Autor Thema: Pflegediagnosen bei der praktischen Prüfung...  (Gelesen 14289 mal)

Offline Thomas Beßen

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Pflegediagnosen bei der praktischen Prüfung...
« am: 31. August 2010, 12:39:05 »
Liebe UserInnen,
den Morgen über beschäftigte ich mich u.a. mit der aktuellen Gesundheits- und Krankenpflegeprüfung und las dabei nochmals die Bewertungsbögen zur praktischen Prüfung durch (s. auch http://www.pflegesoft.de/forum/index.php/topic,780.0.html). Dabei fielen mir zwei sehr unterschiedliche Arten der Prüfungsaufgabenbeschreibungen (auf der 1. Seite des Bogens) auf. Einmal etwa so:

Hauptpatientin Frau X. in Zimmer Y mit
•  offener Sigmaresektion und AP-Anlage,
•  Zustand nach Stimmband-OP (Knoten) und
•  art. Hypertonie;

Nebenpatient Herr Y. in Zimmer Z mit
•  perforierter Cholezystitis,
•  Depression,
•  Vacuum-assistierte Wundverschlusstherapie,
•  Hypertonie und
•  KHK.

Und einmal so:

Hauptpatientin Frau X. in Zimmer Y mit
•  Stuhlinkontinenz
•  Selbstwertgefühl, situationsbedingt geringes
•  Selbstversorgungsdefizit Toilettengang
•  Selbstversorgungsdefizit Waschen/Körperpflege
•  Hautintegrität, beeinträchtigt
•  Infektionsgefahr
•  Mobilität, beeinträchtigt
•  Verbale Kommunikation, beeinträchtigt
•  Hoffnungslosigkeit bzw. Angst/Sinnkrise

Nebenpatient Herr Y. in Zimmer Z mit
•  Hautintegrität, beeinträchtigt
•  Infektionsgefahr
•  Identität, gestörte persönliche
•  Selbstwertgefühl, chronisch geringes
•  Herzleistung, reduziert
•  Wissensdefizit

Diese zweite, pflegezentrierte Darstellung kommt mehr auf den Punkt und vermittelt direkter und auch prägnanter, konkreter die Pflegebedürftigkeit des Patienten…

Viele Grüße!
Thomas Beßen
« Letzte Änderung: 31. August 2010, 12:44:37 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Pflegediagnosen bei der praktischen Prüfung...
« Antwort #1 am: 31. August 2010, 15:24:02 »
Was bedeutet Wissensdefizit?
a) einfach strukturierte Persönlichkeit?
b) weiß über seine Krankheit nicht Bescheid?
falls b)
1.- Pat. wurde nicht qualifiziert aufgeklärt?
2)- Pat wurde aufgeklärt hat es aber nicht verstanden und aus Scham nicht nachgefragt?
3)- Pat wurde augeklärt hat es aber aufgrund seiner Depression verdrängt?
4) Pat wurde aufgeklärt aber aufgrund seiner desaströsen Lebenseinstellung ist es ihm egal?
Und nein, die zwote Darstellung läßt eben die Hauptdiagnose vermissen, und diese gehört nunmal dazu, den Rest würde ich fast durchgehen lassen. Aber es besteht nämlich ein winzig kleiner, ja. ich gebe es zu, ein gaanz kleiner Unterschied zwischen einer perforierten Cholezystitis und z. B. einem Ulcus cruris. Mal abgesehen von der Lage gibt es da kleine Unterschiede in der Ernährung. Und unter einer verminderten Herzleistung kann man sich alles Mögliche vorstellen, ein bißchen genauer wäre hilfreich.

Offline Thomas Beßen

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Re: Pflegediagnosen bei der praktischen Prüfung...
« Antwort #2 am: 31. August 2010, 16:01:41 »
Hallo Dino,
genau, das ist ja immer die Frage: was bedeutet z.B. hier Wissensdefizit und wie kommt es zustande usw.. Im Buch NANDA Pflegediagnosen 2007-2008 (1. Auflage, Bad Emstal 2008) wird z.B. Fehlendes Wissen (näher zu bestimmen)* so definiert: "Mangel oder Defizit an kognitiven Informationen bezogen auf ein spezielles Thema" und folgendermaßen ergänzt:

Bestimmende Merkmale
• Äußerung des Problems
• Übertriebenes Verhalten
• Unangemessenes Verhalten (z.B. hysterisch, ablehnend, agitiert, apathisch)
• Ungenaue Testdurchführung
• Ungenaues Umsetzen der Anweisungen

Beeinflussende Faktoren
• Fehlende Erinnerung
• Fehlender Zugang zu Informationen
• Fehlendes Interesse am Lernen
• Fehlinterpretation der Information
• Kognitive Einschränkung
• Unvertrautheit mit Informationsquellen


* Die Klammer gehört hier zur Definition nach NANDA und fordert uns quasi auf, deine Fragen zu stellen, die genaue(n) Ursache(n) heraus zu stellen. Ähnlich ergänzend sollte man auch natürlich mit den anderen PD umgehen, nur so macht das Ganze Sinn. Und hilft dann ungemein...

Schönen Gruß!
Thomas

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