Autor Thema: "Häusliche Pflege - Die Unschätzbaren" - Betreuung Dementer zu Hause…  (Gelesen 3375 mal)

Offline Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.161
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
"Frau Ledo, Frau Gruhn und Herr Lemsky haben sich entschieden, demenzkranke Familienmitglieder selbst zu pflegen. Aus Liebe, auch aus Pflichtgefühl. Ihr Berufsleben steht still, ihre Partnerschaften leiden - oft jahrelang.

Für Maria Luisa Ledo hat Würde auch etwas mit Lippenstift zu tun. Immer, wenn Besuch kam, hat sie ihn aus dem Bad geholt, für ihre Mutter: Sie hat die leicht geöffneten Lippen der 85-Jährigen geschminkt, ein paar rostrote Tupfen auf die markanten hohen Wangenknochen gesetzt und sie mit den Fingern verstrichen. „Sie war eine Dame, meine Mama“, sagt Ledo. Zehn Jahre lang hat sie sich um ihre Mutter gekümmert. Hat sie aus Spanien zu sich nach Köln geholt, als klar war, dass sie dort nicht mehr allein zurechtkommen würde. Hat mit ihr das Fortschreiten der Demenz durchlebt, bis sie nicht mehr gehen konnte, bis sie aufhörte zu essen, zu sprechen.

Zuletzt machte sie sich nur noch mit kleinen, nervösen Gesten verständlich. Wenn im Fernsehen eine Kochsendung lief, wurden ihre Hände unruhig. Sie begannen, auf der bunten Decke zu wühlen, zu tasten, zu kramen. Dann reichte Maria Ledo ihr eine Kartoffel. Zur Küche gehört die Kartoffel: Diese Verknüpfung war im Geist der alten Frau stabil geblieben. Erst wenn sie eine raue Knolle in ihrer Hand hin und her wenden konnte, wurden ihre Finger wieder ruhiger. Ein letztes Zeichen einer schwindenden Persönlichkeit. In einem Heim, davon ist Ledo überzeugt, wäre das unbemerkt geblieben. ..."


Fundstelle im Netz: http://www.fr-online.de/panorama/die-unschaetzbaren/-/1472782/4923494/-/index.html

Winterliche Grüße!
ThoBe

Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.