Autor Thema: Urinableitung  (Gelesen 22121 mal)

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Urinableitung
« am: 26. März 2007, 16:08:00 »
K2005 ZSP Rheinblick             12/2006
Name : Alexander S. Heilhecker         

Urinableitung

Harnableitung

Definition

Ableitung des Harns durch Punktion, Katheterisieren oder operativ
Verbindung der ableitenden Harnwege mit der Haut,
dem Darm od. einem Darmreservoir


Zu den ableitenden Systemen zählen:

Externe Urinableiter
Katheterisierung
Kondomurinal

Externe Urinableiter

Bei immobilen Männern mit retrahiertem (zurückziehen) Penis und bei Frauen werden externe Urinableiter (Urinkollektoren) angeboten.
Diese werden mittels einer selbstklebenden Hautschutzplatte (wie bei
der Stomaversorgung) angebracht. Der Genitalbereich muss vorher rasiert werden. Der Urin wird in ein Sammelbeutel geleitet.

Katheterisierung

Katheter zur Harnableitung werden auf zwei Arten gelegt:

•   Transurethrale Harnableitung
Bei der transurethralen Harnableitung wird ein spezieller Blasenkatheter
von außen durch die Harnröhre („trans-urethral“) in die Blase vorgeschoben.

Das transurethrale Katheterisieren stellt ein hohes Infektionsrisiko für Nieren und Harnwege dar.
Daher sind eine akribische und aseptisches Vorgehen erforderlich.


•   Suprapubische Blasendrainage und Blasenpunktion

Bei der suprapubischen Blasendrainage wird der Katheter durch die Bauchdecke hindurch in die Blase eingeführt.
Dieses Verfahren ist bei fachgerechter Durchführung im Vergleich zur transurethralen Katheterisierung komplikationsärmer
(mechanische Verletzungen, Infektion), berührt nicht den Intimbereich des Patienten und ermöglicht ein Blasen- und Kontinenztraining.
Aufgrund dieser Vorteile wird die suprapubische Blasendrainage zunehmend häufig angewendet.

Indikationen:
•   Der suprapubischen Blasendrainage entsprechen denen der
transurethralen  Harnableitung.
•   Harnröhrenverletzung
•   Harnröhrenverengungen 

Bei Blasentumoren, Blutgerinnungsstörungen, nicht füllbarer Blase und bei Schwangeren darf die suprapubische Blasendrainage nicht durchgeführt werden.

Nephrostomie

Bei einer Nephrostomie (Nierenfistel) wird das Nierenbecken durch
das Nierengewebe hindurch drainiert und der Urin über einen Katheter durch die Haut nach außen abgeleitet.
Eine Nephrostomie kann während einer Nierenoperation eingelegt werden,
um die Harnableitung postoperativ sicherzustellen.
Sie kann aber auch zur Dauerharnableitung bei Abfluss-Störungen indiziert sein und wird vom Arzt dann unter sonographischer Kontrolle perkutan eingeführt. Nach dem Einlegen wird der Katheter geblockt und mit einigen Nähten fixiert. Bei komplikationslosem Verlauf wird der Nephrostomiekatheter alle 4-6 Wochen gewechselt.











Kondomurinal

Männer können das Kondomurinal in verschieden Ausführungen  verwenden.
Der Urin wird über ein Kondom (Rolltrichter)  in einen Sammelbeutel abgeleitet.

Die Kondome bestehen aus Latex oder synthetischen Material,
sind selbstklebend oder werden mit Haftstreifen oder Hautkleber am Penis befestigt.
Die Sicherheit ist von der Auswahl eines passgenauen Kondoms abhängig,
Penislänge und –umfang sind zu berücksichtigen.
Der Umfang wird mittels Schablone oder Maßband ermittelt.


Katheterisieren der Harnblase

Definition

Als Katheterisieren wird das Einführen eines Katheters in Köperorgane bezeichnet. Es dient der Entleerung von Flüssigkeit.
Hier wird vom Blasenkatheter gesprochen, durch den auch Spülungen vorgenommen werden können.

Indikation

Diagnostische Indikationen für eine Blasenkatheterisierung sind z.B.:

•   Exakte Überwachung der Harnausscheidung
•   Bestimmung des Blasendrucks
•   Gewinnung kontaminationsfreier Urinproben
•   Radiologische Untersuchung

Therapeutische Indikationen sind:

•   Akuter Harnverhalt, z.B. postoperativ
•   Chronischer Harnverhalt
•   präoperative und intraoperative Entleerung der Blase
•   Spül- und Instillationsbehandlung (Verabreichung von Medikamenten)

Kathetermaterialien und –arten

Welches Kathetermaterial gewählt wird, hängt von der voraussichtlichen Liegezeit des Katheters ab. Der Katheter muss trotz ständigen Kontakts
mit Urin und anderen Sekreten geschmeidig und borkenfrei bleiben, und er darf die Schleimhäute von Harnblase und Harnröhre weder mechanisch noch durch Abgabe chemischer Substanzen (z.Bs. sog. Weichmacher) schädigen.

Dauerkatheter zur Langzeitdrainage bestehen aus Silikon,
ggf. mit Teflon-Beschichtung.

Für Kurzzeitdrainage kann ein Silikon-Latex-Katheter gewählt werden.

Einmalkatheter bestehen in der Regel aus PVC-Kunststoff




Katheterstärken

Die Katheterdurchmesser werden in Charriére, kurz Ch, angegeben.
1 Charriére entspricht 1/3mm.
Übliche Katheterstärken bei Männern sind 14-18 Ch,
bei Frauen 12-14 Ch und bei Kindern 8-10 Ch.


