermittelt werden, dass wir ihn so annehmen wie er sich fühlt.
Bei längerem Nachdenken könnte man auf die Idee kommen, dass diese Gesprächstechnik /-führung  auch für nicht Dementielle angewendet werden könnte, wenn man unnötigen Ärger vermeiden will.
Was der Betroffene sagt entspricht doch seiner Wahrnehmung der Dinge und nicht meiner Wahrnehmung.
Danach kann es um einen Abgleich der unterschiedlichen Wahrnehmung gehen, wenn es nötig ist.

Mit alten Menschen zu kommunizieren ist schon eine Herausforderung, wenn sie dann noch dementiell erkrankt sind, kann das eine Herkulesaufgabe sein.

Es ist ein spannendens Unterfangen sich dieser Herausforderung zu stellen.

Viel Erfolg bei den validierenden Gespräch mit der Patientin und dem Kollegen!!
Kommunikative Grüße, IKARUS



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Offline Thomas Beßen

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Re: Validation
« Antwort #4 am: 19. Mai 2012, 11:40:16 »
Sehr informativ, deine Ausarbeitung*, IKARUS!
Schönen Gruß ins Ruhrgebiet!
Thomas

* sollte man sich auf die eigene FP holen... 8-)
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Validation
« Antwort #5 am: 20. Mai 2012, 18:45:04 »
Danke für die Blumen Thomas!
Es macht doch nur Sinn Wissen zu produzieren, wenn man es dem Pflegenachwuchs auch zur Verfügung stellt.

Sicherlich ist bereits viel zur Kommunikation verfasst worden, aber mal um eine andere Ecke denken und es anders formulieren, kann den Horizont erweitern.
Es geht mir ja nicht um Leichtigkeit sondern, es geht mir um Vielfältigkeit.
Je fasscettenreicher ich meine Arbeit gestalten kann, desto individueller kann ich auf den einzelnen Patienten/Bewohneer eingehen und meine Arbeit planen, gestalten und durchführen.
Bei der Kommunikation ist noch ein weitere Begriff für mich wichtig, der ebenso berücksichtigt werden muss.
Es geht mir da um die Kongruenz. Denke ich auch das, was ich sage? An meiner Körpersprache kann die/der Gegenüber -  so er geschult ist (durchs Leben oder mittels Studium) - das meine Aussage stimmig ist. Verhalte ich mich aber körpersprachlich anders als mein gesprochenes Wort, kann es zum Bruch in der kommunikativen Beziehung kommen.
Sonnige Grüße aus dem Pott - dem Ort wo Meister gekürt werden!!!
Ikarus