Legen eines Blasenkatheters
Zum Legen eines Blasenkatheters wird benötigt:

1 Katheterset
   Inhalt:
•   Einschlagtuch zum Schaffen einer sterilen Arbeitsfläche
•   Wasserundurchlässige Schutzunterlage
•   Schlitz-, Lochtuch
•   Ein Paar Handschuhe
•   Anatomische Pinzette
•   Anästhesierendes Gleitgel
•   Ca. 30ml Schleimhautdesinfektionsmittel
•   6 Kugeltupfer
•   Auffangschale
•   Spritze mit 10ml Aqua destillata
•   2 sterile Katheter (davon einer als Reserve)
•   1 steril verpacktes, geschlossenes Urinauffangsystem
•   1 Klemme


Durchführung

•   Patienten informieren
•   Intimtoilette durchführen (lassen)
•   Intimsphäre des Patienten schützen
•   Richtig positionierte ausreichend große Arbeitsfläche herstellen
•   Hände desinfizieren
•   Sterile Arbeitsfläche schaffen
•   Steril eingepackte Materialien unter aseptischen Bedingungen öffnen
und auf die sterile Arbeitsfläche fallen lassen.
•   Schleimhautdesinfektion über Kugeltupfer gießen oder in separate Schalle füllen.

Die weiteren Arbeitsschritte sind unterschiedlich,
je nachdem, ob eine Frau oder Mann katheterisiert wird.

•Gelegten Katheter an geeignetes Urinauffangsystem anschließen.


Pflege bei liegendem Blasendauerkatheter

•   Dauerkatheter regelmäßig auf Durchgängigkeit überprüfen.
•   Vor Pflegemaßnahmen am Katheter Hände desinfizieren.
•   Zusätzlich zur Intimhygiene zweimal täglich Harnröhreneingang
und Katheter mit Schleimhautdesinfektion reinigen.
•   Borkenbildung vermeiden (Sekretverkrustungen mit Schleimhautdesinfektion entfernen)
•   Auf hygienischen Umgang mit dem Urinauffangsystem achten
d.h. Urin nur aus geeigneter Urinentnahmestelle abpunktieren,
Ablaßhahn stets in die Schutzkappe stecken und das System nie auf dem Boden ablegen.
•   Katheter und Urinauffangsystem nicht voneinander trennen.
•   Abknickung und Kompression vermeiden,
da Harnstagnation, die Keimvermehrung und damit eine Infektion
der ableitenden Harnwege begünstigt.
•   (Mobile, Bettlägerige) Patienten darauf hinweisen, dass sie den Urinbeutel nicht über Blasenniveau anheben dürfen.

Katheterwechsel

Alle 2-6 Wochen wird der Blasenkatheter auch bei komplikationsloser Liegezeit auf Arztanordnung gewechselt:

•   Material richten: 20-ml- Spritze, Auffangschale, Bettschutz, Material für die Intimtoilette, Schutzhandschuhe, Händedesinfektionsmittel,
•   Patienten auf rücken lagern und Bettlaken durch Unterlage schützen.
•   Auffangschale zwischen die Beine des Patienten platzieren,
•   Spritzkonus in das zum Ballon führende Ventil einführen,
•   Flüssigkeit aus Ballon restlos absaugen, Katheter vorsichtig herausziehen,
•   auf Inkrustationen (Verkrustung, Ablagerung) kontrollieren und abwerfen.
•   Intimwäsche vornehmen (lassen) und Patienten bequeme Position ermöglichen.
•   Neuen Katheter, wie in „Legen eines Blasenkatheters“ beschrieben, legen.


Katheterentfernung 

Zum Entfernen eines transurethralen Verweilkatheters empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

•Material richten: 20-ml- Spritze, Auffangschale, Bettschutz, Material für die Intimtoilette, Schutzhandschuhe, Händedesinfektionsmittel,
•Patienten auf rücken lagern und Bettlaken durch Unterlage schützen.
•Auffangschale zwischen die Beine des Patienten platzieren,
•Spritzkonus in das zum Ballon führende Ventil einführen,
•Flüssigkeit aus Ballon restlos absaugen, Katheter vorsichtig herausziehen,
•auf Inkrustationen (Verkrustung, Ablagerung) kontrollieren und abwerfen.
•   Intimwäsche vornehmen (lassen) und Patienten bequeme Position ermöglichen.

Lässt sich der Ballon nicht entblocken, muss ein (Fach-)Arzt hinzugezogen werden. Keine selbständige Manipulation (Veränderung) vornehmen!




Quellen

THIEMEs Pflege Professionalität erleben
S. 277-282
Pflege Konkret  (Innere Medizin 2 Auflage)
S.472-474 ; 476-478

Für Anschauungsmaterial, Danke an :
Firma Urokink AG
Ludwig-Schlepper-Str. 1b-c
31848 Bad Münder      Telefon: 05042-989874

EVIM (Evangelischer Verein für Innere Mission)
Wohnpflegehaus
Pfitznerstr. 9
65185 Wiesbaden      Telefon: 0611-95147-0

Kur Apotheke
An den Quellen 3
65183 Wiesbaden      Telefon: 0611-306531



Offline Thomas Beßen

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Re: Urinableitung
« Antwort #1 am: 26. März 2007, 17:44:05 »
Einfach beispielhaft gut!! Ich hoffe, andere Ausarbeitungen des Kurses K 2005 RB zum Themenbereich 8.2 folgen bald...
Herzliche Grüße, bis spätestens Donnerstag!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.